Rückenschmerzen, Übelkeit, Kopfschmerzen – fast jede schwangere Frau kann davon ein Liedchen singen. Häufig wird dann ein natürliches Mittel empfohlen: Akupunktur! Auch bei der Geburt soll sie helfen. Was Akupunktur in der Schwangerschaft wirklich bewirkt, alles zum Ablauf, welche Krankenkassen die Kosten übernehmen und Erfahrungen von Mamas liest du hier!
1. Auf einen Blick
- Akupunktur in der Schwangerschaft gehört zu den alternativen Heilmethoden.
- In mehreren Sitzungen werden feine Nadeln in die Haut gesetzt, um Blockaden zu lösen.
- Beschwerden wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Rückenschmerzen sollen so gelindert werden.
- Auch geburtsvorbereitende Akupunktur gibt es.
- Wissenschaftliche Beweise für die Wirksamkeit sind allerdings rar.
- Trotzdem berichten viele Mamas von positiven Erfahrungen.
- Die meisten Krankenkassen übernehmen die Kosten leider nicht. Unsere Tipps können helfen.
2. Warum und wogegen Akupunktur in der Schwangerschaft helfen kann
Du bist schwanger und dir ist dauernd übel? Du hast über Monate Rückenschmerzen wegen deines Bauchs? Oder deine Geburt steht bald an und du möchtest deinen Körper darauf vorbereiten?
Dann hat dir dein Frauenarzt oder deine Hebamme vielleicht schon Akupunktur gegen die Beschwerden empfohlen. Die feinen Nadeln sollen die Lebensenergien Yin und Yang ins Gleichgewicht bringen, dadurch Störungen und Blockaden lösen und Schmerzen lindern. Die Therapieform stammt aus der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) und wird seit über 2000 Jahren praktiziert.
Lebensenergie, chinesische Medizin – hört sich für unsere Ohren erstmal nach Hokuspokus an. Und ja, ob die so genannten Meridiane (Energiebahnen), deren Fluss mit den Nadeln stimuliert wird, wirklich existieren, ist fraglich.
Und trotzdem: Inzwischen gibt es tatsächlich seriöse wissenschaftliche Untersuchungen, die uns weiterhelfen und die Wirkung der Behandlung auf die Gesundheit belegen. Zumindest teilweise.
Dabei kann Akupunktur in der Schwangerschaft helfen
- Geburtsvorbereitung (mental und körperlich)
- Erholung und Milchbildung nach der Geburt
- Übelkeit und Erbrechen
- Rückenschmerzen, Ischias
- Beschwerden am Beckenboden
- Schlafstörungen, Ängste / Sorgen
Viele Erfahrungen sind positiv, die Wirksamkeit ist wissenschaftlich bislang leider nicht ausreichend belegt. Außer bei Rückenbeschwerden. Hier sieht die Forschung schon anders aus, ca. 60 Prozent Schmerzlinderung versprechen die Nadeln. Einen Versuch ist es also wert!
Akupunktur als Geburtsvorbereitung
Hierauf möchte ich an dieser Stelle etwas ausführlicher eingehen, denn geburtsvorbereitende Akupunktur wird in der Geburtshilfe sehr häufig angeboten.
Auch bei mir stand die alternative Behandlung eigentlich auf der Liste, allerdings wurde sie wegen der Corona-Pandemie damals leider nicht durchgeführt.
Mittlerweile gibt es wieder viele Angebote – zum Glück. Denn viele Mamas berichten von sehr positiven Erfahrungen, wenn es um Akupunktur als Geburtsvorbereitung geht.
Gerade am Ende der Schwangerschaft, also ab der 36. Schwangerschaftswoche (SSW), können die Nadeln dabei unterstützen
- Ängste zu lindern,
- Wehen bei überschrittenem Termin (ET) auszulösen,
- den Wehenschmerz zu reduzieren und
- die Geburtsdauer zu verkürzen.
Ablauf im Video – Vorbereitung auf die Geburt
Spannend: Laura hat ihre geburtsvorbereitende Akupunktur Sitzung aufgenommen und nimmt euch live mit zur Behandlung.
Vorbereitungs-Tipp: Hast du schon einmal von Himbeerblättertee gehört? Der wohltuende Tee soll die Geburt erleichtern.
Nach der Geburt kann Akupunktur
- die Plazenta zur Ablösung verhelfen (hat bei mir tatsächlich funktioniert!),
- Ängste und Sorgen lösen,
- die Milchbildung anregen und
- zur Genesung beitragen.
3. Ist Akupunktur in der Schwangerschaft gefährlich?
Nein, im Grunde gibt es kein Risiko. Die Nebenwirkungen von Akupunktur in der Schwangerschaft sind äußerst gering.
Sehr selten kommt es zu
- Kreislaufproblemen
- Übelkeit
- Müdigkeit
- niedrigem Blutdruck oder blauen Flecken
Wer starke Angst vor Nadeln hat, sollte sich dieser Behandlungsmethode eher nicht aussetzen. Bitte sprich vorab mit deiner behandelnden Ärztin, inwieweit Akupunktur für dich infrage kommt.
4. Ablauf: Akupunktur in der Schwangerschaft
Zunächst geht´s los mit der Diagnostik. Dabei spricht deine behandelnde Therapeutin über das Vorgehen, untersucht dich und macht auch eine so genannte Zungen- und Pulsdiagnose.
Sobald du bereits bist, sticht der Arzt bzw. die Ärztin spezielle, sehr feine Nadeln in deine Haut, und trifft dabei ganz bestimmte Punkte des Körpers, die deine Energien wieder fließen lassen sollen.
Das piekst ein bisschen, ist manchmal auch etwas unangenehm, aber immer schmerzfrei.
Meist reichen sechs bis acht Nadeln, die im Normalfall bis zu einer halben Stunde in deiner Haut bleiben. Wie viele Sitzungen du benötigst, richtet sich nach deinen Beschwerden.
Wo werden die Nadeln gesetzt?
Meist behandelt die Hebamme oder die Frauenärztin folgende Akupunkturpunkte:
- Innenknöchel der Füße
- kleiner Zeh
- unter dem Knie
- seitlich an der Wade
Wichtig: Die behandelnde Person muss eine entsprechende Qualifikation haben!
Wann sollte ich mit der Akupunktur in der Schwangerschaft beginnen?
Das kommt ganz darauf an, weshalb du dir die Nadeln setzen lässt:
- Bei Übelkeit in den ersten Schwangerschaftswochen (SSW)
- Rückenschmerzen meist ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel
- Geburtsvorbereitende Akupunktur beginnt in der 36. bzw. 37. Schwangerschaftswoche
Sprich am besten mit der behandelnden Therapeutin über den optimalen Zeitpunkt der Behandlung.
5. Kosten für Akupunktur in der Schwangerschaft
Die Kosten belaufen sich auf etwa 20 bis 60 Euro pro Sitzung.
Akupunktur in der Schwangerschaft ist leider keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen, sondern eine sogenannte IGel– eine Selbstzahlerleistung. Das heißt, du musst sie selbst beim Arzt bezahlen und bekommst sie im Regelfall auch nicht von der Krankenkasse zurückerstattet.
Tipps
- Trotzdem lohnt sich ein Gespräch mit deiner Kasse – manche geben nämlich einen Zuschuss.
- Einige Kliniken bieten die geburtsvorbereitende Akupunktur als kostenlose Serviceleistung an.
6. Fazit & Erfahrungen: Was bringt Akupunktur in der Schwangerschaft wirklich?
Die Ergebnisse für Akupunktur in der Schwangerschaft sind oft unklar. Die Auswertung aller Studien ergab zwar positive Auswirkungen zugunsten der Akupunktur, insgesamt waren die Effekte jedoch klein und nicht in allen Studien nachweisbar.
Negativ waren die Erlebnisse aber im Grunde nie.
Verglichen wurden zum Beispiel Schwangere, die standardmäßig akupunktiert wurden und und solche, die eine Scheinakupunktur erhielten (Nadeln an anderen Stellen), ohne es zu wissen.
Bei Schmerzempfinden außerhalb der Schwangerschaft: ja! Das haben zum Beispiel Forscher an der Friedrich-Schiller Universität Jena 2015 nachgewiesen – und zwar nach objektiv messbaren Kriterien der Schulmedizin. Die Probanden wurden nämlich unter Vollnarkose gesetzt, damit sie nicht beeinflussbar waren. Dann wurden sie leichten Schmerzreizen ausgesetzt.
Die einen bekamen kein Schmerzmittel, die anderen bekamen eine elektrische Nagelakupunktur. Letztere Probanden zeigten eine deutlich schwächere Schmerz-Reaktion im Gehirn, das heißt, sie spürten weniger Schmerz.
Meine Erfahrung mit Akupunktur kurz nach der Schwangerschaft
Ich habe Akupunktur zwar nicht in der Schwangerschaft ausprobieren können, allerdings kam ich dann kurz nach der Geburt damit in Berührung:
Meine Plazenta wollte sich nach der Geburt von meinem Baby zunächst nicht ablösen, ich habe recht viel Blut verloren und stand kurz vor der OP. Dann hat mir die Ärztin im Krankenhaus ein paar Nadeln gesetzt und schwupps, die Plazenta kam ohne Probleme.
Seit dieser Erfahrung glaube ich wirklich an diese traditionelle Heilmethode und würde sie immer wieder ausprobieren und anderen (werdenden) Eltern empfehlen – hätte ich auch gern während der Schwangerschaft, nur Corona hat mir damals einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Behandlung wurde zu der Zeit leider nicht angeboten.
Im Endeffekt musst du es ausprobieren und sehen, ob dir Akupunktur bei deinen speziellen Problemen hilft und für deinen Körper das richtige ist.
Wichtig ist, dass dein Arzt eine entsprechende Ausbildung dafür hat. Frage bitte nach, bevor du loslegst.
Berichte uns gerne hier von deinen Erfahrungen vor oder nach der Geburt. Wir freuen uns auf deinen Kommentar!
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