„Ich bin Mama einer fünfjährigen Tochter und seit ein paar Monaten alleinerziehend. Einer der Trennungsgründe war, dass mein Exmann sich immer für einen großartigen Vater hielt und sich im Endeffekt um gar nichts gekümmert hat. Es blieb grundsätzlich alles an mir hängen, er hat sich meistens nur für sein Kind interessiert, wenn er süße Fotos für Instagram mit ihr machen wollte. Dabei habe ich ihn immer wieder gebeten, teilweise angefleht, sich mehr Zeit für unsere Tochter zu nehmen.
Leider habe ich zu spät gemerkt, dass hinter seinen unzähligen Versprechungen nur heiße Luft steckt.
Schon während unserer Beziehung hat er sich nicht um ihren Geburtstag gekümmert: Die Organisation der Party, ihr Geschenk – ich stand mit allem alleine da. Meistens wusste er nicht mal, was sein Kind von ‚uns‘ zum Geburtstag bekam. Vor unserer Familie und Freunden ließ er es aber trotzdem so aussehen, als habe er sich um alles gekümmert und ließ sich von allen für seinen Einsatz als Super-Papa feiern. Er hat sich bei mir noch nicht einmal dafür bedankt, es war für ihn immer selbstverständlich, dass ich ihm den Rücken freihalte.
Deswegen war ich gespannt, wie er mit dem Geburtstag unserer Tochter umgehen wird – da ich als unbezahlte persönliche Assistenz nicht mehr zur Verfügung stehe. Ich plante wie immer eine Party für unsere Tochter und organisierte ein Geschenk. Der Tag kam immer näher und mein Exmann sprach mich kein einziges Mal darauf an.
Als es dann so weit war und meine Kleine ihren fünften Geburtstag feierte, ließ er den ganzen Tag nichts von sich hören.
Meine Tochter war tagsüber abgelenkt, aber abends im Bett fragte sie mich nach Papa. Ich kochte innerlich vor Wut, dass er sich nicht mal gemeldet hatte und sagte ihr, dass Papa sie sicher morgen mit einem Geschenk überraschen würde. Aber als er kam, um sie abzuholen, war es offensichtlich, dass er ihren Geburtstag komplett vergessen hatte.
Meine Tochter begann zu weinen und fragte: ‚Papa, wieso hast du meinen Geburtstag vergessen?‘ Erst da wurde ihm sein Fehler bewusst, es war ihm sichtlich unangenehm. Später rief er mich an und war außer sich vor Wut, dass ich ihn nicht an den Geburtstag erinnert habe. Ich habe ihn abblitzen lassen. Er ist ein erwachsener Mann und sollte selbst in der Lage sein, sich an den Geburtstag seines einzigen Kindes zu erinnern.
Trotzdem haben mich später Gewissensbisse geplagt.
Ich frage mich, ob es egoistisch war, wie ich mich verhalten habe. Hätte ich ihm Bescheid sagen müssen, um meine Tochter zu beschützen? Andererseits kann ich sie leider nicht davor schützen, dass ihr Vater ein egoistischer und oberflächlicher Mensch ist. Er wird sie mit hoher Wahrscheinlichkeit noch öfter verletzen und das werde ich nicht verhindern können, selbst wenn ich es versuchen würde.
Außerdem weigere ich mich, die Mutti für meinen Exmann zu spielen. Er muss selbst die Verantwortung für sein Handeln übernehmen und mit den Konsequenzen leben.”
Liebe Mama (Name ist der Redaktion bekannt), vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir alles Liebe für die Zukunft!
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Ich denke auch, die Formulierung “ich möchte nicht die Mutti für meinen exmann spielen” ist total deplatziert. Sie sollte einfach die Mutter für ihre Tochter sein und deshalb unnötige Verletzungen vermeiden.
Viele Dinge haben wir nicht in der Hand, aber diese Erfahrung hätte so nicht stattfinden müssen. Kein Wunder dass das schlechte Gewissen rein kickt.
Dem kindsvater ’ne kurze Nachricht schreiben als Erinnerung tut nicht weh- der Nutzen steht im Vordergrund. Aber muss ja jeder selbst entscheiden…
Aus meiner Sicht schadet es nicht, wenn Du Deine Tochter schützt vor diesen Verletzungen. Es geht ja nicht um ihn und ob er selbst Verantwortung trägt bzw. Konsequenzen trägt, sondern um Deine Tochter, die die Konsequenzen tragen muss. Würde es sich so durch ihre Kindheit ziehen, würde sie mit dem Gefühl aufwachsen, nicht wichtig zu sein. Nicht genug geliebt zu sein. Das könnte ihr Leben lang Auswirkungen auf ihr Leben und ihre Beziehungsgestaltung haben. Daher würde ich (sofern Du es aushalten kannst, dass sie ihren Vater nicht mit „seinem wahren Gesicht“ erlebt) ihn erinnern an alles, was für Deine Tochter wichtig ist. An Geburtstage, an Geschenke, an Aufführungen und Kita- oder Schultermine. An Namen der wichtigen Kuscheltiere, die Du ihm bei der Übergabe zuflüsterst.
Sie wird noch früh genug merken, dass ihr Vater eine Enttäuschung sein kann. Lass sie in den wichtigsten Jahren möglichst gesund und geschützt wachsen!