Kita-Katastrophe: Recherche zeigt, wie schlimm die Zustände sind

Es ist bei Weitem nicht das erste Mal, dass wir über die schlechten Bedingungen in Kitas sprechen. Und nicht erst seit gestern klagen Eltern und Erzieher gleichermaßen über Personalmangel, Ausfälle und schlechte Betreuung. Dass es sich dabei nicht immer um „drastische Einzelfälle“ handeln kann, wird immer deutlicher. Eine weitere Veröffentlichung zu dem Thema von dem Non-profit-Rechercheverband Correctiv beweist nun abermals auf schockierende Weise, wie flächendeckend die Problematik tatsächlich ist – für Kinder, Kita-Mitarbeitende und Eltern.

Stress, Überlastung und Zusammenbrüche – Alltag für die meisten Erzieherinnen

Um ein ganzheitliches Bild der Kita-Situation zu bekommen, wurden in ganz Deutschland ca. 2000 Kita-Mitarbeitende befragt. Und die Ergebnisse sind wirklich mehr als erschreckend. Demnach berichten 60 Prozent der Befragten (Mehr als die Hälfte!!), dass chronische Überlastung, Weinen, abgesagte Urlaube und Zusammenbrüche zu ihrem Arbeitsalltag dazugehören. Einige gaben sogar an, dass sie während der Arbeitszeit nichtmal auf Toilette gehen oder etwas essen konnten, weil es einfach zu wenig Betreuungspersonal gibt.

Arbeiten und dauerkrank

Auch trotz Krankheiten zur Arbeit zu kommen, gehört für viele dazu – wissend, dass bei ihrem Fehlen sonst vielleicht die gesamte Kita schließen müsste, denn so dramatisch ist der Personalmangel vielerorts. Und was für einen Rattenschwanz ein Kita-Ausfall wiederum für die Eltern nach sich zieht, wissen wir alle leider bestens. Ca. 20 Prozent der Erzieherinnen gab an, dass ihre Arbeit sie krank macht und sie sich einen Infekt nach dem anderen holen. Dazu kommen noch die psychischen Erkrankungen: Panikattacken, Depressionen und Burnout sind keine traurige Seltenheit.

Was die katastrophalen Zustände für Kinder bedeuten

Den Anspruch die Kinder pädagogisch zu fördern, z.B. durch musikalische Früherziehung oder mal einen Ausflug zu machen, haben mehr als die Hälfte der Kita-Mitarbeitenden längst aufgegeben. Aufgrund des krassen Personalmangels ist das undenkbar geworden. Die Kinder werden vielmehr nur noch „verwahrt“, aber nicht gezielt gefördert. Besonders dramatisch ist das für Kinder mit einer Beeinträchtigung oder erhöhtem Förderbedarf. Sie fallen schlichtweg durchs Raster. Und das, obwohl die Anzahl der Kinder, die eine verstärkte Betreuung bräuchten, in den letzten Jahren stetig steigt.

Gleichzeitig berichten einige Erzieherinnen, dass sie merken, wie sich der Kita-Stress auch auf die Psyche der Kinder auswirkt und auffälliges Verhalten hervorruft. Ganz abgesehen von ihrer körperlichen Unversehrtheit: Viele erzählen, dass sie große Sorge haben, dass sich die Kinder in gefährliche Situationen bringen oder verletzen und sie es nicht angemessen versorgen können oder sogar gar nicht erst mitbekommen. Viele haben das sogar schon erlebt, dass z.B. Kinder unbemerkt vom Kita-Gelände abhauen.

Risiko für Gewalt an Kindern steigt

Als wäre das nicht schon alles schlimm genug, zeigt die Recherche auch, dass die chronische Überlastung der Kita-Mitarbeitenden dazu führt, dass das Risiko für Gewaltanwendung gegenüber den Kindern steigt. Ca. 40 Befragte berichten, dass sie es schon erlebt haben, dass Kinder psychisch oder physisch durch z.B. festes Anpacken, Anschreien, Ohrfeigen oder sogar Einsperren leiden mussten.

Was muss noch passieren, damit sich die Zustände in Kitas endlich bessern?

Seit Anfang letzten Jahres gilt das sogenannte Kita-Qualitätsgesetz, das „Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Qualität und zur Verbesserung der Teilhabe in der Kindertagesbetreuung“ vorsieht. Dafür will der Bund in den Jahren 2023 und 2024 ca. 4 Milliarden Euro investieren. Letztendlich sind für die Kitas aber die jeweiligen Bundesländer zuständig. Klingt erst einmal vielversprechend, aber inwiefern sich die Pläne in die Realität übersetzen lassen, bleibt die große Frage.

Schätzungsweise fehlten 2023 ca. 385.000 Kita-Plätze und etwa 100.000 Kita-Mitarbeitende, obwohl eigentlich jedes Kind ab einem Jahr Anspruch auf einen Betreuungsplatz hat. Nicht mit eingerechnet sind die, die aktuell zwar im Beruf, aber unglücklich sind: In der aktuellen Umfrage gab fast jeder 10. Befragte an, dass sie selbst oder Kolleginnen aus dem Job aussteigen möchten. Hier könnt ihr die Recherche von Correctiv in voller Länge nachlesen.

Seid ihr auch von der Kita-Katastrophe betroffen? Oder seid ihr vielleicht immer noch auf der verzweifelten Suche nach einem Kita-Platz?

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Jana Krest

Obwohl ich ein absolutes Landkind aus der Eifel bin, lebe ich schon seit einigen Jahren glücklich in Hamburg. Hier habe ich nach meinem Bachelor in Medien- und Kommunikationswissenschaften und Soziologie auch noch meinen Master in Journalistik und Kommunikationswissenschaften gemacht. Während meines Studiums kümmerte ich mich frühmorgens, wenn die meisten noch schliefen, bei der Deutschen Presse-Agentur darum, dass die nächtlichen Ereignisse aus ganz Norddeutschland in die Nachrichten kamen. Und ich hatte jahrelang noch den für mich besten Nebenjob der Welt: Die süßen Kinder von anderen betreuen. Nachdem ich Echte Mamas zunächst als Praktikantin kennenlernen durfte, schreibe ich nun als Redakteurin über alles, was Mamas beschäftigt: Von praktischen Ratgeber-Texten über aktuelle Trends bis hin zu wichtigen Recht- und Finanzthemen.

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