Das Leben kann sich von einem Tag auf den anderen komplett ändern. Das musste auch eine Mama aus unserer Community erfahren, die plötzlich von ihrem Mann verlassen wurde und sich auf einmal als alleinerziehende Mutter neu behaupten musste. Sie musste sich ein neues Leben aufbauen – mit einem Kleinkind auf dem Arm. Das ist ihre Geschichte:
„Liebe Mamas,
ich möchte euch erzählen, wie ich mein Leben als plötzlich alleinerziehende Mutter gemeistert habe. Es war nicht immer einfach, aber ich habe mich mit aller Kraft durchgeboxt. Für mich und meine Tochter. Meine Geschichte beginnt im Jahr 2001. In diesem Jahr habe ich meinen Ex-Mann geheiratet. Und kurz nach unserer Hochzeit wurde ich geplant schwanger. Unsere Tochter kam 2002 auf die Welt.
Wir waren überglücklich und haben gemeinsam beschlossen, uns räumlich zu vergrößern. Wir haben 2003 ein Haus gekauft, das aber noch vor Einzug renoviert werden musste.
Nur einen Monat nach unserem Hauskauf kam mein damaliger Mann von der Spätschicht und eröffnete mir knallhart, dass er sich von mir trennen will.
Er sagt einfach, dass er keine Lust mehr hätte!
Und das wars dann auch.
Ich war geschockt und konnte erst einmal nicht reagieren. Ich habe mehrere Tage in Schockstarre gewartet und gehofft, dass sein Entschluss nur eine „Phase“ ist. Aber dem war nicht so. Mein Ex-Mann bestand auf die Trennung.
Nach ein paar Tagen erwachte ich aus der Starre und erzählte meinen Eltern und meiner Schwester von meiner Situation. Sie boten mir sofort an, zu ihnen zu ziehen. Ich überlegte kurz und sagte zu, obwohl sie damals 100km von mir entfernt wohnten. Danach ging alles sehr schnell.
Ich packete einen Koffer mit wirklich den nötigsten Sachen und nahm nur noch den Kinderwagen mit. Mein Schwager holte mich und meine Tochter ab. Wir wohnten dann einige Zeit bei meiner Schwester, die damals selbst zwei Kinder hatte, bis wir eine eigene Wohnung gefunden hatten.
Ich wußte in der ganzen Zeit nicht, wo mir der Kopf stand.
Ich wußte nicht, welche staatlichen Hilfen mir zu stehen, wo ich was beantragen kann – und dann kam noch der Schmerz der Trennung hinzu.
Als ich dann einen Termin beim Sozialamt hatte, war ich geschockt. Jede Menge Leute, die warteten. Als ich vor der Tür meines Sachbearbeiters stand, hörte ich auch noch, wie er jemanden lautstark anschrie. Ich überlegte ernsthaft zu gehen, tat es aber doch nicht, denn meine Tochter und ich mußten ja von etwas leben. Ich hatte Verantwortung. Als ich dann dran war, schilderte ich meine Situation. Der Sachbearbeiter fragte ganz direkt, warum ich denn hier sei, wenn ich doch ein Haus hätte. Ich erklärte ihm, dass es noch nicht bezugsfertig sei und ich auch dort nicht bleiben könnte. Und das wars dann auch schon. Es war am Ende gar nicht so schlimm, wie ich dachte. Es wurde alles genehmigt und ich fand kurz darauf sogar eine schöne kleine 2-Zimmer-Wohnung und zog ein.
Trotzdem war es finanziell erst einmal eine große Umgewöhnung von ca. 3000 Euro monatlich auf 1000 Euro. Zumal ich an Möbel und Hausrat alles gerichtlich erstreiten musste.
Meine Mutter besorgte mir Geschirr bei Freunden. Meine Schwester und mein Schwanger halfen mir, günstige Möbel zu finden.
Es dauerte, aber wir gewöhnten uns irgendwann ein. Dann lernte ich eine Freundin kennen, ebenfalls alleinerziehend mit zwei Kinder. Allerdings immer in einer On-Off-Beziehung mit dem Vater ihres Sohnes.
Als sie ins Krankenhaus musste, fragte sie mich, ob ich Ihrem Freund helfen könnte, auf die Kinder aufzupassen. Ich dachte mir nichts dabei. Warum auch nicht?!
Er rief mich dann auch irgendwann an und fragte, ob ich vorbeikommen könnte, da der Kleine Durchfall hatte. Ich also mit Töchterlein dort hin. Ich gab ihm ein paar Ratschläge und er bedankte sich.
Aber: als meine Freundin aus dem Krankenhaus entlassen wurde, musste ich mir anhören, dass ich mich an ihren Freund rangemachte hätte! Ich war geschockt und als sie mir das sagte, habe ich mich sofort umgedreht und bin gegangen.
Das war das erste Mal, dass ich angegriffen wurde, nur weil ich Single /Alleinerziehende war. Aber nicht das letzte Mal.
Ein paar Tage später, fuhr ihr Freund zufällig mit dem Auto an mir vorbei. Er wendete, stieg aus und entschuldigte sich beschämt für das Verhalten seiner Freundin. Es stellte sich heraus, das ich nicht die Erste war, der sie das unterstellte. Die Freundschaft zu der Dame hatte sich aber für mich erledigt. Allerdings blieben ihr Freund und ich noch lange rein freundschaftlich in Kontakt. ?
Ich bin zu dieser Zeit öfter auf einem Kinderspielplatz gewesen, den auch meine Schwester und ihre Schwägerin mit ihren Kindern besuchten. Von Letzterer musste ich mir als Alleinerziehende auch einiges anhören: beispielsweise, ich sollte meine Tochter doch länger in eine Betreuung geben und wieder anfangen zu arbeiten.
Aber das hatte ich sowieso vor. Ich hatte dann auch wirklich Glück und fand eine Stelle in einer Stickerei.
Meine Tochter war während meiner Arbeitszeiten in der Kita und wenn der Kindergarten mal zu war, war sie bei der Familie meiner besten Freundin bestens versorgt.
Der Schwägerin meiner Schwester war das dann aber auch nicht recht. Als ich sie irgendwann wieder traf, sagte sie mir ins Gesicht: „Du arbeitest viel zu viel. Das ist nicht gut für deine Tochter.“
Mir fiel dazu gar nichts ein und ich ignorierte sie. Man kann es als (alleinerziehende) Mutter einfach niemanden recht machen – das habe ich gelernt.
Meiner Tochter ging es doch gut. Sehr gut sogar. Wir genossen die Zeit nach Feierabend und am Wochenende zusammen. Wir unternahmen viel mit meiner besten Freundin und haben uns sogar einmal einen Tagesausflug ins Disneyland gegönnt. Meine Tochter sollte einen ganz besonderen 6. Geburtstag erleben und das hat sie dann auch. Ich habe immer noch Pipi in den Augen, wenn ich an ihr Strahlen denke.
Wisst ihr was? Ich habe mir in diesen fünf Jahren als Alleinerziehende ein viel stärkeres Selbstbewusstsein angeeignet.
Ich weiß heute, dass ich keinen Mann brauche, um klar zu kommen. Ich habe durch den Scheidungsstress einiges an Wissen erlangt, was Unterhalt und Sorgerecht betrifft. Ich habe es sogar geschafft, aus dem Hauskredit herauszukommen. Ich bin komplett schuldenfrei und habe das alleinige Sorgerecht für meine Tochter.
Ich habe über 20 (!) Kilo abgenommen und habe mit der Zeit angefangen mich weiblicher zu kleiden.
Natürlich hat es sich in diesen Jahren komisch angefühlt, Weihnachten ohne Ehemann zu feiern. Aber spätestens am ersten Weihnachtstag, habe ich dann immer Freundinnen um mich gehabt, die mir Kraft geschenkt haben.
Und mein Ex-Mann? Der meldete sich damals maximal zwei Mal im Jahr und das ist auch heute nicht anders.
Im November 2008 habe ich dann auf der Arbeit einen neuen Kollegen kennengelernt. Es war keine Liebe auf den ersten Blick. Ich fand ihn doof und er mich auch ?. Aber nach einigen Wochen wurden uns sympathischer. Ihr könnt es euch denken: Anfang Dezember kamen wir dann offiziell zusammen.
Eine Woche später zog er bei uns ein. Eine Woche darauf, machte er mir einen Antrag und am 16. Januar 2009 haben wir geheiratet.
Liebe im Schnelldurchlauf: Im März 2009 haben wir erfahren, dass wir ein Kind erwarten. Im November kam unser Wunschkind auf die Welt. Und meine Tochter? Sie hat den neuen Mann an meiner Seite sofort akzeptiert und auch schnell Papa zu ihm gesagt.
Bis heute kam nie von ihr: ‚Du bist nicht mein Papa‘. Etwas, wovor ich immer Angst hatte. Beide verstehen sich super. Wenn man es nicht weiß, sieht man nicht, dass er eigentlich nicht ihr biologischer Papa ist. Er wird immer für ihren Papa gehalten und das ist er auch für sie. In 4 Tagen kommt unser zweites gemeinsames Kind zur Welt.
Ich kennen also beide Seite: Ich weiß, wie es für eine alleinerziehende Mama ist und für eine Mama mit Partner.
Ich konnte sogar meine Erfahrungen als Alleinerziehende positiv in die neue Beziehung mit einbringen. Meine Selbstsicherheit und meine Selbstständigkeit haben meinem jetzigen Mann gefallen. Seit meiner Zeit als Alleinerziehende, habe ich einen riesengroßen Respekt vor allen Frauen, die alleine mit Kind sind und arbeiten gehen. Alles ohne Hilfe. Ich kenne ihre Probleme und weiß wie schwer es sein kann, für alles alleine eine Lösung finden zu müssen.
An alle Frauen da draußen, die das gleiche durchmachen müssen: ihr seid stark. Seid euch dessen immer bewusst.“