Verwöhnen – ja oder nein? Meine Tochter wird nächste Woche stolze drei Jahre alt. Das ist ein Alter, in dem sie sehr wohl versteht, dass ein ganz großer Tag mit Freude, Freunden und Geschenken bevorsteht.
Wird meine Tochter ihre Geschenke überhaupt noch wertschätzen können? Ich habe das Gefühl (nein, es ist nackte Realität!), dass ich ihr jede Woche mehrfach Geschenke mache. Ein Pixie-Buch hier, etwas zum Anziehen da, neue Schuhe, Seifenblasen, ein Ball etc. Das freudige Strahlen in ihren Augen, wenn sie etwas geschenkt bekommt ist unbezahlbar! Ich hoffe, das bleibt für immer so…
Als ich ihr letzte Woche ein Laufrad und am selben Tag auch noch ein Spielhaus für den Garten über Ebay-Kleinanzeigen besorgt hatte, fühlte es sich komisch an. So tolle Geschenke ohne echten Anlass? Wie unterscheidet sich denn dieser beliebige Wochentag von ihrem Geburtstag?
Meine Gedanken sprudelten in mir und ich war hin- und hergerissen zwischen „Ist doch egal, hauptsache sie freut sich“ und „Wo bleibt die Bescheidenheit?“ und „Ich verwöhne sie, ist das schön!“. In letzter Zeit müssten wir eigentlich den Gürtel enger schnallen, unser Umzug vor Kurzem kostete uns unser hart erspartes Finanzpolster.
Verwöhnen vs. Bescheidenheit
Trotz allem will ich meiner Tochter alles ermöglichen. Ich bin so dankbar, dass wir das können und habe deswegen hin und wieder ein schlechtes Gewissen. Wieviele Kinder da draußen bekommen nicht Woche für Woche kleine und große Aufmerksamkeiten – vielleicht sogar nicht einmal zum Geburtstag?! Sollte mich die traurige Realität anderer Menschen daran hindern, mein Kind zu verwöhnen? Sollte ich bei meiner Tochter mehr Zurückhaltung üben, um die tugendhafte Charaktereigenschaft der Bescheidenheit zu lehren?
Sicherlich möchte ich keine verhätschelte Prinzessin erziehen, aber meinem Kind Freude zu bereiten ist, denke ich, ein Urinstinkt, den wir Mamis alle in uns tragen. Seien wir mal ehrlich: Wer von uns isst weniger aufgrund der Tatsache, dass irgendwo anders in der Welt Menschen verhungern? Ist es nicht eher erstrebenswert, das Leben in vollen Zügen zu genießen, gerade WEIL es einige von uns nunmal können?
Mich berühren immer wieder die glänzenden Augen meines Mannes, wenn unsere Tochter Lego oder ein neues schönes Plüschtier geschenkt bekommt. Davon, was sie zur Genüge in ihrem Kinderzimmer rumliegen hat, konnte mein Mann in seiner Kindheit in der ehemaligen DDR nur träumen. Lego war schon immer ein unerfüllter Wunsch von ihm, den er jetzt durch seine Tochter ausleben darf. Er und seine Familie haben nicht schlecht gelebt, aber vieles gab es einfach damals nicht.
Wenn wir unsere Kinder verwöhnen, sollten wir niemals vergessen, dass es ein Privileg ist und ihnen das auch vermitteln. Doch nur weil ich etwas besitze, was ein anderer nicht hat, bin ich kein böser Mensch. Wenn ich die Dinge allerdings nur für mich behalte und gleichzeitig damit angebe, ist das schon eine ganz andere Sache…
Ich empfinde es als sehr wichtig, meiner Tochter ein gesundes Gefühl zu der Tugend des Teilens zu vermitteln. Wenn sie Besuch bekommt, sollte sie den anderen Kindern erlauben mit ihren Spielsachen zu spielen, denn sie möchte auch bei anderen alles spielen dürfen. Mich macht es traurig und wütend, wenn sie mal wieder einen dieser Tage hat, wo kein anderes Kind ihre Sachen anfassen darf und sie beim Essen die Gemeinschaftsschale voller Erdbeeren für sich alleine beansprucht.
Dürfen wir unsere Kinder verwöhnen? Dieses Dilemma wird mich sicherlich noch einige Zeit verfolgen. Da ist mein spontaner Impuls des Freude schenkens und auf der anderen Seite die kontrollierte Mäßigung, mit dem Zweck der Erziehung.