Was Schwangere wirklich quält, wenn sie sich „unpässlich“ fühlen – und was ihnen helfen kann

„Unpässlich“ – was für ein schönes Wort! Es klingt ein wenig altmodisch und ist das perfekte Wort, wenn wir nicht näher darauf eingehen wollen, was uns gerade plagt. Weil es uns peinlich ist. Es nicht jeden etwas angeht. Oder weil wir unter so vielen Dingen leiden, dass es schlichtweg zu lange dauern würde, sie alle zu erläutern.

Kurz gesagt: Unpässlich ist ein wunderbares, wenn nicht sogar unverzichtbares Wort während der Schwangerschaft. Denn es gibt kaum eine andere Zeit, in der unser Körper so viele nervige Dinge mit uns anstellt, die wir keinesfalls unserer neugierigen Nachbarin, dem Kumpel unseres Mannes oder gar unserem Chef in aller Deutlichkeit darlegen möchten.

Doch was kann nun alles hinter unserer Unpässlichkeit stecken?

Wir haben mal gesammelt, was Schwangere mit diesem Wort, das das Gegenüber übrigens meistens erfolgreich von unangenehmen Nachfragen abhält, wirklich meinen:

„Ich war seit Tagen nicht auf Toilette.“

Vorab: Damit ist ganz sicher nicht das „kleine Geschäft“ gemeint, denn dafür rennen wir in der Schwangerschaft gefühlt minütlich zur Toilette. Das nervt zwar gewaltig, aber viel schlimmer ist eine Verstopfung. Die in der Schwangerschaft leider ziemlich häufig vorkommt. Der ungewohnte Hormoncocktail und weniger Bewegung verlangsamen die Darmbewegungen und das wachsende Kind drückt zusätzlich auf den Darm. Letzteres macht eine Verstopfung in der Schwangerschaft auch noch unangenehmer als im „normalen Leben“. Denn wenn sich zu der kleinen Person, die wir in unserem Bauch herumtragen auch noch eine Menge Kot ansammelt – wird es wirklich, wirklich unangenehm.

Das hilft: Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft, reichlich Trinken, Vollkornprodukte und Obst sowie der Verzicht auf Verdauungshemmendes wie Bananen, Weißmehlprodukte und Schokolade (jaaaa, wir wissen…).

„Ich schwitze so sehr, ich schwitze im Sitzen, im Liegen, beim Gehen!“

Viele Schwangere können gar nicht so viel an sich herumtupfen, wie es läuft. Schuld an den unangenehmen Schweißausbrüchen sind natürlich auch wieder die Hormone. Diese sorgen für eine verstärkte Durchblutung des Körpers – schließlich muss der Blutkreislauf nicht länger nur eine, sondern gleich zwei Menschen ausreichend versorgen! Diese Arbeit nimmt der Körper als größere Wärme wahr. Und lässt es triefen, um sich abzukühlen.

Das hilft: Lose Kleidung aus Naturfasern wie Baumwolle und Leinen lassen die Luft um den Körper besser zirkulieren. Zu scharfe oder heiße Speisen sollten bei übermäßigem Schwitzen vermieden werden, da sie zusätzlich aufheizen. Es kann sehr angenehm sein, die Körperbehaarung zu entfernen. Und ganz wichtig: Trinken, trinken, trinken.

A propos Behaarung: „Ich sehe aus wie ein Werwolf!“

Schwangere haben oft wunderschönes, dichtes Haar. Das liegt am Östrogen – oh mann, diese Hormone! Es verlängert die Lebens- und Ruhephase jedes einzelnen Haares, und das bringt bis zu zehn Prozent mehr Haarfülle. Jipieh! Weniger erstrebenswert: Plötzlich können auch dort Haare sprießen, wo sie nicht sollen. Um die Brustwarzen, über der Oberlippe, auf dem Bauch. Wer daran Schuld ist, müssen wir eigentlich gar nicht mehr erwähnen, oder? Das veränderte Verhältnis der Hormone kann neue Haare sprießen lassen, dickere Haare und dunklere Haare.

Das hilft: Tja, wie sagen wir es jetzt. Leider gar nichts, außer natürlich eine regelmäßige Enthaarung. Auch, wenn das mit wachsendem Bauch immer mühsamer wird. Rasieren, wachsen, epilieren… Das kann natürlich auch eine Kosmetikerin erledigen! Von Enthaarungscremes sollten Schwangere vorsichtshalber die Finger lassen. Schon ihr Geruch verrät, dass sie voller Chemie stecken, deren Nebenwirkungen für Mama und Baby unklar sind.

„Meine Hämorrhoiden sind so groß wie Tischtennisbälle!“

Unser ganzer Körper wird durch die Schwangerschaftshormone (stöhn) auf „weich“ gestellt. Und das betrifft leider auch die Gefäße im Enddarmbereich. Deswegen haben viele Schwangere Probleme mit Hämorrhoiden. Und das manchmal so sehr, dass sogar Sitzen unangenehm wird. Die gute Nachricht: Nach der Schwangerschaft bilden diese sich oft zurück. Dafür aber bitte bei ersten Jucken mit der Pflege beginnen.

Das hilft: Zuerst einmal können wir versuchen, die Störenfriede in Eigenregie zu behandeln. Ganz wichtig, um eine Verschlimmerung zu vermeiden, ist es, gaaaanz entspannt auf die Toilette zu gehen. Druck im Darm ist eine der Hauptursachen für Hämorrhoiden, deshalb sollten wir sofort zur Toilette gehen, wenn sich Stuhlgang anmeldet. Dann sollten wir uns aber Zeit lassen, nicht pressen und einen eher runden Rücken machen (Eselsbrücke: „Po ins Klo“). Nach dem Stuhlgang ist es gut, die Hämorrhoiden sanft mit Wasser abzuwaschen und mit unparfümiertem Toilettenpapier trockenzutupfen. Dann eine Hämorrhoiden-Salbe aus der Apotheke auftragen. Sollte sich aber nach 14 Tagen keine Besserung einstellen, heißt es, schnell einen Termin beim Proktologen ausmachen!

„Mein Baby will mich ersticken!“

Gegen Ende der Schwangerschaft ist unser Kind (ha – endlich können wir mal jemand anders die Schuld geben als den Hormonen!) so groß, dass es gegen die Lungen drücken kann. Wir werden kurzatmig – ein furchtbares Gefühl!

Das hilft: Ganz vermeiden lassen sich die Atemprobleme nicht. Aber es ist gut fürs Gefühl, wenn wir uns regelmäßige Pausen gönnen. Bei akuter Atemnot heißt es vor allem, keine Panik zu bekommen! Das ist leichter gesagt als getan. Wir sollten versuchen, zur Ruhe zu kommen und uns zu entspannen. Dazu mit erhöhtem Oberkörper hinlegen und bewusst (so) tief (wie möglich) durchatmen.

„Ich weiß nicht mehr, wo meine Knöchel sind!“

Viele Schwangere lagern Wasser ein und leiden unter stark geschwollenen Beinen. Das sieht so richtig doof aus – und geht oft mit unangenehmen Spannungsgefühlen und Juckreiz einher.

Das hilft: Alles, was wir instinktiv eigentlich sowieso machen möchten… Viel trinken, die Beine hochlegen, die Füße in kaltes Wasser tauchen. Vorsicht: In seltenen Fällen kann auch eine Schwangerschafts-Erkrankung wie eine Gestose hinter den Schwellungen stecken. Bei einem unguten Gefühl sollten wir also unbedingt unseren Frauenarzt von den Ödemen (Wassereinlagerungen) erzählen.

„Würg.“

Schwangerschaftsübelkeit. Ein Klassiker, der in vielen Filmen für mehr oder minder gute Gags herhalten muss. Sind wir betroffen, ist das gar nicht zum Lachen. Sondern richtig, richtig mies. Schwere Fälle können Schwangeren das Leben zur Hölle machen.

Das hilft: In der Apotheke gibt es wunderbare Akupressurbänder für das Handgelenk. Sie wurden ursprünglich gegen Seekrankheit entwickelt, helfen aber auch vielen Schwangeren sehr gut – und das ohne Nebenwirkungen. Außerdem ist es besser, öfter kleine Portionen zu essen, auch, wenn wir an Essen gar nicht denken mögen. Mit leerem Magen wird uns noch leichter schlecht. Auch direkt nach dem Aufwachen sollten wir – noch im Liegen – etwas Zwieback oder trockene Kekse (Geheimtipp Ingwerplätzchen!) knabbern und danach noch etwas im Bett kuscheln.

„Ich habe mir gerade ein bisschen ins Höschen gemacht.“

Besonders beim Lachen, Husten oder Niesen können wir in der Schwangerschaft leicht mal etwas Urin verlieren. Was für ein blödes Gefühl! Das ist aber meist eine vorübergehende Erscheinung und zum Glück (oder leider?) ganz normal. Der Beckenboden wird weicher und mit zunehmender Schwangerschaft drücken das schwere Kind mit der Gebärmutter auf die Blase.

Das hilft: Als erstes natürlich Slipeinlagen für ein sicheres Gefühl. Experten empfehlen außerdem, beim Toilettengang die Blase immer vollständig zu entleeren. Leichtes Nach-vorne-beugen beim „Pischern“ unterstützt das. In brenzligen Situationen wie eben Lachen oder Husten können wir die Beine übereinanderschlagen oder den Beckenboden leicht anspannen. Der sollte durch häufiges An- und Entspannen sowieso mehrmals am Tag trainiert werden.

Puh, ganz schön viel Mist, den wir da so mitmachen. Aber bevor wir verzagen, denken wir immer dran: Es ist nicht für immer – aber für die schönste „Sache“ der Welt: unser Baby!

 

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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