Ja, tatsächlich von uns Schwangeren – und nicht umgekehrt! Wir können es unserer Hebamme und uns nämlich sehr viel leichter machen, wenn wir von Anfang an ein paar Dinge beachten. Hebammen haben einen sehr schönen, aber auch harten Job. Es geben immer mehr auf, weil sie zu wenig verdienen bzw. die Versicherungssummen so hoch sind. Diejenigen, die ihren Beruf weiterhin ausüben, haben inzwischen so viele Anfragen, dass sie Schwangeren oft schweren Herzens absagen müssen. Doch eine Hebamme ist Gold wert: Jede Frau, die in der Schwangerschaft zum Beispiel Magenprobleme hatte oder im Wochenbett Stillschwierigkeiten, weiß das nur zu gut. Bettina Breunig, langjährige Hebamme aus Hamburg, sagt, worauf es ihr ankommt.
1. Du musst schnell sein
Du bist schwanger? Glückwunsch! Eigentlich möchtest du dich jetzt erstmal an den Gedanken gewöhnen, es deinem Partner sagen und dann noch den großen Ultraschall im 3. Monat abwarten. So sollte es auch sein, davon bin ich überzeugt! Doch inzwischen lautet meine Empfehlung so: Nimm nach dem positiven Schwangerschaftstest so bald wie möglich das Telefon in die Hand und klingele bei den Hebammen durch. Es gibt nämlich leider immer weniger Geburtshelferinnen – und das nicht nur in den Großstädten. Ich kenne Frauen, die Dutzende Absagen bekommen haben um am Ende gar keine Hebamme mehr gefunden haben. Besonders wenn dein Kind in der Sommerferienzeit oder zu Weihnachten auf die Welt kommt, solltest du dich früh kümmern.
2. Halte dir am Anfang viele Optionen offen
Es ist nicht nur dein Eindruck: Wenn man schwanger ist, muss man sich um sehr viel kümmern und vor allem sehr viele Entscheidungen treffen. Schon allein für die Geburt: Welches Krankenhaus ist das Beste für mich? Möchte ich eine Beleghebamme, die mit mir zur Geburt ins Krankenhaus kommt – und zwar egal, zu welcher Uhrzeit mein Baby auf die Welt kommt? Oder will ich lieber ins Geburtshaus? Bevor du dich zu sehr unter Druck setzt: Schaue dir viele Sachen an, setze dich im Zweifelsfall auf die Warteliste oder melde dich an. Absagen kannst du immer noch, wenn du dich anders entschieden hast.
3. Lass das ewige Googeln
Einmal „Schwangerschaft und Rückenschmerzen“ bei Google eingeben – und schon hat man rund 450.000 Treffer bzw. zig Gründe, woran das alles liegen kann. Es macht schon Sinn, sich in der Schwangerschaft Informationen zu holen. Noch wichtiger finde ich allerdings, sich nicht verrückt machen zu lassen. Oft werden im Internet mehr Schauergeschichten als positive Erlebnisse ausgebreitet – und die können auch unterbewusst deine Psyche negativ beeinflussen. Frage bei Problemen oder Sorgen lieber deinen Arzt oder mich.
4. Sprich auch schwierige Themen an
Du hast bisher geraucht oder Alkohol getrunken? Ich höre immer wieder, dass es wirklich schwer sein kann, für das Baby darauf zu verzichten, auch wenn du weißt, dass es für seine Gesundheit unabdingbar ist. Bitte sprich mich an, wenn du es nicht alleine schaffst. Entweder kann ich dir direkt weiterhelfen, indem wir zum Beispiel deine Routinen ansehen und versuchen, diese gemeinsam zu ändern. Oder ich habe Kontakte zu anderen Experten, einem Hypnotiseur oder einer Meditationslehrerin zum Beispiel, die weiterhelfen können.
5. Vertraue deiner Intuition
Jetzt sagst du bestimmt, du weißt nicht, wie das geht. Am Anfang kann es auch schwierig sein, wenn man sich an die neue Situation mit dem Baby im Bauch gewöhnen muss und sich der Körper so rasant verändert. Ich stelle aber immer wieder fest, dass Schwangere sich schon die richtigen Gedanken machen, auch wenn sie sie noch nicht in Worte fassen können. Wenn ich merke, dass du schon einen Lösungsansatz hast, dich aber nicht traust, frage ich konkret nach: „Und was denkst du, was dir jetzt gut tun würde?“ Oft bist du schon auf der richtigen Spur, ansonsten helfe ich nach.
6. Übertreibe es nicht, vor allem beim Sport
Du bist sportlich und bewegst dich gerne? Das ist prinzipiell toll. Nur weil man schwanger ist, muss man ja nicht wie auf Eiern laufen. Bewegung und eine gute Durchblutung tun auch deinem Kind gut. Du wirst aber im Laufe deiner Schwangerschaft immer wieder merken, dass es deinem Körper trotz deiner guten Konstitution zu viel wird. Übelkeit und Müdigkeit am Anfang der Schwangerschaft können zum Beispiel ein Zeichen dafür sein, dass du zu viel machst. Ruhe ist auch in den letzten vier Wochen der Schwangerschaft sehr wichtig, da der Körper dann noch mal mit einer größeren Hormonumstellung beschäftigt ist. Spinnig-Kurse kurz vor der Geburt finde ich deshalb ungeeignet. Übrigens ist meine Erfahrung, dass viele Probleme in der Stillzeit davon kommen, dass die Frauen keine Energiereserven mehr haben.
7. Redet nicht mit jedem über alles
Du musst nicht allen erzählen, wie du dir die Geburt vorstellst, welchen Namen du deinem Kind geben möchtest oder wann der genaue Geburtstermin ist. Es wird immer jemanden geben, der deine Entscheidungen anzweifelt oder dich mit gut gemeinten Ratschlägen nervt. Sag zum Beispiel lieber „Ich bekomme mein Kind Ende Mai“ statt „Ich habe am 25. Mai Termin.“ Wenn du nämlich später dran bist, wirst du dich jeden Tag vor lauter „Hast du schon Wehen? Ist dein Baby schon da?“-Anfragen kaum retten können. Und vielleicht weißt du ja: Nur 4 Prozent der Kinder kommen am errechneten Termin auf die Welt.
8. Habe bei der Geburt Vertrauen
Es ist wichtig und richtig, dass du dir im Voraus überlegst, wie deine Geburt im Idealfall ablaufen soll und was du in den Kreißsaal mitnehmen möchtest. Doch jede Geburt ist anders. Die Ärzte und auch wir Hebammen müssen manchmal schnell medizinische Entscheidungen treffen und können diese aus Zeitmangel bzw. konzentrierter Arbeit nicht kommunizieren. Das ist oft auch für deinen Partner schwer auszuhalten, dass er nur hilflos dabei stehen kann. In dem Fall hilft aber nur eines: Dem Personal einen Vertrauensvorschuss geben und die Kontrolle abgeben.
9. Plane schon vor der Geburt für nach der Geburt
Wie viel Besuch möchtest du haben? Wann und wie lange? Wer kauft ein, wer kümmert sich um die Wäsche? Das sind alles Dinge, die dir als Schwangere banal erscheinen, sie sind im Wochenbett aber sehr, sehr wichtig. Viele Frauen schaffen es meiner Erfahrung nach nur, sich ein paar wenige Tage ausschließlich ums Kind zu kümmern, danach sind sie schon wieder die Alltagstress. Besser: Vorher konkret überlegen, was nach der Geburt gemacht werden muss, und Aufgaben an den Papa, Familie und Freunde verteilen. Keiner der Menschen, die dir nah sind, wird dir den Wunsch abschlagen, z.B. eine Suppe zu kochen oder das Geschwisterkind aus der Kita abzuholen.
10. Halte dich an die Absprache mit deiner Hebamme
Ich weiß nur zu gut, wie aufgeregt, emotional und müde du nach der Geburt bist. Trotzdem solltest du oder der frisch gebackene Papa in den Stunden danach eine SMS an mich schicken und Bescheid sagen, dass deine kleine Maus da ist. Nicht so toll ist es, wenn du zum Beispiel an einem Freitag nach drei Tagen aus dem Krankenhaus nach Hause kommst und mir dann schreibst „Könntest du morgen früh vorbeikommen?“. Ja, auch wir Hebammen haben ein Privatleben.
11. Schenke keine Schokolade
Nicht falsch verstehen, Merci-Schokolade ist wirklich lecker. Vielleicht ist das auch der Grund, dass sich damit 90 Prozent der Frauen beim Geburtsteam bedanken. Zwar sind Süßigkeiten toll, noch besser kommt aber etwas Abwechslung an, z.B. Kaffee oder Tee an und besonders eine persönliche Karte. Geld ist auch immer gut. Als ich noch auf der Geburtsstation im Krankenhaus gearbeitet habe, haben wir uns davon ein Sofa für den Aufenthaltsraum gekauft.