Ich kenne keine Familie, deren Kinder nicht die Kita oder den Kindergarten besuchen. Die meisten sind sehr erleichtert, wenn sie zeitnah einen Kitaplatz bekommen. Deswegen vergesse ich manchmal, dass Eltern theoretisch die Wahl haben, ob sie die Betreuungsangebote nutzen. Jedes Kind kann bis zum Schulalter von Mama oder Papa zuhause betreut werden.
Aber praktisch ist es für viele kaum denkbar, kindergartenfrei zu leben.
Die Familie muss dann schließlich sehr lange auf ein Gehalt verzichten, um die Betreuung selbst zu organisieren. Wer kann sich das schon leisten? Außerdem ist da ja auch noch der Alltag, der erledigt werden will. Wenn die Kita die Kinder betreut, lassen sich Haushalt, Einkäufe und andere Termine auch mal ohne Kind erledigen.
Und die Kita hilft vielen Eltern, sich auch mal eine kurze und dringend benötigte Pause zu gönnen: Nach so mancher anstrengender und schlafloser Nacht hilft es, wenn die Kinder für ein paar Stunden fremdbetreut werden und Mama (meistens ist es nach wie vor die Mutter, die die Carearbeit übernimmt) sich kurz noch mal aufs Sofa legen kann, um dann wieder ihre ganze Kraft für ihre Kleinen zu haben, wenn sie sie wieder abholt.
Eine, die auf diese Vorteile verzichtet, ist Youtuberin Jakara.
Die zweifache Mama übernimmt die Betreuung ihrer Kinder komplett selbst, das Angebot der Kita oder eines Kindergartens nutzt sie nicht. Sie habe gute Erinnerungen an ihre eigene Kindergartenzeit, erklärt Jakara in einem Video. Trotzdem fühlt es sich für ihre Kinder nicht richtig an, sie in die Kita zu geben. „Einfach aus meinem freien Instinkt heraus als Mutter, ist das der Weg für mich, der mich glücklich macht und auch meine Kinder glücklich macht.”
Ihr ist es wichtig zu sagen, dass sie niemanden verurteilt, der seine Kinder fremdbetreuen lässt. Sie könne allerdings nicht verstehen, wie jemand, der theoretisch die Möglichkeit hätte, sein Kind zuhause zu behalten, es dennoch abgibt. „Die Zeit gibt dir keiner wieder. Es ist so kostbar.” Dennoch sagt sie ehrlich, dass ihr Lebenskonzept „extrem viel Arbeit” bedeute.
„Du musst immer wieder neu an dir arbeiten, du musst strukturiert sein. (…) Es ist eine Herausforderung und nicht einfach, weil du 24/7 in Verantwortung stehst.” Aber sie gibt zu bedenken, dass auch der andere Weg sehr stressig sei: „Ich stelle es mir genauso auch sehr stressig vor, mein Kind jeden Tag aus dem Schlaf zu reißen, aufzustehen, den ewigen Alltagsstress zu haben, hinzuhetzen, Arbeiten zu gehen, wieder abholen.”
Zu dem Argument, dass Kinder soziale Kontakte brauchen, sagt die Mama, dass ihre Kinder diese auch ohne Kindergarten bekämen. Ihrer Meinung nach müsse man auch nicht besonders wohlhabend sein, um sich leisten zu können, dass ein Elternteil zuhause bleibt. Ihr Mann sei alleinverdienender Handwerker. „An erster Stelle ist es die Lebenseinstellung.” Sie bedauert es, dass sie im Alltag oft negative Reaktionen bekommt, weil sie ihre Kinder selbst betreut.
Allen Eltern, die noch unsicher sind, ob sie ihre Kinder selbst betreuen möchten, rät Jakara unter dem Video:
„Jeder sollte respektiert, geachtet und toleriert werden. Leider gehört das Thema Kindergartenfrei auch zu einem Tabu in Deutschland. Ein Kind gehört in den Kindergarten!!!! Nein. Ein Kind gehört an 1. Stelle zu seiner Familie. Ein Kindergarten ist eine Möglichkeit, mehr nicht. Ich freue mich, wenn ich Eltern etwas Mut machen kann, die noch in der Findungsphase stecken.” Abschließend stellt die Mama klar, dass es nicht den einen perfekten Weg für alle gäbe, da jeder Weg individuell sei.
In den Kommentaren unter ihren Instagram-Beiträgen sammeln sich viele kritische Kommentare:
„Ich verstehe das Konzept Kita-Frei nicht. Die meisten Kinder lieben es, mit anderen Kindern zu spielen. Kinder spielen anders als Erwachsene. Kinder lernen voneinander.”
„Ist die Angst vor Kita jetzt irgendwie Trend ? Als leidenschaftliche Erzieherin mit über 10 Jahren Erfahrung schockiert mich dieser Trend absolut. Ich bin und werde immer pro Kita sein.”
„Aber ist der harte Alltag der ersten Klasse dann nicht ein riesiger Schock? 45 Minuten still sitzen, keine 1:1 Betreuung. Ich finde nicht, dass sich dieses Konzept so viel positiver auf die kindliche Entwicklung auswirkt.”
„Das was in einer Kita wiedergegeben wird, kann in der Gemeinschaft zu Hause niemand dem Kind so wiedergeben. Und sie lernen auch viel voneinander und oftmals auch sogar gewisse Dinge schneller, wenn Sie dies in einer Gemeinschaft auf Augenhöhe lernen.”
Doch Jakara erhält auch Zuspruch und neugierige Fragen zu ihrem kindergartenfreien Leben. Was denkst du darüber? Schreib es mir in die Kommentare:
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