Job und Kind zu vereinbaren ist eine der größten Herausforderungen für junge Mamas – und zwar nicht nur organisatorisch. Neben Fragen wie „Wer betreut mein Kind – und das gut?“ ist das Finanzielle ein großes Thema. Was darf die Kinderbetreuung kosten? Was verdiene ich in meinem Job als Teilzeitkraft?
Mama Maria G. aus der Nähe von Darmstadt hat genau diese Rechnung aufgemacht. Ihr Chef wollte die 30-Jährige nach der Elternzeit gerne zurückhaben, doch die Kinderbetreuungskosten standen in keinem Verhältnis zu ihrem Verdienst. Hier erzählt sie, wie und warum sie ihre Entscheidung getroffen hat, ihre Elternzeit zu verlängern.
„Ich bin Physiotherapeutin und habe acht Jahre Vollzeit gearbeitet, bevor ich meine Tochter bekommen habe. Ich hatte pro Stunde zwei Patienten, manchmal auch drei und behandelte rund 20 Menschen am Tag.
Ich liebe meinen Job, da ich gerne mit Menschen arbeite und das Gefühl habe, ihnen als mit meiner Arbeit wirklich helfen zu können. Dafür nahm ich auch die gern gesehenen Überstunden in Kauf, die zu meiner normalen 40 h-Woche noch dazu kamen. Geld bekam ich dafür keines, wenn ich Glück hatte, durfte ich die Überstunden abfeiern.
Ich verdiente in meinem Job 2100 Euro brutto, das waren rund 1400 Euro netto. Davon musste ich auch viele meiner Fortbildungen selbst zahlen.
Als ich schwanger wurde, bekam ich ziemlich schnell ein Berufsverbot. Da ich als Physiotherapeutin auch schwer körperlich arbeite, zum Beispiel Patienten heben muss, galt er als Risiko für meine Schwangerschaft
Ich plante, ein Jahr Elternzeit zu nehmen und danach wieder Teilzeit in meinen Job zurückzukehren. Auch als meine Tochter da war, wollte ich an diesem Plan festhalten.
Ich genoss die ersten Monate mit ihr sehr, aber da ich durch das Berufsverbot schon in der Schwangerschaft zu Hause war, vermisste ich den Kontakt mit meinen Patienten. Außerdem wurde es bei uns ohne zweites Einkommen eng. Mein Mann arbeitet am Frankfurter Flughafen als Caterer. Der Job ist relativ sicher, aber seit ich nicht mehr verdiene, lastet der finanzielle Druck sehr auf ihm.
Wir beantragten Elterngeld plus und bekommen seitdem 400 Euro im Monat Unterstützung. Eine schöne Summe, aber natürlich weit entfernt von dem, was ich früher verdient habe.
In der Elternzeit stand auch endlich unser Umzug an. Wie hatten für 190.000 Euro in der Nähe von Darmstadt eine Doppelhaushälfte mit Garten gekauft. Bisher wohnten wir im Souterrain des Hauses der Uroma auf zwei Zimmern und 60 Quadratmetern. Etwas mehr Licht und Luft würde uns dreien gut tun.
Ich machte mich also auf die Suche nach einer geeigneten KiTa für meine Tochter, um wieder in meinen Job zurückzukehren. Ich wollte gerne fünf Stunden am Tag arbeiten, also 25 Stunden die Woche.
Ziemlich schnell war ich ziemlich ernüchtert:
Zuerst fragte ich bei der KiTa in dem Ort an, in dem ich arbeite. Dort bezuschusst die Stadt junge Eltern und bezahlt die Hälfte der KiTa-Gebühren von 400 Euro monatlich, also 200 Euro. Ich bekam leider keinen Platz.
In meinem Ort sollte die die Betreuung für meine einjährige Tochter 386 Euro im Monat kosten bei Betreuungszeiten von 8 bis 13 Uhr. Mittagessen kostete 77 Euro im Monat extra.
Für die Betreuung zwischen 7 Uhr und 15.30 Uhr (die ich bei einer 25 Stunden-Arbeitswoche bräuchte) wären 732 Euro im Monat fällig geworden. Außerdem wären die 400 Euro Elterngeld weggefallen – für mich ein Minusgeschäft.
Wir dachten an eine Tagesmutter, aber diese war genauso teuer.
In meiner Verzweiflung überlegte ich sogar, ob ich die Oma und die Urgroßoma bei der Kinderbetreuung mit einplane. Aber die eine arbeitet noch und die andere ist zu alt, um sich um meine Tochter zu kümmern.
Was habe ich also gemacht?
Erstmal habe ich mich geärgert, dass die KiTa- Kosten so hoch sind!
Und dann ist das System auch noch so ungerecht: Die Kosten für Eltern sind von Ort zu Ort sehr verschieden, wie ich beim Vergleich zwischen meiner und der Nachbargemeinde gemerkt hatte. Außerdem habe ich Pech mit meinem Bundesland: In Hamburg ist die KiTa-Betreuung zum Beispiel viel mehr subventioniert als in Hessen, wo ich wohne.
Also habe ich meine Elternzeit um ein Jahr verlängert.
Zusätzlich habe ich beim Jugendamt einen Antrag gestellt für einen KiTa-Zuschuss.
Und ich habe schweren Herzens beschlossen, nach den zwei Jahren wieder Vollzeit arbeiten zu gehen, damit es sich finanziell rentiert. Die Zeit zwischen KiTa-Ende und meinem Arbeitsende überbrückt dann netterweise die Oma.
Nach dem 2. Geburtstag meiner Tochter wird die KiTa auch etwas günstiger: Es fallen dann von 8 bis 13 Uhr 270 Euro statt 368 Euro im Monat an. Der Mittagstisch vergünstigt sich von 77 auf 54 Euro. Auch noch eine Riesensumme, wenn ich drüber nachdenke.
Meine Tochter wird in drei Monaten zwei Jahre alt. Dann geht das Arbeiten für mich wieder los. Ich freu mich drauf und hoffe, dass meine Tochter für das viele Geld wenigstens gut betreut ist.“