Nie wieder erlebt man im Erwachsenenalter so viele „erste Male“, wie als Mama oder Papa. Ein Baby, das sich das erste Mal dreht. Das erste Zähnchen, die ersten Schritte, das erste Wort. In dieser schnellen Taktung geht es zwar nicht weiter, aber ja, es kommen immerhin noch ab und zu solche wunderbaren Momente wie das erste Mal Fahrradfahren ohne Stützräder, die erste Nacht ohne Windeln, der erste Schultag.
So viele erste Male, die ganz viel Freude für die Eltern bedeuten – aber manchmal auch ganz viel Unsicherheit. Aber zum Glück gibt es ja immer jemanden, den man um Rat fragen kann. Denn auch, wenn es für einen selbst einzigartige Momente sind: Alle Eltern haben sie so ähnlich schon erlebt.
Kein Grund zur Panik also, so war das alles immer schon!
Und dann kam 2020. Und da war keiner, den man jetzt um Rat fragen konnte.
Denn niemand in unserem Umfeld hat bisher eine Pandemie mitgemacht. Niemand kannte diese Unsicherheit und all diese Einschränkungen. (Und wirklich niemand hatte irgendeine verdammte Ahnung von Homeschooling.)
Und so hat uns dieses Jahr eine Menge Premieren beschwert, auf die wir auch gut und gerne hätten verzichten können:
So war da vielleicht das erste Mal, dass wir auch schon den Kleinsten etwas Kompliziertes und Bedrohliches erklären mussten. Denn: Natürlich wollten sie wissen, warum auf einmal alles so anders war und wieso. Gar nicht so leicht, etwas zu erklären, von dem wir selbst noch gar nicht so genau wussten, was wir davon halten sollen. Und dann noch, ohne die kleinen Mäuse zu ängstigen.
Und es war wahrscheinlich das erste Mal, dass man seine Kinder enttäuschen musste, weil so tolle Sachen wie Kindergeburtstage, Sportkurse oder Urlaube ausfielen. Sachen, auf die man sich schon so lange gefreut hatte.
Das erste Mal eine große Sehnsucht nach Freunden und Familie, die man länger nicht knuddeln konnte.
Es war definitiv das erste Mal, dass alle Erwachsenen sich auf einmal so komisch verhielten, naja, also, noch komischer als sonst: Sie mahnten dazu, Abstand zu halten und trugen allesamt Masken vor dem Gesicht, so dass es schwer zu erkennen war, ob sie einen nun anlächelten oder nicht. Auch das mussten wir unseren Kindern erklären.
Es war das erste Mal, dass man zu Hause quasi gleichzeitig Playmobil spielen und konferieren musste, und Letzteres auch noch per Internet. Eine Tabellenkalkulation machen und parallel überlegen, was es denn mittags zu essen geben könnte.
Überhaupt, die Arbeit und das liebe Geld: Für viele war es das erste Mal, dass sie in Kurzarbeit gehen mussten, um ihren Job oder ihre Firma bangen oder sogar ihren Arbeitsplatz verloren haben.
Es war das erste Mal für Lehrer und Eltern, dass sie ihre Kinder beim Lernen zu Hause unterstützen mussten. Und auch diejenigen unter den Schülern, die die ersten Zoom-Calls mit der ganzen Klasse noch megaspaßig fanden, hatten irgendwann keine Lust mehr, eine Menge Aufgaben alleine am Küchentisch zu erledigen. Wir Eltern mussten sie bei Laune halten – und Dinge erklären, bei denen wir so glücklich darüber waren, dass wir sie nie wieder brauchen würden in unserem Leben. Und die Lehrer haben alles gegeben, um das Beste aus der ungewohnten Situation zu machen. Und das quasi ohne Vorbereitungszeit.
Dazu kommen sicher noch unzählige erste Male, die in jeder Familie anders aussehen mögen.
Dieses Jahr hat uns auf die Probe gestellt und am schlimmsten ist, dass wir nicht wissen, wann es besser wird.
Aber wir haben das gewuppt. Mal mehr, mal weniger gut. Mal optimistischer, mal deprimierter. Aber wir haben es gewuppt. All diese ersten Male, bei denen uns keiner mit seinen Erfahrungen unterstützen konnte.
Eines ist klar: Wir können so verdammt stolz auf uns und unsere Familie sein. Und wir wissen jetzt: Wir können alles schaffen! Hauptsache, wir sind zusammen.