Dein Baby ist da und du bist sehr glücklich! Doch mit den Sorgen um das Wohl und die gesunde Entwicklung deines kleinen Schatzes beginnen meist auch die ewigen Vergleiche mit anderen Kindern.
Klar, du möchtest, dass dein Kind gut wächst, zunimmt und sich motorisch weiterentwickelt. Und natürlich wünschst du ihm, dass es im Leben erfolgreich sein wird und es einmal gut haben wird. Das ist auch richtig und gut so!
Doch wenn du mit deinen Mama-Freundinnen zusammensitzt und die eine stolz sagt: „Meine Kleine kann sich jetzt auf den Bauch drehen“ und die andere freudig zustimmt „Das hat meiner letzte Woche auch das erste Mal gemacht!“, kommen viel zu oft die ersten Zweifel auf, wenn sich das eigene Kind noch nicht rührt.
Die Fragen gehen im Kindergarten und Grundschulalter weiter, wenn der eine Knirps schon seinen Namen schreiben kann und der andere noch begeistert Monster malt.
Ist mein Kind normal? Warum kann es sich noch nicht drehen/ seinen Namen schreiben, wenn die anderen es schon können? Entwickelt es sich zu langsam? Stimmt vielleicht etwas nicht mit ihm?
Diese Gedanken sind nicht schön und niemand hat sie gern, aber sie sind leider viel zu weit verbreitet. Dabei drehen sich nur darum, was dein Kind noch nicht kann. Damit setzt du dich und dein Kind unnötig unter Druck.
„Viele Mütter betrachten die Entwicklung ihres Kindes defizitorientiert. Das heißt, sie vergleichen und bewerten einen scheinbaren Mangel beim Kind“, sagt Margot Czekal vom Kinderschutzbund Landesverband Bayern.
„Wir beim Kinderschutzbund sagen gern ‚Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht‘. Damit möchten wir die Eltern daran erinnern, dass sich jedes Kind in seinem eigenen Tempo entwickelt“, so Czekal.
Neben der (meist unbegründeten) Angst, mit dem eigenen Kind könne etwas nicht stimmen, kann der defizitäre Blick – also der Fokus auf vermeintliche Unzulänglichkeiten – eine weitere negative Folge haben:
Kinder lernen Verhaltensweisen von ihren Eltern. So kann es passieren, dass sie das Wettbewerbsdenken und das wertende Vergleichen auf andere Kinder übertragen.
„Eltern können sich vom ständigen Wettbewerb emanzipieren, indem sie statt des defizitären einen ressourcenorientierten Blick auf ihr Kind üben. Das bedeutet, dass sie sich auf das konzentrieren, was ihr Kind bereits alles kann und woran es Interesse zeigt“, rät Margot Czekal.
Wenn dein Baby sich also wie im Beispiel oben noch nicht auf den Bauch dreht, aber stattdessen etwa konzentriert Dinge betrachtet, dich anlächelt oder gern mit seinen Händen und Füßen spielt, dann nimm das wahr und sei darauf stolz.
Auch dein Kind wird sich eines Tages auf den Bauch drehen, durchschlafen und die ersten Schritte tun, aber eben in seinem eigenen Tempo (und alles andere erkennt der Kinderarzt bei den U-Untersuchungen).
Dein ressourcenorientierter Blick wird dir dabei helfen, dein Kind gezielt zu unterstützen, wenn es so weit ist und den nächsten Entwicklungsschritt macht.
Ganz abgesehen davon, dass du dich selbst nicht mehr mit Vergleichen quälst, hat auch dein Kind einen großen Vorteil von dieser positiven Gedanken: Es zieht sein Selbstvertrauen aus dem, was es selbst kann.
Der Mut, sich vom Mama-Wettbewerb zu emanzipieren, lohnt sich also unbedingt – für dich und dein Kind