Als ich selbst noch keine Mutter war und nur fremde Kinder um mich rumsprangen, ertappte ich mich manchmal dabei, dass ich heimlich dachte:
Igitt, was haben diese Kinder denn für rotzverschmierte Nasen! Kann die nicht mal bitte einer abwischen?
Warum hat die Kleine eigentlich so viele Karottenflecken auf dem T-Shirt? Es gibt doch Lätzchen!
Und was, der Große trägt mit 3 noch seinen Schnuller? Da muss man als Eltern doch einfach mal durchgreifen.
Heute kann ich über meine damaligen Gedanken nur müde lächeln. Wie naiv und ja, auch überheblich, ich manchmal war.
Denn sich vorzustellen, Mama zu sein, und tatsächlich Mama zu sein – dazwischen liegen Welten.
In meinem Fall drei aufregende, lebensverändernde, wunderschöne Jahre und zwei süße Kinder.
Deswegen hier mein Anti-Perfektions-Programm, das meiner Familie und mir schon viele Nerven gespart hat.
1. Meine Kinder müssen nicht nur gesund essen
Alles Bio? Haha! Ich habe die Kita dann doch nicht nach der Menge an gesundem Grünzeug ausgesucht. Wichtiger war mir, dass sie auf dem Weg zur Arbeit liegt und flexible Öffnungszeiten hat. Natürlich gibt es zu Hause viel Bio, und ich achte auf gesunde Ernährung. Doch ich nehme im Supermarkt auch mal die Normalo-Kiwis oder -Bananen mit. Und ja, auch ein Kugel Eis oder ein Stück Kuchen gibt es bei uns ab und zu.
2. Meine Kinder dürfen schmutzige Gesichter und Füße haben.
Ich schaffe es nicht, die Kinder jeden Abend zu baden oder zu duschen. Manchmal sind die Kinder oder ich einfach zu erschöpft. Manchmal sind wir es alle. Dann nehme ich ein Tuch mit Wasser und etwas Baby-Seife und wische den gröbsten Dreck weg. Tagsüber kommen meist Feuchttücher zum Einsatz. Oder auch mal nichts. Zahlt bestimmt auf das Immunsystem ein.
3. Meine Kinder dürfen auch in der Öffentlichkeit ausrasten, und ich laufe nicht rot an
Das ist zugegebenermaßen das Schwerste von allen. Wenn mein Kleiner mal wieder nicht vom Spielplatz nach Hause möchte. Und brüllt, so laut er kann. Und um sich schlägt. Und sich nicht hochheben lässt. Passiert zum Glück nicht so oft. Wenn auch geduldiges Zureden nicht hilft, und die Blicke der anderen Mütter immer mitleidiger werden, kenne ich zwei Reaktionen: 1. Schnuller rein 2. Im Sitz festschnallen und ganz schnell nach Hause fahren.
4. Ich muss nicht dauernd Programm machen.
Montag Spielplatz, Dienstag Musikunterricht, Mittwoch Turnen, Donnerstag Kita-Mama treffen, Freitag Bastel-Nachmittag zu Hause. Genau so ist es bei uns nicht. Ein Mal in der Woche gehen wir zu dritt zu einer Singgruppe, sonst halte ich es ziemlich spontan. Manchmal gehen wir auf den Spielplatz um die Ecke, manchmal verabrede ich uns auch, aber genauso oft hängen wir die drei Stunden vor dem Schlafengehen zu Hause rum und machen so, was so kommt. Mal aus Lego einen Turm bauen, mal uns gegenseitig füttern, mal einfach auf dem Wohnzimmerteppich rumliegen. Seeeehr entspannt!
5. Es geht auch mal ohne Jacke und Mütze.
Mein Sohn ist drei. Wenn er auf dem Spielplatz meint, ihm ist warm genug, dann wird es das schon wissen. Ausnahme: Sonnenhut. Da bin ich sehr streng, denn Sonnenbrand geht gar nicht.
6. Ich muss nicht mehr den Inhalt jeder Spielbox kennen
Am Anfang habe ich diverse Kisten, Boxen, Behälter gekauft, mit Deckel, ohne, zum Aufklappen, zum Einrasten, zum Beschriften etc. und dann sollte alles schön sortiert werden: Lego, Playmobil, Fahrzeuge etc. Seit dem ersten Kindergeburtstag ist alles komplett durcheinander. Und so ist es auch geblieben. Ist für die Kinder ja ein schönes Suchspiel: Und wo ist der Anhänger von…?
7. Ich mache mich nicht mehr wegen jedem Flecken verrückt (zumindest meistens nicht)
Ich gebe es zu: Weh tut immer noch jeder Kratzer auf dem Holzfußboden. Auch wenn der Lieblingspullover roten Obstbrei abkriegt, der selbst bei 60 Grad nicht rausgeht, muss ich ein Mal tief durchatmen. Ansonsten habe ich nicht mehr den Anspruch, dass jede Jacke und jede Krabbelhose jeden Tag wie frisch gewaschen aussieht. Ist sie auch nicht, kriege ich auch nicht hin. Und vor allem: macht auch nichts.