Vor kurzem verbrachte ich eine halbe Stunde im Kindergarten meiner Tochter. Genauer gesagt im Gruppenraum – dort, wo 25 Kinder gleichzeitig 1000 Dinge taten. Ich war völlig geflasht. Es war alles gleichzeitig laut, lustig, traurig, wild, süß, gemein, wütend, kreativ und ausgelassen. Unglaublich, wieviel Energie diese Zwerge haben. Vor allem, wenn sie auf einem Haufen sind. Und was sie mit dieser Energie anstellen. Dass sie eine Idee haben und diese sofort umsetzen. Niemals zweifeln und immer 100 Prozent geben. Ohne drüber nachzudenken. Aber stimmt das? Denkt diese kleine Horde Mini-Menschen nicht nach? Handeln sie nur? Was ist los in den Gehirnen von Kindern?
Und was sagt die Wissenschaft dazu? Die weiß, dass in den Gehirnen von Kindern ziemlich erstaunliche Dinge passieren.
So haben Neurobiologen herausgefunden, dass das Gehirn der Drei- bis Fünfjährigen doppelt so viel arbeitet wie das eines Studenten. Und vermutlich dreimal so schnell wie bei einem Erwachsenen. Hui! Das ist rasant! Aber was wird da gearbeitet?
Hier sind fünf Fakten über das Gehirn eines Kindes im Kindergartenalter:
- Es arbeitet so hart wie ein Bodybuilder
Sein Fitness-Studio ist der Alltag: Ein Kindergehirn vervierfacht sein Gewicht bis zum sechsten Geburtstag! Es macht während der Kleinkind-Jahre eine dramatische Entwicklung durch und vernetzt seine Nervenzellen ununterbrochen. - Es braucht Liebe wie ein Teddybär
Na das ist ja kein Ding, wir lieben unsere Kinder schließlich absolut und ohne Bedingungen. Aber Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Liebe und Fürsorge in den Jahren vor der Schule besonders wichtig für das Hirn-Wachstum sind. Kinder, die ein hohes Maß an Pflege und Zuwendung bekommen, haben ein besonders starkes Neuronen-Wachstum in den Bereichen, die fürs Lernen, die Merk-Fähigkeit und Stress-Bewältigung verantwortlich sind. Wussten wir das nicht eh schon? Liebe macht eben schlau und stark. - Es ist praktisch wie ein Wandschrank
Hihi, ein Wandschrank? Nicht eher eine übervolle Wäschetruhe? Nein. Denn Kinder zwischen drei und fünf Jahren versuchen die ganze Zeit ihre Beobachtungen zu sortieren. Sie knüpfen Verbindungen und suchen nach Strukturen um die Welt, wie sie sie sehen, zu verstehen. Und so gibt es in den Gehirnen von Kindern ein Fach für schöne Erinnerungen, eine Schublade für alles, was im Zusammenhang mit Dinosauriern/Ponys/Technik steht und vielleicht noch eine Tür, hinter der sich alle Alltags-Entdeckungen verstecken. Und immer, wenn sie eine neue Erfahrung gemacht haben, wird diese fein säuberlich im jeweiligen Fach gespeichert. - Es ist ganz wild auf Diskussionen
Je mehr es hin und her geht, desto besser. Dabei sind keine Rangeleien gemeint, sondern Gespräche. Es tut Kindern gut, wenn sie mit ihren Eltern viele Gespräche führen, wenn sie erzählen dürfen, Antworten bekommen und sich sprachlich so richtig an Mama und Papa austoben können. Dann, so eine Studie des Massachusetts Institute of Technology, verbessern sich Wortzahl, Grammatik und auch die eigene Fähigkeit, sprachlich zu argumentieren.
Dabei ist es wichtig, dass man nicht auf die Kinder einredet (Fernsehen gilt natürlich auch nicht). Schön, wenn es in den Gesprächen um Themen geht, die die Kinder anbringen, die sie interessieren und für die sie eine Leidenschaft haben. - Es ist neugierig wie ein Wissenschaftler
Eines der beliebtesten Wörter eines Kindergartenkindes? Richtig: Warum. „Warum ist der Himmel blau?“ „Warum muss man schlafen?“ „Warum schmeckt Brokkoli nicht?“ Kinder wollen immer wissen, warum etwas ist, wie es ist. Das liegt am schnellen Wachstum ihrer linken Hirn-Hälfte. Das ist der Teil, der für die Sprache verantwortlich ist. Und für eigentlich alles, was mit dem Denken an sich zu tun hat. Kein Wunder, dass es permanent Wissens-Lücken füllen will. Wie ein Forscher sucht ein Kind nach Antworten um zu verstehen, warum Dinge so passieren und nicht anders.
Es ist also ganz schön viel los in den Gehirnen von Kindern. Kein Wunder, dass wir da manchmal nicht ganz mitkommen.