Lange wurden Jungs zum „starken Geschlecht“ erzogen. Sie sollten zäh sein und stark und bloß nicht zu viele Emotionen zeigen, da dies eher Sache der Mädchen sei.
Ganz so streng sehen Eltern das heute in der Regel nicht mehr. Auch Jungs dürfen weinen, kuscheln, sich ängstigen. Werden nicht automatisch zum großen Macker erzogen. Aber trotzdem haben wir – ganz unbewusst – häufig immer noch die Tendenz dazu, Jungs als etwas robuster als Mädchen anzusehen und sie auch so zu behandeln.
Jungs brauchen von Anfang an Mamas emotionalen Support
Dabei zeigt die moderne Wissenschaft, dass Jungen eher noch mehr emotionale Unterstützung brauchen als Mädchen! Von Anfang an. Und das liegt an den biologischen Unterschieden ihrer Gehirne.
Tatsächlich sind bereits männliche Embryonen im Mutterleib messbar sensibler als die weiblichen. Die Studie The Fragile Male zeigte im Jahr 2000, dass die ungeborenen Jungs anfälliger für mütterlichen Stress und frühkindliche Gehirnschädigungen sind. Sie werden statistisch gesehen häufiger zu früh geboren und es gibt mehr männliche Totgeburten.
Weiterhin zeigen sie nach der Geburt viel häufiger hohe Cortisolspiegel (Stresshormon). Sie erleiden öfter als Mädchen Geburtstraumata.
Hier kann nur eines helfen: Kuscheln, ganz viel Zeit in der Familie und das Gefühl, dass Mama alle Bedürfnisse erfüllt.
Sebastian Kraemer, Leiter der Studie, weist außerdem darauf hin, dass zum Zeitpunkt der Geburt die Gehirne von Jungs den Mädchenhirnen in ihrer Entwicklung bis zu sechs Wochen zurückliegen. Und auch, wenn sie älter werden, entwickeln sich Jungen in der Regel langsamer als Mädchen.
Auch Dr. Allan Schore von der UCLA David Geffen School of Medicine schreibt in seinem Artikel All Our Sons: Die Entwicklungsneurobiologie und Neuroendokrinologie von Jungen in Gefahr davon, wie wichtig für Babyjungs positive Beziehungen zu ihren Eltern sind, um sich gesund zu entwickeln und emotionale Stärke zu erreichen.
Jungs sollten unbedingt lernen, dass Gefühle etwas ganz Normales sind
Später dann ist es wichtig, dass wir unseren Söhnen zeigen, dass Emotionen keine weibliche – sondern eine menschliche Sache sind. Wenn wir ihnen auch nur am Rande suggerieren, dass sie sparsam mit dem Ausdrücken ihrer Gefühle sein sollen, schadet das am Ende all ihren zwischenmenschlichen Beziehungen. Und verwehrt ihnen das Glück, sich vollkommen öffnen zu können.
Und obwohl ich glaube, dass ich das kaum einer Mama hier sagen muss, heißt das ja am Ende nur: Los, knuddelt eure Babyboys, was das Zeug hält! Seid für sie da! Und nehmt ihre Gefühle ernst, lasst sie sich ausweinen, wenn sie Kummer haben oder sich das Knie aufschürfen.
„Ein Indianer kennt keinen Schmerz!“? Dieser Satz gehört bald hoffentlich der Vergangenheit an.