Letztes Wochenende in Hamburg: Dutzende Kinder zogen mit Plakaten durch die Stadt, um gegen ihre Smartphone-süchtigen Eltern zu demonstrieren. Zu dem Protestmarsch hatte ein Siebenjähriger aufgerufen, der genervt war Mama und Papa, die ständig aufs Display starren.
„Flugmodus an, wir sind dran!“, „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr auf eure Handys schaut!“ oder „Spielt mit mir! Nicht mit euren Handys!“ – so lauteten die Slogans auf den Plakaten der Kinder.
Niedliche Geschichte, oder? Und irgendwie auch so traurig. Es ist Fakt, dass Smartphones heute zu unserem Alltag dazugehören und sich zu ständigen Begleitern gemausert haben. Wir schauen ganz schön oft darauf, bewusst oder sogar unbewusst, aus Gewohnheit. Nur kurz nachsehen, ob sich jemand gemeldet hat… Das geht doch auch mal ganz schnell, während man gerade mit seinem Kind spielt.
Aber: Der wievielte Blick aufs Smartphone ist denn nun wirklich der eine zu viel, wenn man mit seinen Kindern unterwegs ist? Oder gehört das Handy ganz aus? Eeeinnnnmal kurz gucken, ist das denn laut Experten „erlaubt“?
Na klar. Kinder müssen ja auch akzeptieren, wenn Eltern nachmittags Wäsche aufhängen, Durchsaugen oder oder oder, anstatt bis zu Abendbrot durchgehend mit ihren Kleinen zu spielen. Der Unterschied zum Smartphone: Diese Aufgaben sind meist zeitlich begrenzt und auf einen Ort beschränkt. Das Handy dagegen ist immer dabei – beim Familienausflug, auf dem Spielplatz, bei der Theateraufführung des Kindergartens…
Gegenüber dem Spiegel erklärt Susanne Eggert vom JFF-Institut für Medienpädagogik: „Wenn Kinder das Gefühl bekommen, dass ein klingelndes oder brummendes Smartphone immer wichtiger ist als sie selbst, kann das verstörend sein“. Natürlich müssen Kinder lernen zu warten, wenn ihre Eltern etwas tatsächlich Dringendes am Telefon zu erledigen haben. Wenn sie aber jedes Mal warten müssen und das Smartphone ewig Vorrang gegenüber ihren Bedürfnissen hat, läuft etwas grundlegend schief. Eine echte Gefahr für die Eltern-Kind-Bindung.
So zeigen Studien, dass eine exzessive Smartphone-Nutzung, die zur Missachtung der Kinder führt, diese vermehrt frustriert, jammerig, hyperaktiv und anfällig für Wutanfälle werden ließe. Und dieses Verhalten die genervten Eltern erst recht wieder zur medialen Ablenkung greifen ließ. Teufelskreis!
Aber was tut man denn nun an besten? Wie sieht eine zeitgemäße, realistische, aber familienfreundliche Smartphone-Nutzung aus?
Experten raten zu zwei Maßnahmen:
Erstens sollten Eltern ihren Kindern im Fall der Fälle erklären, warum das Smartphone gerade Vorrang hat und was genau sie damit tun. Das hilft Kindern zu verstehen, dass sie sich kurz gedulden müssen, bis ihre Eltern anschließend wieder aufmerksam für sie da sind. Das sollten diese dann aber auch unbedingt sein! Und: Dieser „Fall der Fälle“ sollte natürlich nicht x-mal am Tag vorkommen.
Und zweitens sollte es Regeln geben, wann das Handy ausgeschaltet bleibt – und sich an diese dann auch gehalten werden. Das sollte besonders für so klassische Familienzeiten wie das gemeinsame Essen, Ausflüge, oder das Gute-Nacht-Ritual gelten.
So eine kontrollierte Smartphone-Nutzung sollte doch machbar sein, bis die Kinder im Bett sind, oder? Und wir lernen dadurch wieder, all unsere Sinne auf das trubelige Leben mit unseren Kindern zu richten – und das so richtig zu genießen.