Als Kind lernt man ja die verschiedensten Eltern-Exemplare kennen. Meine eigenen waren sehr entspannt und haben mir immer viel Freiraum gegeben. Bei wichtigen Themen wie beispielsweise der Schule haben sie aber natürlich doch darauf geschaut, dass ich am Ball bleibe und meinen Weg mache.
Bei meinen Freundinnen habe ich auch Extreme erlebt: Julias sehr lockere Mutter fand ich immer sooo toll. Sie war alleinerziehend und arbeitete Vollzeit. Das machte sie durch echte Coolness und ganz viel Herzlichkeit wett – in ihrer Wohnung konnten wir uns ausleben, wie wir wollten. Beim Spielen Chaos verbreiten, den ganzen Nachmittag Cartoons gucken, jede eine Chipstüte auf dem Schoß und uns durch ihren sexy Kleiderschrank wühlen. Für die Schule und unsere Hausaufgaben interessierte sie sich nur, wenn wir das Thema anschnitten oder Fragen hatten.
Hannas Mutter dagegen war schon nett, aber auch sehr ernst und verbreitete in ihrem Haus eine für mich ungemütliche Atmosphäre. Hannas Zimmer? Immer picobello aufgeräumt. Hannas Bücher? Alles Klassiker der Jugendliteratur. Hannas Videokassetten? Nicht vorhanden. Hannas Hobbys? Klarinette und Schwimmen im Verein. Hannas Noten? Sehr, sehr gut. Im Haus dieser Familie kam man nicht auf die Idee, laut loszujuchzen oder etwas herumliegen zu lassen.
Kurzum: Hannas Eltern waren wirklich streng. Und hatten von Anfang an hohe Erwartungen an ihre Tochter. Das habe ich damals als nervig und belastend empfunden, sogar als Gast. Aber ist das vielleicht der richtige Weg, um seiner Tochter einen guten Lebensweg zu ebnen? Ein strenger Erziehungsstil von Klein auf?
Zu diesem Ergebnis ist jetzt zumindest eine Studie der Universität Essex gekommen. Die Wissenschaftler beobachteten und verglichen von 2004 bis 2010 das Leben von 15500 Mädchen im Alter von 13 bis 14 Jahren.
Diejenigen Mädchen, die strenge Mütter hatten und mit deren hohen Erwartungen leben mussten, machten am Ende tatsächlich eher einen Universitätsabschluss und verdienten somit im Beruf auch deutlich mehr. Zudem wurden die Mädchen der bestimmenden Mamas auch seltener im Teenageralter schwanger.
Studienleiterin Ericka Gascon-Ramirez sagt in der Daily Mail dazu: „Egal, wie sehr man versucht, sich gegen die Ratschläge und Empfehlungen der Eltern zu wehren, beeinflussen sie trotzdem – wenn auch nur subtil – ein Leben lang die Entscheidungen, die man trifft.“
Oh. Naja, stimmt vielleicht. Ich zum Beispiel habe noch keinen Tag in meinem Arbeitsleben blau gemacht – Lust hätte ich sicher schon oft dazu gehabt, aber mein Gewissen… Es kann gut sein, dass ich dabei auch unbewusst die aufrichtige, pflichtbewusste Stimme meiner Mama gehört habe: „Laura, das ist nicht in Ordnung!“
Allerdings wurde hier nicht darauf eingegangen, was übergroße Erwartungen und Druck bei Kindern auslösen können. Dass da nicht immer glückliche und erfolgreiche Erwachsene dabei rauskommen, kennt wohl jeder aus seinem Freundes- oder Bekanntenkreis.
Auf jeden Fall haben mich die Ergebnisse der Studie neugierig gemacht und ich habe meine Grundschul-Freundinnen mal im Internet gesucht. Hanna ist Zahnärztin geworden und Julia Abteilungsleiterin in einem großen Unternehmen. Sie hat ein Kind bekommen – mit 37 Jahren.
Denn Teeniemoms, das sind wir alle drei tatsächlich nicht geworden. Wir haben alle drei unseren Weg gemacht – und zwar unabhängig davon, wie unsere Mamas uns erzogen haben.