Uh, kennt ihr das auch? In manchen Familien geht es ganz schön hoch her. Es wird leidenschaftlich und in schöner Regelmäßigkeit gezofft und diskutiert. Meistens sind diese Meinungsverschiedenheiten schnell wieder vergessen – und lieb haben sich sowieso alle noch. Das ist gar nicht die Frage.
Für alle, die es aus ihrer eigenen Sippe anders kennen, ist dies trotzdem eine eher unangenehme Vorstellung und man fragt sich: Müssen diese ständigen Diskussionen eigentlich sein? Macht das denen etwa Spaß? Muss man denn wirklich alles auf den Tisch packen? Und vor allem: Können die sich nicht einfach mal etwas zusammenreißen?
Könnten sie vielleicht – aber sollten sie gar nicht. Eine aktuelle Studie des Virginia Tech’s College of Business zeigte jetzt nämlich, dass streitlustige Familien in der Regel die offeneren Menschen hervorbringen.
Das Ergebnis der Forscher: Mitglieder von Familien, die gefühlt bei jedem Essen bei einem Thema landen, das sie unbedingt hitzig ausdiskutieren „müssen“ – beharren am Ende tatsächlich viel weniger auf ihrer Meinung als Menschen, in deren Familie viele Dinge lieber ungesagt bleiben.
„Wer sich regelmäßig mit Verwandten auseinandersetzen muss, die eine andere Meinung haben, ist tatsächlich wesentlich offener dafür, seine eigenen Vorurteile zu ändern und die eigenen Ansichten noch einmal zu überdenken“, erklärt Studienleiterin Anne-Sophie Chaxel, Assistenzprofessorin am Virginia Tech’s College.
Meinungsverschiedenheiten im vertrauten Familienkreis – so nervig diese oft auch sind – haben also tatsächlich auch einen großen Nutzen: Sie schaffen eine familiäre Grundstimmung, in der jeder regelmäßig seine neue Sichtweisen überdenken kann und muss – und das in einem grundsätzlich liebevollen, intimen Atmosphäre.
Übrigens: Auch in Familien, die in ihrem engen, täglichen Verbund eher wenig streiten, gibt es oft Zoff an Feiertagen. Wenn viele Familienmitglieder mit all ihren Macken aufeinandertreffen, hebt das das Streitpotenzial eben noch einmal enorm an. So sagte Leonard Felder, ein Psychologe aus Los Angeles, zum CNN, dass Dreiviertel der Menschen mindestens einen Verwandten haben, der ihnen gehörig auf die Nerven geht.
Wie haben wir aber jetzt gelernt? Wenn wir beim nächsten Familienfest eigentlich lieber öfter tief durchatmen würden, trainieren wir diesmal unsere Offenheit!