Mütter, die schon bald nach der Geburt wieder arbeiten gehen, müssen mit Vorurteilen kämpfen und sich oft rechtfertigen. Und wie ist es mit Müttern, die sich entscheiden zu Hause zu bleiben? Auch die haben es nicht immer leicht. Eine Echte Mama erzählt, was sie als Vollzeit-Mutter wirklich belastet:
„Eigentlich verlief alles nach Plan. Mein Mann ist sieben Jahre jünger als ich und wir wollten zunächst warten, bis er mit seinem Studium fertig ist, bevor wir Nachwuchs bekommen.
Vor sechs Jahren war es dann endlich so weit: Mit 32 wurde ich zum ersten Mal Mutter. Natürlich änderte sich von da an vieles. Unser Sohn war zuckersüß, großartig – aber auch sehr anspruchsvoll. Ein richtiger Fulltime-Job. Man hätte auch sagen können: ein Klebebaby.
Wir entschieden uns, dass ich die vollen drei Jahre Elternzeit in Anspruch nehme, um ganz für unseren Sohn da sein zu können. 2014, zwei Jahre später, kam dann unser zweiter Sohn – auch er war ein Wunschkind. Mein Mann war mittlerweile fest im Job angekommen und dabei, die Karriereleiter aufzusteigen. Er war oft geschäftlich unterwegs, gerne auch mal einige Wochen. Es war also klar, dass die Hauptlast mit Kindererziehung und Haushalt bei mir liegen würde.
Ich nahm also wieder drei Jahre Elternzeit.
Trotzdem fragte ich ein Jahr später schon mal vorsichtig bei meiner Firma an, wie es nach der Elternzeit mit meinem Wiedereinstieg aussieht. Die Antwort kam ziemlich schnell und war ziemlich deutlich: Für 40 Stunden die Woche könnte ich kommen, andernfalls würde man meine Arbeitskraft nicht benötigen.
Nun sind 40 Stunden mit zwei kleinen Kindern schon eine echte Ansage. Wir waren aber zwischenzeitlich umgezogen und mein Fahrweg zur Arbeit wurde dadurch deutlich weiter. Meine Eltern und Schwiegereltern wohnen jeweils 45 Minuten von uns entfernt und das auch noch in unterschiedliche Richtungen. Es war also ziemlich offensichtlich, dass sie mich bzw. uns nur wenig unterstützen könnten.
Wir entschieden uns stattdessen für eine andere Alternative: Kind Nr. 3 und weitere drei Jahre Elternzeit.
Vor gut sieben Monate kam meine Jüngste zur Welt. Jetzt habe ich also ein Kleinkind, ein Kindergartenkind und seit Kurzem mein erstes Schulkind. Klar bin ich damit nun noch unflexibler, was das Arbeiten angeht.
Zum Glück verdient mein Mann inzwischen aber ziemlich gut, so dass wir nicht auf ein zusätzliches Gehalt angewiesen sind. Wir entschieden uns also das „klassische“ Familienmodell: Mein Mann verdient das Geld, ich bin die Familienmanagerin.
Dass ich einmal Hausfrau werden würde, war weder von langer Hand geplant noch mein innigster Wunsch. Trotzdem fühlt es sich für mich richtig an. Für uns alle!
Dass dadurch viel Organisatorisches und der alltägliche Kram bei mir hängen bleiben, finde ich ok. Natürlich wünsche ich mir manchmal, dass mein Mann mich etwas mehr mit den Kindern unterstützen und mehr Zeit mit ihnen verbringen könnte.
Aber im Großen und Ganzen funktioniert diese Aufteilung für uns sehr gut und wir sind alle happy. Viele andere scheinen damit aber ein Problem zu haben. Ich bekomme wirklich oft blöde Kommentare zu hören.
Ich hätte wohl die Emanzipation verpasst beispielsweise. Solche dummen Sprüche nerven, aber letztendlich stehe ich da drüber. Meine Familie stärkt mir da auch sehr den Rücken. Mein Mann sowieso. Aber auch meine Mutter und Schwiegermutter stehen zu mir. Die beiden waren selbst zu Hause, da muss ich mich also auch nicht groß erklären.
Bei meiner Schwägerin sieht das schon etwas anders aus, die hat gerne mal einen Spruch für mich parat. Ich denke aber, dass da auch etwas der Neid aus ihr spricht. Als ihr Kind zur Welt kam, musste sie bereits ein Jahr danach wieder arbeiten. Nun sieht sie, dass mein Mann gutes Geld verdient, wir gebaut haben, drei Kinder, einen Hund und zwei Autos finanzieren und trotzdem noch hin und wieder Geld für einen Urlaub übrig ist.
Auch von einer eigentlich guten Freundin von mir bekomme ich immer wieder Gegenwind. Das ist schon echt hart und manchmal sogar verletzend. Sie selbst arbeitet 30 Stunden, ihr Mann Vollzeit, die Erziehung der beiden Kids teilen sie sich.
Mag sein, dass das für die beiden gut funktioniert und sie damit glücklich sind. Ich wäre es nicht.
Und ich finde es schade, dass meine Freundin das nicht einfach akzeptieren und mich bei meinem Weg unterstützen kann.
Auch wenn sie das vielleicht nicht einsehen mag: Unser Modell war für mich keine Frage der Emanzipation. Ich liebe und genieße es, die Zeit für meine Kinder zu haben, sie täglich in Kindergarten und Schule zu bringen, sie zu ihren Hobbies und Veranstaltungen fahren zu können… Und gleichzeitig erlebe ich so viele intensive Momente mit ihnen, die ich nicht missen möchte.
Klar möchte ich irgendwann auch wieder etwas arbeiten. Aber zumindest für die nächsten Jahre steht für mich fest, dass ich das höchstens stundenweise machen werde. Und dass dann auch ganz sicher nicht in meinem alten Job.
Der war ehrlich gesagt furchtbar. Die Kunden waren launisch und unfreundlich, die Kolleginnen stutenbissig. Da sind mir meine drei Kinder – selbst wenn sie mal einen ganz miserablen Tag haben – tausend Mal lieber. Vielleicht suche ich mir irgendwann einen netten Minijob. Irgendetwas, das einfach Spaß macht. Aber erst, wenn meine kleine Motte auch in die Schule kommt.
Denn im Moment möchte ich einfach nur für sie und ihre Brüder da sein.
Ich bin nämlich wirklich gerne Hausfrau und Mutter. Allerdings habe ich manchmal schon das Gefühl, dass man das so gar nicht mehr offen sagen darf. Mich stört ja gar nicht, dass andere Frauen das anders handhaben. Was mich aber stört, ist deren teilweise herablassende Art.
Ich kommentiere deren Familienmodell nicht, also warum nehmen sich so viele andere das Recht heraus, meines zu kommentieren?
Und wenn ich dann mal begründe, warum wir uns für diese Aufteilung entschieden haben, bekomme ich oft zu hören, dass das alles eine Frage der Organisation sei. Falsch! Für mich ist das eine Frage des Herzens. Ich will einfach nicht, dass meine Tochter mit einem Jahr 30 Stunden oder länger in der Krippe ist! Oder dass mein Erstklässler zum Schlüsselkind wird oder nur noch in der Schule in der Betreuung hängt! Nur damit ich dem „modernen“ Bild einer Frau entspreche.
Damit ich nicht anecke mit der Auskunft: „Ich bin Hausfrau und Mutter.“
Ich habe vollstes Verständnis für alle Frauen, die sich für einen anderen Weg entscheiden – weil sie müssen oder weil sie wollen. Ich würde da niemals altkluge Sprüche über das Kindeswohl raushauen.
Aber genauso erwarte ich einfach, dass auch andere meine Entscheidung respektieren.
Ja, ich bin eine Vollzeit-Mutter. Und das ist auch gut so!“