Es ist bald wieder soweit: Wir ziehen um.
Nach nur einem Jahr im Dachauer Hinterland, verlassen wir die ländliche Idylle und ziehen näher an die Stadt München. Das Pendeln ist vor allem für meinen Mann zur Belastung geworden, der seit kurzem einen neuen Job hat und nun wirklich eine halbe Weltreise auf sich nehmen muss. Er sieht seine Tochter nur noch beim Frühstück, abends kommt er nach ihrer Zubettgehzeit. Außerdem vermissen wir unsere Freunde, die alle in der entgegengesetzten Himmelsrichtung wohnen. Nichts davon ist wirklich überraschend, aber manchmal muss man Dinge eben selber ausprobieren, um sie als alltagsuntauglich einstufen zu können.
Land ja, aber bitte nicht ganz so weit draußen.
Das heißt, wir ziehen in einen Vorort von München und werden weder in der Stadt, noch auf dem Land wohnen – aber beides wird gut erreichbar sein. Wie das mit dem (Münchner) Mietmarkt eben so ist, freut man sich wenn man was findet und kann den Einzugstermin nicht wirklich beeinflussen. Mann nimmt, was man bekommt. Nach dem selben Motto scheint es auch mit den Kita-Plätzen zu gehen. In unserem neuen Wohnort mangelt es nicht an Kitas, aber leider an freien Plätzen.
Meine Auswahl bei einem Wechsel unterm Jahr beschränkt sich auf das Angebot der Gemeinde: momentan Null. Wenn sie mir dann hoffentlich einen freien Platz in zwei Monaten anbieten können, muss ich ihn annehmen. Auch wenn er mir nicht gefällt. Auch wenn ich das Gefühl habe, meine Tochter wird in einer Kita mit 124 Kindern untergehen und völlig überfordert sein. Es ist egal, ob ich mir die Einrichtungen anschaue oder nicht. Wenn mir ein Platz angeboten wird, dann muss ich zugreifen. Meine einzige Alternative ist nicht zu arbeiten. Das ist aber keine Alternative, da wir auf mein Einkommen angewiesen sind, die Miete zahlt sich nicht von alleine.
Es ist einfach traurig, wie wenig Möglichkeiten berufstätigen Eltern (ohne Verwandtschaft) in Großstädten und und deren Nähe bleiben. Auf dem Land ist die Kita-Situation oftmals besser. Wobei ich auch in unserem Örtchen gehört habe, dass es eine Warteliste gibt. Offensichtlich hatten wir damals bei unserem Umzug hierher einfach Glück. Diesmal habe ich ein komisches Bauchgefühl und habe schlicht und einfach Angst, dass wir gar keinen Platz, sondern wenn überhaupt nur eine Notlösung in Form einer Tagesmutter angeboten bekommen.
Ich habe gehofft, dass ich meine zweieinhalbjährige Tochter in einer Kita in der Nähe unseres Hauses anmelden kann. Diese sollte idealerweise nicht allzu groß sein und am besten eine Einrichtung sein, wo sie bis zum Schuleintritt bleiben kann. Wollen das nicht alle Eltern?! Wie es scheint ja. Denn genau solche Einrichtungen sind voll ausgebucht und haben eine lange Warteliste. Ich möchte meine Tochter nicht unnötig für einige Monate in einer Krippe eingewöhnen, denn ab Mai ist sie schon im Kindergartenalter und müsste ab September erneut wechseln.
Sie tut mir wirklich leid. Sie ist mittlerweile in einem Alter, wo sie erste Freundschaften knüpft. Auf dem Heimweg aus der Krippe erzählt sie mir immer von ihren kleinen Freundinnen, es ist einfach nur entzückend. Gerade deswegen beschleunigte ich das Thema Umzug, denn ich wusste je länger wir warten, desto schwieriger wird es für unsere Kleine sich von ihrem jetzigen Umfeld zu trennen. Ich weiß wovon ich spreche, denn ich bin als Kind öfters umgezogen und besuchte insgesamt sieben verschiedene Schulen in drei verschiedenen Ländern bis zum Abitur.
Eine Umstellung ist sicherlich für jedes Kind erstmal schwierig. Laut einer Studie der University of Manchester, die sich mit Daten von 1,5 Millionen Kindern aus Dänemark befasste, erhöht jeder Umzug im Kindesalter das Risiko im Erwachsenenalter gewalttätig, psychisch krank oder drogenabhängig zu werden. Schöne Aussichten also. Das höchste Risiko für spätere Probleme hatten übrigens Kinder im Alter zwischen 12 und 14 Jahren.
Statistik hin oder her, wir ziehen nun mal um und ich hoffe, dass wir das viele viele Jahre nicht mehr tun werden.