Ich könnte dir erzählen, dass ich meinen Mann nicht höre, wenn er zur Tür reinkommt, aber das wäre eine Lüge.
Die Wahrheit ist, dass ich jeden Tag höre, wie er mit dem Schlüsselbund klappert, um den richtigen herauszufischen. Wie er kurz seine Tasche abstellt und dann die Tür mit dem Ellenbogen aufstößt.
Früher – das heißt, bevor wir Eltern wurden – hätte ich spätestens jetzt das Salatdressing aus der Hand gelegt und wäre Richtung Tür gelaufen.
Ok, unsere Kinder Greta, 2, und Lilly, 4, veranstalten gerade ein Autorennen um mich herum und blockieren den Weg. Aber mal ehrlich: So schwierig wäre es auch nicht, über sie drüber zu steigen.
Früher hätte ich meinen Mann mit einem Kuss begrüsst und gefragt, wie es ihm geht.
unsplash / Caroline Atwood
Heute bleibe ich einfach stehen, hantiere mit der Salatsoße und konzentriere mich darauf, dass das nächste, über den Boden schlingernde Auto nicht meine empfindliche Stelle am Knöchel trifft.
Die Sorge ist allerdings umsonst, denn meine Kinder lassen alles stehen und liegen, als sie die Tür in Schloß fallen hören. Bei der Begrüßung werfen sie Papa vor Begeisterung fast um.
Mein Mann legt die Tasche ab, kommt rein – und gibt mir einen Kuss auf den Hinterkopf. Ohne mich umzudrehen, hauche ich ein kurzes „Hallo“ und mache gleichzeitig die Herdplatte an.
Und dann trifft mich die Erkenntnis:
Seit wann bin ich eigentlich so abweisend? Wieso mache ich mir nicht einmal die Mühe, die fünf Meter zur Tür zu gehen? Warum wende ich nicht den Kopf, als er mir einen Kuss gibt?
Ich habe keine Lust. Das ist die unangenehme Wahrheit.
Ich bin gestresst vom Tag, mit den Gedanken woanders, beneide ihn um seinen „ruhigen“ Tag im Büro. Ich bin aggressiv, weil ich letzte Nacht zu wenig geschlafen habe und der Wäscheberg zu hoch ist. Das wird mir erst jetzt bewusst.
Kein Wunder, dass er nicht kurz bei mir stehen bleibt, sondern aus dem Zimmer geht.
Ich werde traurig – und beschließe, etwas zu ändern.
„Manchmal FÜHLEN wir uns so, wie wir HANDELN“ so Glücksexpertin Gretchen Rubin. Wer also etwas Positives tut, kann auch seine Gefühlen pushen – und nicht nur umgedreht, wie wir glauben.
In Beziehungen können diese kleine Aktionen das Zünglein an der Waage sein, das darüber entscheidet, wie schön der gemeinsame Feierabend wird. Oder das gemeinsame Leben.
Der einfache Trick dabei: Herzlich „Hallo“ sagen und sich herzlich verabschieden.
Nicht gerade komplex, aber sehr wirkungsvoll – wie ich schnell merke, als mich mein Mann nach meinem ersten schwungvollen „Hallloooo“ überrascht anstrahlt.
Ich lerne, dass Herzlichkeit nur wenige Sekunden braucht, aber sie unseren Tag verändert:
„Morgen, hast du gut geschlafen?“ Dazu eine kurze Berührung am Oberarm.
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„Viel Erfolg im Büro! Ich hoffe, das Meeting dauert nicht so lange.“ Ein schneller Kuss auf die Lippen.
„Schön, dass du heute schon früher heimgekommen bist.“ Ein Lächeln und ein direkter Blick in die Augen.
Mein Fazit nach zwei Wochen: Es fühlt sich an, als hätte ich den „Reset“-Knopf in unserer Beziehung gedrückt.
Klar, wir streiten uns noch und blöken uns auch mal an. Wir sind manchmal schlecht gelaunt – und lassen es am anderen aus. Aber insgesamt ist unser Ton miteinander viel besser geworden. Ohne dass ich es artikulieren muss, hat mein Mann positiv auf meine neue Art reagiert.
Wir fragen uns inzwischen jeden Morgen gegenseitig, wie wir geschlafen haben. Ein Update gibt es wegen der Kinder ja immer.„
Als süddeutsche Frohnatur liebe ich die Wärme, die Berge und Hamburg! Letzteres brachte mich vor sieben Jahren dazu, die Sonne im Herzen zu speichern und den Weg in Richtung kühleren Norden einzuschlagen. Ich liebe die kleinen Dinge im Leben und das Reisen. Und auch wenn ich selbst noch keine Kinder habe, verbringe ich liebend gerne Zeit mit ihnen.