Dein Kind hat was angestellt? So verfliegt Wut in wenigen Sekunden

Ich gebe zu: Der Alltag schafft mich manchmal sehr. Mit Kindern ist es ja so, dass wir sie zwar über alles lieben, sie aber von Zeit zu Zeit trotzdem gegen die Wand klatschen könnten (tun wir natürlich nicht).

Besonders, wenn einer der Streiche zu weit geht, sie zum x-ten Mal „NEIN“ schreien oder sich standhaft weigern, ihre Zähne zu putzen…. Da könnte man aus der Haut fahren und einfach mal laut losschreien!

Was mir dann nicht nur hilft, meine Lautstärke im Zaum zu halten, sondern sogar Wut und Ärger verpuffen lässt, ist eine Geschichte aus dem Buddhismus, die sich mir ins Gedächtnis eingeprägt hat und mir seither durch den Alltag hilft.

Buddha ist bekanntlich ein weiser Mann, der schon so manche Seele zum Nachdenken gebracht hat. Er ist der Meister der Selbstbeherrschung und der Gelassenheit – ein perfektes Vorbild also für gestresste Mütter wie mich!

Die perfekte Buddhismus-Geschichte gegen Wut und Ärger ist die des leeren Bootes. Sie wurde angeblich von einem Zen-Meister erzählt und macht negative Emotionen greifbar, indem sie sie versinnbildlicht. In diesem Fall durch ein leeres Boot. Die Geschichte stammt vom Blog mymonk.de und hat mich nachhaltig beeindruckt. Aber lest selbst:

Ein Schüler fragte seinen Meister, wie er besser mit Zorn umgehen könne. Der Zen-Meister antwortete: „Stell dir vor, es ist ein nebliger Tag. Du bist mit deinem Boot draußen auf dem See. Durch den Nebel kannst du kaum etwas erkennen. Bis plötzlich ein anderes Boot durch die Schwaden genau auf dich zukommt. Du wirst zornig und denkst: ‚Du Idiot, ich habe erst gestern mein Boot neu angestrichen!‘ Schon wird dein Boot mit einem Rums vom anderen gerammt. Du kannst die frische Farbe, die du gestern so mühevoll aufgetragen hast, geradezu abblättern hören. Dein Zorn wird noch größer!

Dann schaust du genauer hin und siehst: Das andere Boot ist leer! Niemand befindet sich in dem Boot. Niemand, der dich absichtlich gerammt hat.
Dein Zorn verfliegt. Du seufzt und denkst: ‚Ach, was soll’s, muss ich das Boot eben noch mal streichen.’“

Der Zen-Meister fuhr fort: „So ist es mit allem im Leben und mit allen Menschen, denen du begegnest: Es ist, als würden wir von einem leeren Boot gerammt werden.“

Der Schüler sagte: „Hmm, da ist was dran. Aber selbst wenn ich sehe, dass das Boot leer ist: Ich werde erst einmal die ganze Welt verfluchen und mir einfach vorstellen, es säße jemand in dem Boot, der mir absichtlich schaden will.“
Da antwortete der Meister: „Wohl wahr. So ticken wir Menschen. Doch je mehr wir üben, umso leichter können wir uns beruhigen und sehen, wie lächerlich und nutzlos es doch ist, an Zorn festzuhalten. Schuld ist immer das leere Boot.“

Macht doch total Sinn, oder? Es lässt sich so gut auf viele Situationen mit Kindern übertragen: Meistens tun sie die Dinge, die uns in den Wahnsinn treiben, nicht, um uns zu ärgern. Es sind eben Kinder.… oh, seht ihr? Geschichte wirkt schon!

Aber im Ernst: Kein Kind der Welt malt die Wand an oder kratzt die Tapete ab, weil es denkt, dass das Mama ärgern wird. Kein Kind der Welt verteilt den Kleber auf dem ganzen Tisch, weil es möchte, dass Mama sauer wird. Kein Kind der Welt weigert sich, sich die Haare waschen zu lassen, um Mama eins auszuwischen.

Stattdessen machen Kinder die Dinge eben anders als Erwachsene und lernen dadurch, Dinge auszuprobieren. Eine angemalte Wand ist kein Weltuntergang, sondern eigentlich doch ein Kunstwerk. Gemeinsam mit Mama den Kleber wieder abrubbeln hilft, sich beim nächsten Mal daran zu erinnern, warum man das besser nicht machen sollte – eine schreiende Mama hingegen hilft dabei eher nicht.

Also schulen wir uns ab sofort im Zen und freuen uns darauf, unser Boot nochmal zu streichen. Macht ja schließlich insgeheim sogar irgendwie Spaß, mit der Farbe herum zu kleckern, oder?

Rebecca

Schon seit rund einer Dekade jongliere ich, mal mehr, mal weniger erfolgreich, das Dasein als Schreiberling und Mama. Diese zwei Pole machen mich aus und haben eines gemeinsam: emotionale Geschichten!

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