Wie fühlt es sich an, wenn eine Mutter die ersten wertvollen Wochen mit ihrem Baby nicht unbeschwert und voller Glück genießen kann, weil diese von einer ernsten Erkrankung überschattet werden?
Davon kann unsere echte Mama Rebecca, 27, aus der Oberpfalz berichten. Wenige Tage nach der Geburt ihres kleinen Jakobs entdeckte sie einen Ausschlag auf seiner Brust. Der war nicht besonders auffällig – bei Jakob aber das erste Symptom einer schweren Herpesinfektion mit schlimmen Folgen.
Hier erzählt Rebecca, wie sie die erste Zeit mit ihrem Kleinen erlebte:
„Jakob wurde zu Beginn der 38. SSW per Kaiserschnitt geholt. Er war gesund, aber hatte nur sehr wenig Appetit und nahm nicht ausreichend zu. Ich wollte möglichst schnell nach Hause – in unserer gewohnten Umgebung würde sicher alles viel besser laufen.
Nach drei Tagen bemerkte ich einen weißen Belag in Jakobs Mund und ging daher mit ihm zu unserem Kinderarzt. Mundsoor! Wir bekamen die passenden Medikamente und fuhren wieder heim. Was ich in dieser ganzen Aufregung vergaß: Ich hatte an diesem Tag ebenfalls einen Ausschlag auf Jakobs Brust entdeckt.
Da Jakob weiterhin schlecht trank, viel spuckte und deshalb eher ab- als zunahm, rief ich zwei Tage später die Hebamme an. Als sie mein Baby badete, entdeckte sie den pünktchenförmigen Ausschlag und empfahl mir, ihn direkt einem Kinderarzt zu zeigen.
Dann ging alles ganz schnell: Der Kinderarzt wies uns sofort in die Klinik ein, er vermutete eine Staphylokokken-Infektion und meinte, dass Jakob wohl eine Magensonde brauche, da er nicht zunahm. Eine alptraumhafte Vorstellung für uns Eltern! Da war Jakob zarte zwölf Tage alt.
Während ich Jakob und mich für die Klinik fertigmachte, entdeckte ich weitere Pusteln in seinem Ohr und an der Stirn.
Der Kinderarzt hatte uns schon auf der Station angemeldet, es ging also alles ganz schnell, als wir ankamen. Jakob bekam einen Zugang in den Kopf gelegt und wurde untersucht. Schon das war alles schrecklich mit anzusehen, aber was sein muss, muss eben sein. Auf einmal kam allerdings die Ärztin und erklärte, dass sie eine Lumbalpunktion vornehmen müsste. Dabei wird mit einer Hohlnadel Nervenwasser im Bereich der Lendenwirbel entnommen. Während der Vorbereitung durften wir noch bei unserem Schatz sein, danach mussten wir rausgehen. Wir weinten und sagten: „Im Vergleich dazu würden wir uns sogar über die angekündigte Magensonde freuen“. Wir saßen vor dem Zimmer, hörten unser Baby schreien und konnten nichts tun.
Nach einer gefühlten Ewigkeit durften wir wieder zu Jakob. Uns wurden direkt drei Wochen Aufenthalt angekündigt, Jakob bekam vorsorglich Antibiotika, Antivirustatika und eine Salbe auf die Pusteln. Auf unserem Zimmer kamen wir dann etwas zur Ruhe.
Nach zwei Tagen lagen endlich die Ergebnisse der Punktion vor. Der Oberarzt teilte uns mit, dass Jakob an einer Encephalitis, einer Gehirnentzündung, die durch Herpes ausgelöst wurde, litt. Niemand konnte uns sagen, ob er von den Viren irgendwelche Schäden davontragen würde – oder ob er die Infektion überhaupt überleben würde.
Woher Jakob Herpes hatte, konnte niemand mit Sicherheit sagen. Weder mein Freund noch ich hatten jemals Herpes. Meine Vermutung: In unserem Krankenhaus war auf der Station vorübergehend eine gynäkologische Praxis untergebracht. Durch diese Räume musste ich immer durch, vorbei an Anmeldung und Wartezimmer, wenn ich Jakob wickeln wollte. Ich denke, dass er sich dort mit Herpes angesteckt hat.
Es folgten Tage des Hoffen und Bangens. Er bekam weiterhin eine Magensonde, weil er einfach nicht trinken wollte. Eine große Hilfe in dieser schweren Zeit waren die Schwestern der Station, sie waren unheimlich lieb und taten wirklich alles, damit es Jakob und mir möglichst gut ging.
So blieben wir dreieinhalb Wochen im Krankenhaus, unser erstes gemeinsames Weihnachtsfest und Silvester verbrachten wir im Klinikzimmer. Dann durften wir endlich nach Hause, Jakob hatte sich entgegen aller Befürchtungen erholt, es ging ihm wieder gut.
Doch der Herpes gönnte uns diese Ruhe nicht sehr lange.
An einem Sonntag Nachmittag hatten wir unsere Familie zu Besuch. Meine Schwägerin war schwanger und ihre größere Tochter durfte Jakob „zum Üben“ auf den Arm nehmen. Stolz betrachtete sie ihn – und fragte mich, was er denn auf der Stirn habe.
Ich erstarrte: Nicht schon wieder! An genau derselben Stelle wie zuvor hatte mein Sohn einen Ausschlag. Im Krankenhaus wurden alle Untersuchungen gemacht, die wir schon kannten. Nur die Lumbalpunktion musste zum Glück nicht wiederholt werden. Jakob bekam sofort Antivirustatika und die bewährte Salbe. Dank dieser schnellen Behandlung konnten wir nach einer Woche nach Hause.
Warum die Krankheit so schnell zurückkam, ist den Ärzten bis heute ein Rätsel. Allerdings wissen wir, dass Herpes jederzeit wieder ausbrechen kann.
Nach dem zweiten Krankenhaus-Aufenthalt mussten wir alle vier Wochen zum Kinderarzt, der Jakobs Gewicht kontrollierte und die Dosis des Medikaments, das der Kleine nun für ein halbes Jahr durchgegehend einnehmen musste, anpasste. Drei Mal mussten wir auch ins Sozialpädiatrische Zentrum zur Kontrolle.
Seitdem ist Jakob zum Glück symptomfrei. Er wird bald zwei Jahre alt und hat Gott sei Dank keine Schäden davongetragen. Er ist ein fröhliches, glückliches Kind, das mittlerweile in die Krippe geht.
Ich hoffe so sehr, dass der Herpes ihn ganz lange in Ruhe lässt.“