Frühchen kommen schon als winzige Wunder zur Welt. Sie haben nicht die besten Startbedingungen und doch kämpfen sie sich ins Leben. So war es auch bei 17 kleinen Babys im Countess of Chester Krankenhaus in Liverpool, die zwischen Januar 2015 und 2016 als Frühgeburt geboren wurden.
Sie entwickelten sich zunächst gut und galten als stabil, bis sich ihr Zustand plötzlich und unerklärlich verschlechterte. Angestellte des Krankenhauses und Eltern trauern, niemand kann sich vorstellen, dass jemand den Kindern bewusst schaden würde. Doch dann der Schock: Nun sieht es so aus, als ob ausgerechnet eine Kinderkrankenschwester die Kinder gezielt vergiftet hat.
Sieben Kinder starben auf der Neugeborenenstation, 10 überlebten knapp.
Die Person, die sich eigentlich um das Wohlergehen der Babys kümmern sollte, hat sie mutmaßlich eiskalt vergiftet. Es ist unvorstellbar, aber ausgerechnet die Kinderkrankenschwester soll die Frühchen auf dem Gewissen haben. Der 32-jährigen Lucy Letby werden sieben Morde und 10 Mordversuche vorgeworfen. Insgesamt gibt 32 Anklagepunkte, die sie aber bisher bestreitet, wie verschiedene Medien berichten.
Den Angestellten des Krankenhauses war plötzlich eine Zunahme der Todesfälle bei den Frühchen aufgefallen. Außerdem kollabierten immer mehr Kinder und erholten sich danach auf eine ebenso unerklärlich Weise, wie sich ihr Zustand zuvor verschlechtert hatte. Als man die Fälle deswegen näher untersuchte, fällt ein gemeinsamer Nenner auf.
Jedes Mal war Krankenschwester Lucy Letby im Dienst.
Ein Ermittlungsverfahren beginnt und bei zwei betroffenen Babys, Zwillingen, können die Beamten schnell eine Insulin-Vergiftung als Ursache für ihren schlechten Zustand nachweisen. Jemand hat die hilflosen Kinder also gezielt vergiftet. Zum Glück überlebten die Zwillinge den Angriff, anders als andere Babys, denen vermutlich das Gleiche angetan wurde.
Denn die Ermittlungen brachten noch mehr schreckliche Details ans Licht. Durch ihre winzigen Nasensonden verabreichte die Krankenschwester einigen anderen Kindern vermutlich mehr Sauerstoff als benötigt, überdosierte ihre Milch. Bei einem Kind wurde höchstwahrscheinlich Luft in die Blutbahnen injiziert. Wenn die Frühchen ihre Mordversuche überlebten, zögerte die Frau nicht, es wieder zu versuchen.
Bei einem Kind soll sie dreimal versucht haben, es zu töten.
Als Täter kommt von Anfang an nur eine sehr begrenzte Personenanzahl in Frage, weil nur wenige Menschen die Frühchen-Station des Krankenhauses betreten dürfen. Als Beweis wurde unter anderem der Dienstplan für den betreffenden Zeitraum offengelegt. Nur eine Person hatte bei allen verdächtigen Vorfällen Dienst: Lucy Letby.
Und noch mehr Indizien sprechen für sie als Täterin: Als sie von der Nachtschicht in den Tagesdienst wechselte, kollabierten die Kinder plötzlich nicht mehr nachts, sondern tagsüber. Laut Informationen der Bild hat Letby die Eltern der verstorbenen Babys nach den Taten außerdem bei Facebook gestalkt. Ein seltsames Verhalten, das weitere Fragen aufwirft und die 32-Jährige verdächtig wirken lässt.
Ein Urteil wird in frühestens sechs Monaten erwartet.
Kaum vorstellbar, wie es den anwesenden Eltern der Babys gehen muss. Sie sind beim Prozess anwesend und erneut mit den grausamen Taten konfrontiert. Wir wünschen den Familien ganz viel Kraft.