„In der vierten Klasse wurde ich neben Annika gesetzt, weil ich in den hinteren Reihen zu viel gekichert hatte. Vorher hatten wir nie viel miteinander zu tun, aber nach und nach freundeten wir uns an. An der weiterführenden Schule saßen wir dann wieder nebeneinander und irgendwann waren wir die besten Freundinnen. Wir gegen den Rest der Welt! Auch nach der Schulzeit blieben wir eng befreundet und teilten fast alles miteinander.
Ich weiß noch, wie wir früher von unserem zukünftigen Leben geträumt haben.
Mit Anfang 20 malten wir uns aus, wie es sein würde, Kinder zu haben. Natürlich hatten wir auch schon die passenden Namen für unsere zukünftigen Kinder parat. Annika träumte davon, einen kleinen Jungen zu bekommen, den sie Timo nennen wollte. Ich wünschte mir ein kleines Mädchen, das Lina heißen sollte.
Es wurde ein richtiger Insider von uns, dass wir ständig auf unsere zukünftigen Kinder verwiesen. Einmal habe ich nach einer wilden Partynacht einen 10-Euro-Schein im Park gefunden und Annika meinte lachend: ‚Den kannst du schon mal für Lina zur Seite legen.‘ Wenn sie irgendwo kleine Jungs sah, die sie besonders süß fand, informierte sie mich, dass sie mal wieder ‚einen kleinen Timo‘ gesehen hatte, den sie am liebsten direkt geklaut hätte.
Irgendwie hatten wir auch immer das Glück, dass wir uns in ähnlichen Lebensphasen befunden haben.
Wir lernten ungefähr zur gleichen Zeit unsere aktuellen Partner kennen. Annikas Partner machte ihr dann zuerst einen Antrag, ich war die Trauzeugin. Auf ihrer Hochzeit bekam ich dann einen Antrag – wir fanden das beide total romantisch. Selbstverständlich war sie auch meine Trauzeugin. Nichts schien uns trennen zu können.
Wir wollten unbedingt zeitgleich schwanger werden und bei Annika klappte es sofort. Ich dachte mir die ersten Monate nichts, als sich bei uns nichts tat. Der Mensch ist ja schließlich keine Maschine. Doch ein Jahr verging, Annikas Sohn kam zur Welt und ich war immer noch nicht schwanger. Natürlich nannte sie ihn Timo und ich durfte ihn bald als stolze Patentante in den Armen halten.
Ein zweites Jahr verging und ich realisierte, dass wir Hilfe brauchen würden.
Mein Mann und ich ließen uns in einer Kinderwunschklinik beraten, es folgten insgesamt drei künstliche Befruchtungen. Für mich war das eine sehr schwere Zeit, mein Körper hat mit starker Gewichtszunahme auf die Hormone reagiert und ich litt unter schlimmen Stimmungsschwankungen. Ich habe mich in dieser Zeit sehr von Freunden und Familie zurückgezogen. Selbst mein Patenkind zu besuchen, fiel mehr schwer.
Immer wenn ich Annika und ihre glückliche kleine Familie sah, packte mich die Angst, dass ich dieses Glück womöglich nie erleben kann. Dann wurde Annika zum zweiten Mal schwanger, dieses Mal mit einem kleinen Mädchen. Ich freute mich für sie, empfand aber auch eine innere Distanz. Ich hatte mir immer ein Mädchen gewünscht. Trotzdem gratulierte ich ihr natürlich und wir vereinbarten, dass wir uns bald mal wieder treffen würden.
Dann hielt auch ich vor ein paar Wochen endlich einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand.
Ich habe geweint und gelacht gleichzeitig vor Freude und Erleichterung. Ich bin total beseelt und fühle mich so gut wie noch nie in meinem Leben. Ich befinde mich gerade in der 14. SSW und meine Vorfreude auf unser erstes Kind könnte nicht größer sein. Trotzdem gibt es etwas, was mich sehr beschäftigt.
Kurz nach unserer freudigen Überraschung, erhielten wir eine Nachricht von Annikas Mann. Ihre kleine Tochter ist zur Welt gekommen, Annika und ihr kleines Mädchen haben die Geburt wunderbar gemeistert. Doch der Name versetzte mir einen Stich: ‚Unsere kleine Lina hat heute das Licht der Welt erblickt‘, stand dort.
Ich weiß nicht, ob ich einen kleinen Jungen oder ein Mädchen unter dem Herzen trage.
Mein Mann und ich wollen uns überraschen lassen. Trotzdem fühle ich mich irgendwie beklaut, denn für mich stand eigentlich fest: Wenn es ein Mädchen wird, dann möchte ich sie Lina nennen. Jetzt bin ich total verunsichert, aber auch wütend. Annika wusste ganz genau, dass ich mir immer eine Tochter gewünscht habe, die den Namen Lina bekommen soll. Ich habe seit Jahren auf mein erstes Kind gewartet und mich dabei an diesen Namen geklammert. Nun hat sie ihn mir vor der Nase weggeschnappt.
Andererseits haben wir uns in den letzten Jahren etwas aus den Augen verloren. Sie war mit ihrer kleinen Familie beschäftigt und ich habe mich zurückgezogen, war kaum für sie da, weil ich so mit mir beschäftigt war. Habe ich da noch das Recht böse auf sie zu sein? Vielleicht bekomme ich einen kleinen Jungen, dann hätte ich mich ganz umsonst aufgeregt.
Mein Mann findet, dass unsere Tochter trotzdem Lina heißen kann, doch ich finde das doof.
Wenn wir uns wieder enger anfreunden, sind die Kinder in einem ähnlichen Alter und haben dann noch beide den gleichen Namen. Mich würde das stören und mein Kind sicher auch. Sollte ich eine Tochter bekommen, bin ich also gezwungen, mir einen anderen Namen zu suchen, dabei gefällt mir kein anderer so gut wie ‚Lina‘.
Ich habe zuerst überlegt Annika darauf anzusprechen, aber sie hat gerade ein Baby bekommen und wir stehen uns nicht mehr so nah wie früher. Es ist mir unangenehm, dann mit so einem Thema anzukommen, ändern lässt es sich nicht mehr. Das Wichtigste ist sowieso, dass mein kleines Wunder gesund zur Welt kommt, alles andere findet sich dann hoffentlich.”
Liebe Anne, vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!
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Vielleicht hat sie damit eurer Freundschaft auch einfach nur Tribut gezollt? Dass der kleine Timo eine kleine Lina hat, auch wenn du dich sehr zurück gezogen hattest, sie das alles nicht vergessen hat und du kannst dei e Tochter trotzdem Lina nennen – oder deinen Sohn Timo…
Entweder freundet ihr euch wieder an, oder nicht.
Oder du fragst sie einfach mal, was sie sich dabei gedacht hat…und natürlich wäre es schöner gewesen, sie hätte vorher mit dir darüber gesprochen.
Ich finde das übelst mies von deiner Freundin. Einfach unverzeihlich. Auch wenn ihr euch etwas auseinander gelebt habt, eure Freundschaft ist nicht beendet und somit sollte sie wissen, das dir diese Aktion von ihr sehr weh tut. Für mich sieht das so aus, als ob sie auf deine Freundschaft keinen besonderen Wert mehr legt. Darum würde ich dir raten: Beende die ganze Sache, freue dich auf dein Baby und wenn es eine Püppi wird, dann gib ihr auf jeden Fall deinen Wunschnamen.
Und glaub mir, du findest eine neue beste Freundin. ❤️
Wenn es ein Sohn wird Benachteiligung und Enttäuschung g wie es heute üblich ist im Jungs Feindlichen Sexismus Land,wo Söhne als Betriebsunfall zählen?
Meine Lina kam vor fast 3 Jahren zur Welt. Der Name ist toll und sehr im kommen…ich würde das nicht so stehen lassen, würde mit ihr sprechen, auch wenn es eh zu spät ist und du evtl sowieso einen jungen unter dem Herzen trägst. Aber ihre Beweggründe wären mal interessant und du kannst dann mit dem Thema abschließen. Ich gebe deinem Mann recht, ich würde trotzdem definitiv eure evtl Tochter lina nennen. Alternativ gefällt dir vielleicht Lia