Mit der Schwangerschaft schleichen sich bei den meisten Bald-Mamas seltsame Veränderungen ein. Nicht nur körperlich verändert sich Einiges, sondern auch psychisch. Eine dieser Veränderungen beschreiben viele Mütter als „Schwangerschaftsdemenz“. Sie äußert sich in leichter bis ausgeprägter Zerstreutheit und Vergesslichkeit.
Was bisher eher als subjektiv wahrgenommenes Phänomen galt, wurde nun von australischen Forschern der Deakin Universität wissenschaftlich bestätigt:
Schwangerschaftsdemenz ist echt und messbar!
Durchgeführt wurde die im Medical Journal of Australia veröffentlichte Studie von Doktorandin Sasha Davies und den Co-Autorinnen Dr. Melissa Hayden und Assoc. Prof. Linda Byrne.
Zusammen mit ihrem Team werteten sie ingesamt 20 wissenschaftliche Untersuchungen aus, welche den Zusammenhang zwischen Schwangerschaft und Veränderungen der Gehirnfunktionen beschreiben. Insgesamt lagen ihnen Untersuchungsergebnisse von 709 Schwangeren und – zur Kontrolle – von 521 Nicht-Schwangeren vor.
Die Forscherinnen fanden heraus, dass die Denk-Funktionen, auch als kognitive Fähigkeiten bezeichnet, bei den Schwangeren im Vergleich zu den Nicht-Schwangeren „schwächer“ waren.
Zudem zeigten sich unterschiedlich ausgeprägte Veränderungen im Gehirn, je nachdem in welchem Trimester sich die Schwangeren gerade befanden:
„Allgemeine kognitive Funktionen, das Gedächtnis und exekutive Funktionen (damit sind die Denkleistungen gemeint, die uns als Mensch zu „höheren“ Lebewesen machen, Anm. d. Red.) waren während des dritten Trimesters deutlich reduziert (im Vergleich zu den nicht-schwangeren Frauen), nicht jedoch während der ersten zwei Trimester“, so die Studie.
„Langzeitstudien fanden Rückgänge der allgemeinen kognitiven Funktionen und des Gedächtnisses zwischen dem ersten und zweiten Trimester, nicht jedoch zwischen dem zweiten und dritten Trimester“, heißt es weiter.
Letzteres stimme mit neueren Erkenntnissen eines „Langzeitabbaus von grauer Hirnmasse während der Schwangerschaft“ überein. Die physischen Veränderungen sind also messbar und deutlich ausgeprägter, als bisher angenommen. Sie beginnen bereits während des ersten Schwangerschaftsdrittels und machen sich im zweiten und vor allem im dritten Trimester als leichter Gedächtnisschwund bemerkbar.
„Wie sich dies auf die Lebensqualität und den Alltag von Schwangeren auswirkt, muss weiter untersucht werden“, sagen die Forscherinnen.
Dr. Melissa Hayden fügt jedoch beruhigend hinzu:
„Diese kleinen Rückgänge der Leistungen während der Schwangerschaft werden den Schwangeren selbst und eventuell ihren am nächsten stehenden Mitmenschen auffallen und sich hauptsächlich als kleinere Ausfälle bemerkbar machen (z.B. Arzttermin vergessen).“ Schwerwiegendere Konsequenzen (etwa geringere Leistungen bei der Arbeit oder eine eingeschränkte Fähigkeit komplexe Aufgaben zu erfüllen), seien unwahrscheinlich.
Diese Studie beruhigt uns also gleich zweifach: Wir wissen jetzt, dass wir uns die Schwangerschaftsdemenz nicht bloß einbilden. Gleichzeitig können wir beruhigt sein, dass wir trotzdem Job und Alltag meistern werden.
Und für die kleineren „Ausfälle“ gibt es ja Post-Its, Erinnerungsfunktionen auf dem Smartphone oder den mitdenkenden Partner.