Für viele werdende Mamas ist der Kaiserschnitt ein großes Thema. Einige möchten ihn unbedingt, andere auf gar keinen Fall… Oft gibt es aber auch Situationen, in denen die Gebärende gar keine Wahl hat und die Operation ihr selbst oder dem Kind das Leben rettet. Es ist von Frau zu Frau unterschiedlich, wie sie eine Sectio-Operation empfindet. Die Geburt im Operationssaal ist in den letzten Jahrzehnten zwar stetig weiterentwickelt worden und wurde so immer schonender für Mutter und Kind. Fakt ist aber: Es fehlen dabei einige wichtige Vorgänge der natürlichen Geburt. Und das kann Mamas im schlimmsten Fall traumatisieren. Mit der sogenannten Kaisergeburt (in Deutschland von der Berliner Charité eingeführt) wollen Ärzte Gebärenden trotz Kaiserschnitt daher eine möglichst natürliches Geburtserlebnis bescheren.
Das sind die Besonderheiten der Kaisergeburt:
Freie Sicht:
Wie beim ganz normalen Kaiserschnitt wird auch bei der Kaisergeburt ein Sichtschutz gespannt, damit die Mama nichts von ihrem Bauchschnitt sieht. Dann wird das Tuch aber weggenommen und die Eltern können sehen, wie der Arzt das Köpfchen des Babys aus dem Bauch hebt. Der erste Blickkontakt zum Kind, das Erleben seines ersten Atemzugs – diese Momente gehören bei dieser Variante der Sectio den Eltern.
Pause zum Akklimatisieren:
Hat der Arzt das Köpfchen des Babys aus dem Bauch befreit, hält er kurz inne. Dabei steckt der Körper des Kindes noch geborgen in Mamas Bauch. So kann es sich etwas schonender an die Außenwelt gewöhnen – und der Arzt kann prüfen, ob das Kind gesund ist oder vielleicht schnell Versorgung braucht.
Einbinden der Eltern:
Der Arzt bittet anschließend die Mama, sanft mitzupressen – fast wie bei einer natürlichen Entbindung. Hat er das Baby ganz herausgehoben, legt er es sofort auf Mamas Bauch. Wenn der Vater möchte, darf er die Nabelschnur durchschneiden. Danach wird der Sichtschutz wieder hochgezogen, die Ärzte verschließen die Operationswunde – und die Eltern können die ersten Minuten mit ihrem Baby genießen.
Hat die Operation auch Nachteile?
Ganz unumstritten ist auch die Kaisergeburt nicht. Einige Ärzte weisen darauf hin, dass es für Eltern traumatisierend sein kann, den geöffneten Bauch und das blutverschmierte Baby zu sehen. Sie sollten sich unbedingt vorher überlegen, ob sie es vertragen können, aber dann kann die Kaisergeburt eine schöne Erfahrung sein.
Und: Auch eine Kaisergeburt ist ein medizinischer Eingriff, der die höchste Konzentration des Krankenhauspersonals erfordert. Daher muss man sich darüber klar sein: Bei anfallenden Komplikationen rückt das angepeilte harmonische Geburtserlebnis auf der Prioritätenliste weit nach unten.
Wann ist eine Kaisergeburt nicht möglich?
Wenn abzusehen ist, dass es zu Komplikationen kommen wird, wird eine Kaisergeburt nicht durchgeführt, etwa bei der Geburt von Extrem-Frühchen oder bei einer komplizierten Lage des Kindes. Wenn die werdenden Eltern im Verlauf der Operation ihre Meinung ändern, können sie das natürlich jederzeit sagen.
Kritik am „sanften Kaiserschnitt“:
Der Deutsche Hebammenverband und etliche Experten sehen die Kaisergeburt kritisch und als eine Art „Marketing-Gag“, der die Operation verharmlost und einen Trend zum Kaiserschnitt verstärkt.
Wo kann ich eine Kaisergeburt erleben?
Was in der Charité begonnen hat, ist in immer mehr deutschen Kliniken möglich. Allerdings teilen viele Ärzte die Skepsis des Hebammenverbandes und möchten Langzeitergebnisse von Studien abwarten, die die Auswirkungen auf Mutter und Kind näher untersuchen. Kliniken, die eine Kaisergeburt in seiner Stadt anbieten, findet man im Internet.
Es geht sogar noch „natürlicher“:
Ein Arzt aus Venezuela versucht, Frauen mit Kaiserschnitt ein noch natürlicheres Erlebnis zu ermöglichen: Dr. Jham Frank Lugo hat die wohl neueste und sanfteste Variante der Operation entwickelt.
In diesem Video der Centro de Fertilidad Clínica Lugo ist gut zu sehen, wie diese abläuft:
Das Baby wird nicht von den Ärzten aus dem Bauch der Mutter gezogen. Nach dem Schnitt schlüpft es quasi allein aus seinem bisherigen Zuhause, um die Welt zu erobern. Es wird ihm nur ganz leicht dabei geholfen.
Natürlich ist dies nicht dasselbe, als wenn das Neugeborene auf natürlichem Wege das Licht der Welt erblickt. Aber diese Variante der Sectio-Operation erlaubt es ihm ansatzweise, den letzten, entscheidenden Weg aus Mamas Bauch ohne viel fremde Hilfe zu nehmen.