Ich war noch nie eine Frühaufsteherin und hatte mein ganzes Leben lang das Glück, Jobs zu haben, die Ausschlafen ermöglichten. Meistens stolperte ich vom Bett ins Bad in die U-Bahn und war so fast immer pünktlich in der Arbeit oder bei Terminen.
Seit der Geburt meiner Tochter, ist unser Zeitmanagement gehörig durcheinander geraten, denn auf einmal ist da ein Kind, das vor der Arbeit in die Kita gebracht werden muss. Der Hund muss trotzdem noch schnell Pipi, und jeden Morgen nehme ich mir vor, den Wecker für den nächsten Tag eher zu stellen. Alltägliche Dinge verändern sich grundlegend, das weiß jede Frau, die Mama geworden ist. Dein Leben teilt sich in ein Davor und ein Danach.
Wenn du schwanger bist oder es werden möchtest, dann hier schon mal eine Vorschau auf dein künftiges (Chaos-)Leben:
Auto
Was ist von meinem einstigen Traumauto übrig geblieben?! Eine widerlich voll gekrümelte, verdreckte Karre, deren Reinigung ich mir jede Woche aufs Neue vornehme. Dann vergeht auf einmal ein Jahr, und das Auto ist immer noch genauso schmutzig.
Der Kindersitz ist mit Flecken übersät und Brezenreste quellen aus den Schlitzen. Undefinierbare Keksteile, als wäre das Krümelmonster höchstpersönlich zu Besuch gewesen, zieren die Rückbank, den Boden und selbst den Fahrersitz. Die Krümel nehmen überhand, wie eine unkontrollierbare Epidemie, die alles und jeden, der sich in dieses Auto setzt, befällt. Es war einmal ein schickes Auto.
Restaurant-Besuch
Mein Mann und ich lieben Restaurants. Liebten Restaurants. Was früher in die Kategorie romantisches Candle-Light-Dinner fiel, ähnelt heute der Essensausgabe in der Kantine einer geschlossenen Anstalt. Das Kind brüllt rum, rennt weg, schmeißt Essen und sich selber auf den Boden, terrorisiert mit krasser Geräuschkulisse die bemitleidenswerten Tischnachbarn und kackt genau dann in die Windeln, wenn das Essen serviert wird. Wenn es mal nicht so abläuft, dann freut man sich und hofft, dass es nun immer so sein wird – bis zum nächsten Dinner from Hell.
Wochenende
Ausschlafen. Kuscheln. Frühstücken, wenn andere zu Mittag essen. Mann, war das schön! Heute laufen unsere Samstage und Sonntage eher so ab: Um 6.30 Uhr steht das Kind neben dem Bett und nervt solange, bis man gezwungenermaßen aufsteht. Natürlich schläft sie unter der Woche, wenn wir es alle viel zu eilig haben, wie ein Murmeltier und lässt sich kaum aus dem Bett bewegen. Wochenenden dagegen nutzt meine kleine Süße, um extra früh aufzustehen. Wenn wir Glück haben, dürfen wir alle zusammen in unserem Bett kuscheln, bis der Reim „Mama, essen, Mama essen!“ minütlich und so oft wiederholt wird, dass man lieber aufsteht, als ihn noch einmal zu hören.
Waschen
Hausarbeit, soweit ich dazu Zeit finde, besteht hauptsächlich aus Krümel aufsaugen, Krümel wegwischen und Wäsche waschen. Der Stapel an Schmutzwäsche erinnert an die Waschküche eines Großbetriebes. Egal wie oft ich eine Waschmaschine anmache, bis sie fertig ist, häuft sich bereits der nächste Stapel an – klassische Sisyphos-Arbeit also.
Abend
Als wir noch kinderlos waren, entspannten mein Mann und ich jeden Abend auf dem Sofa, mit unseren Lieblingsserien im Fernsehen und einem Glas Wein in der Hand. Heute? Sieht es exakt genauso aus, nur dass wir als Eltern noch 1000 Mal müder sind damals. Doch weißt du was? Irgendwann gehen zum Glück alle Kinder schlafen.
Chaos hin oder her: Das Schönste am neuen, ganz normalen Wahnsinn mit Kleinkind ist die Tatsache, dass ich es mir nicht mehr anders vorstellen kann und möchte. Die Liebe zu meinem Kind entschädigt für alle (nervigen) Veränderungen.
Nichts ist besser als ein kleiner süßer Plagegeist um 6.30 Uhr neben meinem Bett. Na ja, vielleicht ein kleiner süßer Plagegeist um 8.30 Uhr.