Überall liegt Geschenkpapier auf dem Boden und völlig überdreht reißen die Kinder ein Geschenk nach dem anderen auf. Für wirkliche Freude über die einzelnen Dinge bleibt keine Zeit, sie sind im Weihnachtsrausch, viele Spielzeuge schauen sie sich gar nicht richtig an. Und am nächsten Tag geht es bei den Großeltern so weiter.
Die meisten Kinder sind an den Feiertagen gar nicht mehr in der Lage, die Geschenkeflut, die auf sie hereinstürzt, richtig zu verarbeiten. Doch wie finden Eltern das richtige Maß und gilt am Ende der altbekannte Spruch ‚weniger ist mehr‘?
Wie viele Geschenke sind genug?
Selbstverständlich gibt es darauf keine pauschale Antwort, da sie stark vom Budget abhängt, das die Familie für Geschenke zur Verfügung hat. Außerdem gibt es in jeder Familie unterschiedliche Traditionen und Erwartungen. Der Maßstab, wie viele Geschenke angemessen sind, hängt auch mit dem Alter des Kindes zusammen. Ein sechsjähriges Kind kann schon deutlich mehr verarbeiten als ein zweijähriges – das erklärt sich von selbst.
Bevor wir euch die Richtlinien verraten, die wir auf scarymommy.com gefunden haben, sei gesagt, dass kein Kind eine bestimmt Anzahl an Geschenken benötigt, um ein schönes Weihnachten zu haben. Es geht hier nur darum, eine Richtlinie mitzugeben, wenn du dir unsicher bist, wie viele Geschenke sinnvoll sind. Dafür wurden Lisa Phillips, MSW, LMSW-Elternpädagogin im Elternzentrum des Children’s Hospital in New Orleans und Alanna Gallo, die Erzieherin ist und Expertin für sinnvolles Spielen ist, befragt.
Kinder im Alter von zwei bis vier Jahren
Eigentlich wissen es die meisten Eltern: Am meisten Spaß haben die Kleinsten oft mit Dingen, die nicht besonders viel kosten. Trotzdem bewirbt die Spielzeugindustrie eine Menge angeblich total sinnvolles Spielzeug für diese Altersgruppe. Falls du dich gerade dabei ertappst, wie du ein tolles Spielzeug nach dem anderen in den Warenkorb legst, kann dich vielleicht der Rat der Experten bremsen.
„Kleine Kinder haben von Natur aus eine relativ kurze Aufmerksamkeitsspanne, und obwohl wir denken, dass die Möglichkeit, selbstständiges Spielen zu fördern, darin besteht, immer viele Spielsachen zur Verfügung zu haben, funktioniert das oft nicht. Eltern merken möglicherweise, dass ein Kind, wenn es viele Spielsachen hat, weniger selbstständig spielt“, sagt Phillips. Sie verweist auf Forschungsergebnisse, die seit Jahren die Credos der Minimalisten befeuern und belegen, dass junge Kinder, die Zugang zu weniger Spielzeug haben, länger und kreativer spielten als solche, die zu viele zur Verfügung hatten.
Gallo fügt hinzu, dass Kinder in dieser Altersgruppe Geschenke nicht wirklich zählen, man sollte sich deswegen also nicht zu viele Sorgen machen. Abhängig von den finanziellen Mitteln und dem verfügbaren Platz seien ein paar sinnvollere Geschenke, wie zum Beispiel ein wirklich schöner Satz Holzklötze, die sie viele Jahre verwenden werden, sinnvoll, sagt sie. Sie empfiehlt auch sensorisches Spielzeug. Auch aktive Spielzeug mit unbegrenzten Spieloptionen wie Trittsteine sind eine gute Wahl.
Kinder im Alter von fünf bis sieben Jahren
Dieses Alter ist für viele Familien das schönste für die Weihnachtszeit. Die meisten Kinder glauben noch an den Weihnachtsmann und seine Helferlein und erinnern sich auch schon gut an die Vorjahre. Gleichzeitig ist es schwer in diesem Alter mit den Geschenken nicht zu übertreiben, weil die Kleinen große Erwartungen an das Fest haben, welche die Eltern nicht enttäuschen wollen.
Gallo sagt, dass etwa 6–10 Geschenke in dieser Altersgruppe ideal sein könnten, aber mit einigen Einschränkungen: Eltern sollten darauf achten, dass sie dafür auch Spielzeug wegnehmen. Dieses könnten sie spenden oder verkaufen, um Unordnung zu vermeiden. Sie könnten auch darüber nachdenken, Teile von Geschenken, wie zum Beispiel einen Fünfer-Pack Bücher, separat zu verpacken, damit die Kinder mehr zum Öffnen haben, fügt sie hinzu.
Es ist auch ein ideales Alter, sich mit anderen Familienmitglieder abzusprechen, um zu verhindern, dass die Kinder mit Plastikspielzeug überhäuft werden. Stattdessen könnten Eltern vorschlagen, dass sie Erlebnisse wie Zoo- oder Vergnügungsparkbesuche verschenken, empfiehlt Phillips. „Eltern können versuchen, dieses Thema mit anderen Familienmitgliedern zu besprechen, die möglicherweise dafür empfänglich sind.“
Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren
In diesem Alter fangen die meisten Kinder an, sich wie ein kleiner Teenager aufzuführen, man spricht in dieser Phase auch von einer Vorpubertät. Ganz typisch ist es, dass zum ersten Mal Handys oder Tablets auf dem Wunschzettel landen. Gallo weist darauf hin, dass viele Eltern unterschätzen, wie wichtig die Entwicklungsphase ist, die Kinder in diesem Alter durchlaufen. Sie rät deswegen davon ab, allzu früh Smartphones zu schenken.
Stattdessen könnte man sich an den Hobbys der Kinder orientieren. Ein sportbegeistertes Kind freut sich bestimmt über Karten zu einem Spiel seiner Lieblingsmannschaft, welches die Familie dann gemeinsam besuchen kann. „Für das Kind ist es in dieser Phase unglaublich wichtig, mit der Familie verbunden zu bleiben“, sagt Gallo. Ein Handy oder Tablet würde das Kind eher isolieren. In dieser und der nächsten Phase werden die Geschenke vielleicht weniger, dafür aber teurer oder bedeutungsvoller sein, und es sind nicht so viele Spielzeuge dabei.
Kinder im Alter von 13 Jahren und älter
In diesem Alter glauben Kinder in der Regel nicht mehr an den Weihnachtsmann. Es ist völlig in Ordnung dann ein offenes Gespräch mit den Teenagern zu führen, und auch das Budget offenzulegen, welches für die Geschenke zur Verfügung steht. Es ist okay, wenn sich damit nicht jeder Wunsch auf der Liste erfüllen lässt. Gallo empfiehlt für ältere Kinder etwa sechs bis zehn Geschenke, wenn es sich nicht um sehr teure Dinge handelt, dazu zählen auch Geschenke von Verwandten.
Eltern sollten sich bei sehr teuren Wünschen, wie zum Beispiel einem Laptop, nicht scheuen, offen zu kommunizieren, dass dies das übliche Budget überschreitet. Aber sie könnten dem Kind anbieten, einen Teil des Geldes dazuzugeben, sodass es den Rest selbst sparen kann oder sich mit anderen Familienmitgliedern absprechen, um gemeinsam einen Laptop zu schenken.
Eine Regel funktioniert möglicherweise besser als eine Zahl
Die meisten Kinder sind total aufgeregt und erwarten gespannt ihre Geschenke. Sie löchern ihre Eltern schon Wochen vorher mit Fragen zu den Geschenken. Wie viel es wohl geben wird? Wir groß die Geschenke wohl sein werden? Sie versuchen, das aufregende Ereignis besser einzuordnen. Wenn Eltern sich nicht auf eine konkrete Anzahl festlegen wollen, hilft vielleicht eine Art Familienregel als Antwort auf die Fragen der Kinder.
„Ein Ansatz, der mir in den letzten Jahren in den sozialen Medien aufgefallen ist, besteht darin, Kinder zu ermutigen, ein Geschenk aus jeder der vier Kategorien zu erwarten: „Etwas, das sie wollen, etwas, das sie brauchen, etwas, das sie tragen, etwas, das sie lesen“, schlägt Phillips vor.