Was ich mir nicht alles vorgenommen hatte, als ich Mutter wurde. Nur das Beste sollte für mein Kind gut genug sein! Meine To Do-Liste war anstrengender als alle Neujahrsvorsätze zusammen.
Das fing schon beim Essen an. Ich kaufte zum Beispiel keine Gläschen, sondern frisches Gemüse vom Markt, aus dem ich den Brei selbst kochte und einfror, oft noch spät in der Nacht.
Meine Tochter sollte viel Kontakt mit anderen Menschen haben, vor allem mit anderen Kindern, denn es war schnell klar, dass sie ein Einzelkind bleiben würde. Also traf ich so viele Spielverabredungen wie möglich, am besten drei bis vier Mal die Woche.
Dabei kamen oft auch die Mütter der jeweiligen Spielfreunde mit, vor allem als die Kinder noch klein waren. Vor jedem Besuch brachte ich gehetzt und gestresst die Wohnung auf Vordermann. Vor allem Böden, Küche und Bad sollten frei von jeglichen Gebrauchsspuren sein.
Ich las Erziehungsratgeber und nahm mir vor, einfühlsam, aber stets konsequent mit meiner Tochter zu sein. Der konsequente Teil kam natürlich meist nicht gut an und endete viel zu oft in lauten Trotzanfällen und Schimpftiraden, die sich bis zur Schlafenszeit hinzogen.
Keine gute Voraussetzung für das gemütliche Abendritual, das mein Kind in den Schlaf begleiten sollte.
Obendrein kam auch noch mein chronisch schlechtes Gewissen, weil ich meiner Tochter keine Geschwister als Weggefährten schenken wollte, regelmäßig in mir hoch. Vor allem wenn es aus dem Kinderzimmer schallte: „Maaamaaaaa, spiiiiiielst du mit miiir?“
Also verwandelte ich mich täglich aufs Neue in Einhörner, Meerjungfrauen und Puppen-Omas, auch wenn ich dabei fast eingeschlafen wäre, Kopfschmerzen hatte oder mit den Gedanken nicht richtig bei der Sache war.
Im neuen Jahr mache ich Schluss mit all dem Perfektionismus und den Neujahrsvorsätzen, die darauf einzahlen.
Mein neues Motto als Mama wird lauten: Weniger ist mehr!
Ich werde…
1. …ohne schlechtes Gewissen Tiefkühlkost, Fertigsoßen und sonstiges „Convenience Food“ zubereiten, wenn ich einfach keine Energie habe, frisch einzukaufen und zu kochen. Ich weiß, dass zwischendurch immer wieder Zeit für gesundes Esse sein wird und keiner in unserer Familie deswegen eine Mangelerscheinung bekommen wird.
2. …meiner Tochter und mir viel mehr Nachmittage gönnen, an denen wir einfach Zuhause bleiben, ohne Programm. Unter Menschen zu sein tut gut. Mal allein zu sein und sich zu langweilen ist für ein Kind aber genauso wichtig.
3. …höchstens einmal die Woche den Staubsauger schwingen, denn es gibt so viel Wichtigeres zu tun! Kindern sind Wollmäuse sowieso egal und die Mütter, die zum Kaffee bleiben, sind inzwischen so gute Freundinnen, dass mir eine Schmuddelküche vor ihnen nicht mehr peinlich ist.
4. …meine Konsequenz nur noch da ungebrochen walten lassen, wo es um die Gesundheit und Sicherheit meiner Tochter geht. Ansonsten wird es auch für sie Zeit zu lernen, dass man seine Meinung ändern kann und darf, dass es zu Regeln auch immer Ausnahmen gibt, und dass man sein Gegenüber mit guten Argumenten auch überzeugen kann.
5. …mein Kind nicht mehr als Alleinunterhalter bei Laune halten, sondern sie öfter allein in ihrer Fantasiewelt spielen lassen. Sie protestiert zwar noch oft genug, doch wenn ich einfach abwarte, höre ich kurze Zeit später ihr Einhornwiehern oder die Dialoge mit ihren Puppen durch die Kinderzimmertür. Sie kann nämlich wirklich gut allein spielen, wenn sie will.
Wenn ich all das durchziehe, sollte einige Zeit bleiben, endlich mal wieder ein paar Seiten in einem guten Buch zu lesen oder ein kurzes Mittagsschläfchen auf der Couch zu machen. Danach sehne ich mich aus der Zeit, bevor ich Mama wurde, nämlich mit am meisten.