Erzieherinnen (und natürlich auch Erzieher) spielen eine große Rolle im Leben der meisten Kinder. Ohne sie könnten viele Eltern ihrem Job nicht nachgehen. Jeden Tag trocknen sie Tränen, spielen, wickeln und sorgen dafür, dass unsere Kleinen in der Zeit ohne Mama und Papa gut betreut sind. Und das trotz Personalmangel und Überlastung. Das ist uns klar, deswegen soll das hier bestimmt kein Erzieherinnen-Bashing sein.
Trotzdem sind sie auch nur Menschen und machen Fehler. Bestimmt habt ihr auch schon den einen oder anderen Spruch in der Kita zu hören bekommen, der euch überhaupt nicht gefallen hat. Das gilt übrigens umgekehrt genauso, deswegen kommt HIER eine Erzieherin zu Wort, die die nervigsten Sätze aufzählt, die sie von euch zu hören bekommt. Jetzt gehts aber um die verbalen Ausfälle von Kita-Mitarbeitenden.
Erzieherinnen-Kommentare, die gar nicht gehen
Auf ihrem Instagram-Account „_einfach_anna_” gibt die Erzieherin Anna Einblick in den Arbeitsalltag in einer Kita. Mit einem Reel zählt sie die Sprüche ihrer Kollegen und Kolleginnen auf, die wirklich gar nicht gehen. Hier eine kleine Auswahl:
„Lass mal den Schnuller weg, dafür bist du zu alt”
Super, nach dieser unsensiblen Ansage wird das Kind sicher bereit sein, den Schnuller abzulegen …NICHT. Mal ganz davon abgesehen, dass es die Erzieherin nichts angeht, wie lange das Kind noch einen Schnuller nutzt.
„Sie sind zu spät, jetzt muss ihr Kind im Flur warten, bis ich es reinlasse.”
Schnell, schnell, bloß nicht den Morgenkreis verpassen – und dann ist es leider doch passiert und ihr seid zu spät an der Kita. Kein Wunder, Kleinkinder haben eben ihr eigenes Tempo, selten verläuft ein Morgen nach Plan. Verständlich, dass es an der Kita bestimmte Abläufe gibt, die eingehalten werden müssen. Aber das Kind dafür zu bestrafen, ist sicher nicht der richtige Weg.
„Du bleibst sitzen, bis du aufgegessen hast!”
Ein Satz aus meiner persönlichen Hölle. Wer immer noch Kinder zwingt, ihren Teller aufzuessen, obwohl sie schon satt sind, der hat einiges nicht verstanden. Gerade in einer Gesellschaft, die immer dicker wird, ist es keine gute Idee, Kindern ein gesundes Sättigungsgefühl wegzuerziehen.
Das erinnert mich an eine Freundin, die versuchte, ihren weinenden Sohn beim Abschied in der Kita zu trösten, als die Erzieherin zu ihm sagte:
„Wenn du jetzt schnell aufhörst zu weinen, dann gibt es gleich einen Schokoriegel!”
Kinder mit Süßigkeiten zu bestechen, damit sie ihre Gefühle unterdrücken, ist auf sehr vielen Ebenen eine schlechte Idee. Wenn der Kleine traurig ist, dann darf er es doch auch zeigen. Wer statt echtem Trost und Verständnis nur einen Schokoriegel in die Hand gedrückt bekommt, lernt sicher keinen gesunden Umgang mit seinen Emotionen – und auch nicht mit dem Essen.
„Ich wickele Ihr Kind nur, wenn es eine Pantie trägt. Alles andere dauert mir zu lange.”
Dieser Satz ist wahrscheinlich vor dem Hintergrund gefallen, dass die Erzieherinnen extrem überlastet sind, trotzdem ist es ein absolutes No-Go, Eltern damit zu drohen, dass ihr Kind nicht gewickelt wird.
„Können Sie Ihr Kind bitte zuhause betreuen, wir sind unterbesetzt.”
Ja, es herrscht Personal-Notstand in den Kitas, aber trotzdem ist es für die meisten Eltern unmöglich, ihr Kind spontan selbst zu betreuen. Man kann es schließlich schlecht mit zur Arbeit nehmen und die meisten können sich auch nicht so kurzfristig Urlaub nehmen, zumal die Urlaubstage ja oft eh schon knapp sind.
Auch in unserer Redaktion habe ich die Mamas gefragt und prompt noch weitere Kita-Sätze gehört, die meine Kolleginnen geärgert haben:
„Hä? Wieso sollte ich dir das Spielzeugauto geben, das ist doch Jungsspielzeug.”
Okay, anscheinend gibt es immer noch Menschen, die glauben, dass Mädchen nur mit Puppen und Jungs nur mit Autos spielen. Wozu das gut sein soll? Keine Ahnung. Sicher ist, dass es einen direkten Zusammenhang dazu gibt, dass es immer noch zu wenig Frauen in technischen Berufen gibt und zu wenig Männer in sozialen Jobs. Schade. Gerade Erzieherinnen sollten Wert darauf legen, dass Kinder sich frei nach ihren Interessen entfallen können.
Ähnlich die Erfahrung einer anderen Kollegin:
„Nein, Jungs dürfen hier keine Röcke tragen!”
Auch sehr „schön” ist diese Drohung:
„Nicht toben! Am Wochenende ist Ostern, willst du das ohne Mama und Papa im Krankenhaus verbringen, weil du dich jetzt verletzt?!”
Verständlich, dass man nicht möchte, dass ein Kind sich vor den Feiertagen verletzt. Aber es deswegen damit bedrohen, dass es Ostern alleine im Krankenhaus verbringen muss? Völlig unangemessen und auch noch übergriffig. Ich finde es gemein, einem Kind so viel Angst zu machen, nur, damit es sich ruhiger verhält.
Auf die Frage, ob das Kind wirklich mittags in der Kita schlafen muss, weil es eigentlich keinen Mittagsschlaf mehr braucht und dann bis 22 Uhr nicht zur Ruhe kommt, bekam eine Kollegin von mir nur zu hören:
„Nein, die Kinder müssen hier schlafen!”
Bestimmt hast auch du schon Sätze in der Kita zu hören bekommen, die dich geärgert haben. Verrate sie uns gerne in den Kommentaren, wenn du magst!
Sorry, aber wenn sie die freundliche Frage, ob das Kind auf Grund des Personalmangels vielleicht zu Hause betreut werden könnte als „deplaziert“ empfinden, dann haben sie den Ernst der Lage nicht verstanden.
Als Erzieherin musste ich diese Frage leider auch des häufigeren stellen, da ich alleine mit der Betreuung von 25 Kindern völlig überfordert und auch die Aufsichtspflicht nicht gewährleistet gewesen wäre.
Zum Glück für die Eltern, die arbeiten mussten, fanden sich immer einige Eltern, die meine Frage nicht als deplaziert empfunden haben, sondern es irgendwie ermöglichen konnten ihr Kind anderweitig zu betreuen.
Nicht auszudenken, wenn alle Eltern solche Fragen als deplatziert empfinden und sich über die böse Erzieherin aufregen würden. Dann müsste in solchen Fällen nämlich wegen der Aufsichtspflichtsverletzung die ganze Gruppe geschlossen und ergo alle Kinder zu Hause betreut werden.
Vielen Dank für Nichts! Wundern sie sich bitte nicht, wenn bald niemand mehr ihre Kinder betreut. Wir können nämlich schon längst nicht mehr! Und an die mitlesenden Eltern, die ihren Frust über die wirklich miserablen Bedingungen in der Kita nicht an den Erzieherinnen auslassen: Danke für Eure Solidarität!
Wir können die Kita-Krise nicht gegeneinder meistern, sondern nur miteinander!