Du hast Angst vor Stuhlgang während der Geburt und möchtest das am liebsten verhindern? Das können wir verstehen! Weil es vielen Frauen so geht, erzählen wir von unseren Erfahrungen und verraten die besten Tipps.
1. Das Wichtigste auf einen Blick
- Pupsen, Pinkeln – oder groß! Stuhlgang während der Geburt kommt tatsächlich häufig vor.
- Für viele Frauen ein sehr schambehaftetes Thema, das sie vermeiden wollen.
- Wir können dich beruhigen: Darmentleerung ist ein gutes Zeichen – und sehr wichtig für die Geburt!
- Verhindern sollten wir das deshalb nicht.
- Wir können aber vorsorgen!
- Tipps und Erfahrungen helfen dabei.
2. Wann kommt es zu Stuhlgang während der Geburt?
Schon während der Schwangerschaft kommen wir unserem Körper ein ganzes Stück näher. Klar, allein die vielen sichtbaren und spürbaren Veränderungen lenken unsere Aufmerksamkeit unentwegt auf ihn. Auch die ärztlichen Untersuchungen und Gespräche mit anderen Schwangeren sorgen dafür, dass wir uns mehr als zuvor mit ihm auseinandersetzen.
Dabei lernen wir auch viel darüber, was bei der Geburt mit unserem Körper passieren wird. Worüber aber kaum jemand spricht, ist die Frage, was eigentlich ist, wenn man bei dem ganzen Gepresse im Kreißsaal mal muss. Also Nummer 2, das große Geschäft. Pupsen oder Pinkeln.
Puh, unangenehm – ist der Toilettengang doch für die meisten von uns etwas, das wir nicht vor anderen tun! Und als wäre der Gedanke an die Entbindung an sich nicht schon anstrengend genug …
Stuhlgang während der Geburt ist zwar vielen peinlich – aber völlig normal
Eins ist sicher: Sorgen machen müssen wir uns darüber nicht. Denn das ist völlig normal – unser Körper hat sich dabei nämlich etwas gedacht.
Stuhlgang ist sogar ein gutes Zeichen!
Was während der letzten Phase der Geburt passiert und wann es zum Stuhlgang kommt
Auf einmal geht´s los, die Eröffnungswehen, die den Muttermund weiten, gehen über in die so genannten Presswehen. Das Kind will raus! Das Köpfchen des Babys liegt dafür jetzt richtig.
Häufig spüren werdende Mamas dann plötzlich einen sehr starken Drang zu drücken, als ob sie ganz dringend auf die Toilette müssten. Und helfen damit ihrem Kind auf die Welt.
Das Pressen oder Drücken wirkt sich dabei nicht nur auf den Geburtskanal aus, sondern ist quasi der gleiche Mechanismus, als würden wir auf Toilette gehen. Da kann es passieren, dass sich Blase und Darm entleeren, um dem Kind mehr Platz zu machen und die Mama zu erleichtern.
Hebammen und Ärztinnen ist das überhaupt nicht peinlich, sie erleben das jeden Tag und sind vorbereitet. Und auch (fast) allen Gebärenden ist das in diesem, letzten Moment der Geburt herzlich egal, so unsere Erfahrung!
Hebammen sind vorbereitet – für sie gehört das zum Tagesgeschäft
Auf dem Gebärstuhl oder -hocker legt die Hebamme Unterlagen unterhalb deines Gesäßes. Falls dann etwas kommt, wird es diskret eingewickelt, entsorgt und ein neues Tuch hingelegt.
Übrigens handelt es sich – wenn dann – nur um kleinste Kotstücken, nicht um ein riesiges Geschäft.
Und was ist bei Stuhlgang während der Geburt in der Badewanne?
In der Badewanne kann der Stuhlgang im Fall der Fälle ganz schnell mit einem Becher aufgefangen und entsorgt werden. Zudem kann, je nachdem wie fortgeschritten die Geburt ist, auch das Badewasser ab – und frisches eingelassen werden.
4. Erfahrungen – das sagen Mütter über Stuhlgang bei der Geburt
Die meisten Gebärenden bekommen während der Presswehen davon gar nichts mit. Ich auch nicht, im Übrigen! Ich habe ziemlich laut getönt, das hat mir gut getan. Pupse wurden dadurch komplett übertönt.
Bei den letzten Presswehen war ich komplett in meiner eigenen Welt und habe mich ganz automatisch nur darauf konzentriert, mein Baby auf die Welt zu bringen, zu atmen und zu drücken.
Da ich aber vor den ersten Wehen sehr oft auf Toilette musste, hat sich mein Darm schon vorher entleert – gegessen hatte ich ab dann nichts mehr. Vielleicht war ich deshalb entspannt, was das anging. Trotzdem konnte ja was rauskommen. Nachgefragt habe ich nie.
Und da mein Partner hinter mir saß, hat am Ende nur die Hebamme gesehen, was geschah. Und die sieht das jeden Tag. Mehrmals.
Heißt im Umkehrschluss: Wir sind nicht alleine! Wie dieses Video zeigt:
5. Wie du Stuhlgang während der Geburt vermeiden und verhindern kannst
Leider die schlechte Nachricht vorab: 100 Prozent verhindern können wir Stuhlgang während der Geburt nicht. Unser Körper funktioniert quasi auf Autopilot und macht am Ende das, was ihm in diesem Moment guttut bzw. was wichtig ist. Zum Beispiel Platz für das Köpfchen des Kindes, das geboren werden will.
Deshalb solltest du Blasen- oder Darmentleerung nicht zurückhalten, selbst wenn es dir schwerfällt. Es kann nämlich sein, dass es dadurch zur Geburtsverzögerung kommt und dein Baby nicht hinauskann.
Viele Frauen haben mit folgenden Tipps gute Erfahrungen gemacht:
Darm schon vor der Geburt entleeren
Erst einmal entleert sich der Darm bei den meisten Gebärenden bereits um eine ganze Menge und zwar ganz natürlich, bevor es überhaupt richtig losgeht – also ganz am Anfang, mit Beginn der Wehen. Viele berichten von (nicht schmerzhaften!) Durchfall kurz vor Einsetzen der ersten Wehe.
Das ist auch gut so und wichtig, denn der Enddarm liegt ja direkt hinter dem Geburtskanal. Ist er leer, hat auch das Kind mehr Platz. Die Hebammen werden dich auch öfter daran erinnern, noch einmal zur Toilette zu gehen, bevor die Presswehen einsetzen.
Wenn du dich durch den Gedanken an Stuhlgang während der Geburt trotzdem gehemmt fühlst, kannst du die Hebamme gleich am Anfang auch nach einem Einlauf fragen. Damit wird der Darm in kurzer Zeit entleert und das Thema ist erledigt. Oft führt diese Option auch dazu, dass die Wehen ausgelöst werden.
Und trotzdem: Wenn das Köpfchen deines Babys schließlich in und durch das Becken geht, kann es sein, dass dabei noch einmal Stuhlgang herausgepresst wird.
Gedanken brauchst du dir darüber keine machen, auch wenn´s schwer fällt! Für Hebammen und ÄrztInnen ist dies ein unumgänglicher Vorgang, der schlicht und einfach zur Geburt dazugehört. Und sie sind vorbereitet.
Viele ÄrztInnen sind auch skeptisch, wenn´s um den Einlauf geht und froh darüber, dass dieser routinemäßig abgeschafft wurde. Denn am Ende ist es einfacher, winzige Stückchen schnell verschwinden zu lassen, als breiigen Kot zu entsorgen, der durch den Einlauf hervorgerufen wird.
Auf Entbindung im Wasser verzichten
Falls du große Angst vor Stuhlgang während der Geburt hast und dich auch während der Wehen noch sehr unwohl fühlst, kannst du von der Wassergeburt Abstand nehmen.
Du möchtest nicht auf das Bad verzichten? In der Eröffnungsphase kommt es nicht zu Stuhlgang, da diese Art von Wehen nicht zum Pressen animieren. Hier kann das warme Wasser sehr wohltuend sein.
Partner*in und Hebammen einweihen
Teile deine Ängste und Sorgen mit den begleitenden Personen. Bitte deinen Partner beziehungsweise deine Partnerin, hinter dir zu bleiben. Und auch das Hebammenteam wird dich beruhigen können und alles tun, damit du dich wohl fühlst.
In diesem Video erklärt Dr. Konstantin Wagner, warum Stuhlgang und Urinieren während der Entbindung ein gutes Zeichen ist
Ob mit oder ohne Einlauf, versuche, dich vor allem mit diesem einen Gedanken auf das Pressen zu konzentrieren: Jede Wehe bringt dich deinem Baby ein kleines Stück näher!
Das, was du jetzt erlebst, ist ein riesengroßes Wunder. Versuche, die Angst und die Scham loszulassen und dich voll und ganz auf dein Wunder zu konzentrieren. Und sage dir: Alles, was dein Körper jetzt macht, soll so sein, damit dein Baby gesund und munter auf die Welt kommt.
Hallo, kleines Baby!
Hattest du Stuhlgang während der Geburt? Wie sind deine Erfahrungen? Wir freuen uns auf deinen Kommentar!