Das gemeinsame Essen am Familientisch ist eine wunderbare Gelegenheit, um eine gesunde und freudvolle Beziehung zum Essen zu fördern. Kinder sollten das Essen genießen, ihr Sättigungsgefühl spüren und ihren eigenen Geschmack entdecken können. Das können wir ihnen als Erwachsene vorleben. Aber auch bei unserer Wortwahl sollten wir am Esstisch vorsichtig sein. Oft ist uns nämlich gar nicht bewusst, welche negativen Effekte bestimmte Aussagen haben können. Anstatt das gewünschte Verhalten zu fördern, erreichen sie oft das Gegenteil. Diese 11 Sätze solltest du deshalb unbedingt vermeiden, wenn du mit deinem Kind am Tisch sitzt:
1. Du bleibst so lange am Tisch sitzen, bis du aufgegessen hast!
Mit diesem Satz setzt du dein Kind unter Druck und machst das Essen zum Zwang. Das kann dazu führen, dass dein Kind keine ungesunde Beziehung zum Essen entwickelt und es als Strafe ansieht. Dabei sollte mit Essen weder bestraft noch belohnt werden. Außerdem verlieren Kinder durch solche Aussagen das Gefühl für ihr eigenes Sättigungsgefühl. Denke dran, dass Kinder oft nicht so viel essen können wie Erwachsene. Daher ist es besser, ihnen zunächst nur eine kleine Menge auf den Teller zu geben.
2. Wenn du aufisst, bekommst du später was Süßes!
Dieser Satz kann dazu führen, dass dein Kind Süßes viel zu wichtig nimmt und gesundes Essen nicht genug schätzt. Außerdem denkt dein Kind dann, dass es erst das „Ekligere“ essen muss, um an das „Leckere“ zu kommen. Das ist nicht gut für eine gesunde Einstellung zum Essen. Besser ist es, Süßigkeiten einfach zusammen mit anderen Lebensmitteln anzubieten, ohne sie zu bewerten. So lernt dein Kind, dass Essen nicht mit einer Belohnung oder Bestrafung verbunden ist.
3. Weißt du, wie lange ich für das Essen in der Küche stand?
Klar ist es ärgerlich, wenn man viel Zeit in die Zubereitung steckt und dann das Essen nicht gegessen wird. Aber dein Kind hat auch ein Recht darauf, versorgt zu werden, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen. Statt Vorwürfe zu machen, lade dein Kind lieber ein, dir beim nächsten Mal in der Küche zu helfen. Das schafft eine positive Atmosphäre und fördert die Wertschätzung für das Essen.
4. Iss doch wenigstens drei Löffel!
Essen sollte keine Verhandlungssache sein. Wenn dein Kind jetzt nichts essen möchte, gibt es bestimmt einen Grund dafür. Statt Druck auszuüben, ist es besser, herauszufinden, warum dein Kind gerade keinen Appetit hat. Vielleicht ist es müde, abgelenkt oder einfach nicht hungrig.
5. Probiere doch wenigstens einmal!
Mit der Aussage „Probiere doch wenigstens einmal“, könntest du unbeabsichtigt die Ablehnung oder Widerstände deines Kindes fördern. Jeder hat seine eigenen Vorlieben und Abneigungen gegenüber bestimmten Lebensmitteln, und das ist völlig okay. Statt dein Kind zu drängen, etwas zu probieren, was es nicht mag, ist es besser, eine entspannte Atmosphäre beim Essen zu schaffen.
Biete mehr als nur eine Option an, sodass dein Kind die Möglichkeit hat, etwas zu wählen, das es gerne isst. So förderst du sein Gefühl von Selbstwirksamkeit und das gemeinsame Essen wird zu einem positiven Erlebnis für die ganze Familie.
6. Du musst mehr Gemüse essen, das ist gesund/ gut für dich!
Mit dem Satz wird Gemüse schnell zum Feind. Kinder könnten denken, dass sie nur „gut“ sind, wenn sie bestimmte Lebensmittel essen. Einige Gemüsearten haben aber einen bitteren Geschmack, an den sich Kinder erstmal gewöhnen müssen. Also verzweifle nicht, wenn dein Kind nicht auf anhieb den Brokkoli mag und lasse ihm Zeit. Kinder essen selten so, wie Ratgeber es empfehlen – und das ist okay!
Es ist besser, Gemüse nicht als Pflichtaufgabe darzustellen, sondern als eine Möglichkeit, verschiedene Geschmacksrichtungen zu entdecken. Probiere das Gemüse auf verschiedene Arten zuzubereiten und finde heraus, was deinem Kind am besten schmeckt. So wird Gemüse zu einer positiven Erfahrung.
7. Du willst doch groß und stark werden?
Mit dieser Aussage könntest du unbeabsichtigt ein ungesundes Körperbild deines Kindes fördern. Stell weniger das äußere Erscheinungsbild in den Vordergrund, sondern vielmehr die Gesundheit und das Wohlbefinden. Denn gesunde Ernährung macht nicht nur fit, sondern auch glücklich. So lernt dein Kind, dass sein Wert nicht davon abhängt, wie es körperlich gebaut ist und du förderst eine gesunde Körperwahrnehmung deines Schatzes.
8. Du isst zu viel/ zu wenig!
Wenn du die Essensmenge kommentierst, könntest du unbewusst dazu beitragen, dass dein Kind sein Essverhalten verändert, möglicherweise bis hin zur kompletten Verweigerung von Essen. Überlass deinem Kind die Entscheidung, wie viel es essen möchte. Jedes Kind hat ein individuelles Sättigungsgefühl und es ist wichtig, dass es lernt, darauf zu hören.
9. Mit Essen spielt man nicht!
Es ist wichtig, dass Kinder die Möglichkeit haben, Essen auf spielerische Weise zu erkunden und mit allen Sinnen zu erleben. Indem sie verschiedene Texturen, Farben und Geschmacksrichtungen entdecken, entwickeln sie nicht nur ihre Sinne, sondern auch ein positives Verhältnis zum Essen. Lass dein Kind also neue Lebensmittel auf seine Weise kennenlernen und ausprobieren – auch wenn das mit Matschen, „Spielen“ und experimentieren verbunden ist.
10. Was möchtest du essen?
Im schlimmsten Fall gibt es die ganze Woche Dino-Nuggets und das ist natürlich keine Option. Mit der Frage gibst du deinem Kind zwar eine gewisse Kontrolle über seine Ernährung, aber zu viel Kontrolle kann auch überfordern. Wenn du deinem Kind wiederum gar keine Wahl lässt, kann das Frust auslösen und es dazu bringen, sich zu widersetzen. Es ist also wichtig, eine Balance zu finden.
Entscheide du zum Beispiel, was auf dem Speiseplan für die nächste Woche steht. Aber dein Kind entscheidet, wann und wie viel es von welchem Gericht essen möchte. Auf diese Weise erhält dein Kind eine gewisse Autonomie, während du den Überblick über die gesunde Ernährung behältst.
11. Du magst das doch eh nicht!
Es ist wichtig, dass Kinder die Möglichkeit haben, sich beim Essen auszuprobieren, ohne Einschränkungen. Hindere es also nicht von vornherein daran, auch wenn du vielleicht wirklich schon weißt, dass es ihm nicht schmecken wird. Erst indem sie verschiedene Lebensmittel testen, entwickeln sie ihre Vorlieben und Abneigungen. Und vielleicht überrascht dich dein Kind ja doch mit seinem Geschmack?
Vermeide es außerdem, dein Kind als „picky eater“ zu bezeichnen, da das dazu führen kann, dass es sich diesem Label entsprechend verhält. Ermutige es stattdessen, neue Dinge zu probieren, ohne ihm ein bestimmtes Etikett aufzudrücken.
Na, ist dir einer der Sätze auch schon mal rausgerutscht?
Kann passieren. Sei dir aber immer bewusst, dass deine Worte als Elternteil eine starke Wirkung auf deine Kinder und ihr Essverhalten haben können. Indem du bewusst und achtsam mit deinen Worten umgehst und ein positives Essverhalten vorlebst, kannst du dazu beitragen, dass dein Kind eine gesunde Beziehung zum Essen entwickelt und langfristig gesunde Essgewohnheiten erlernt.
Kennst du noch weitere Sätze, die nicht in der Liste sind und die dich vielleicht schon in deiner eigenen Kindheit genervt haben?