Mutter-Kind-Kur: Was du wissen solltest, bevor es losgeht

Kinder, Haushalt, Job: Die meisten Mamas leisten ein enormes Pensum an Care-Arbeit und kommen dabei oft zu kurz. Im Spagat zwischen den vielen verschiedenen Anforderungen bleibt kaum Zeit, um Luft zu holen und der fortwährende Mental Load kann sogar zu einem Eltern-Burnout führen. Für viele Eltern in dieser Situation ist dann der letzte Ausweg: eine ärztlich verordnete Kurmaßnahme.

Was du wissen solltest, bevor du in deine Mutter-Kind-Kur startest

Wir haben mit Yvonne Bovermann gesprochen, die Geschäftsführerin des Müttergenesungswerk ist. Die Stiftung kümmert sich um die individuelle Unterstützung von belasteten und kurbedürftigen Müttern. Bovermann verrät uns, was du beachten solltest, damit deine Kur ein voller Erfolg wird.

Echte Mamas: Wann sollten Eltern eine Kur machen?

Yvonne Bovermann: Grundlegend haben alle Mütter, Väter und pflegenden Angehörigen einen Anspruch auf eine Kurmaßnahme, wenn ein ärztliches Attest (Verordnung) ausgestellt wurde. Eine Vorsorge- oder Rehabilitationsmaßnahme ist ein wirksames Mittel, um gesundheitliche Probleme durch Überlastungen des Alltags wieder in den Griff zu kriegen. Die Mütter, Väter und pflegenden Angehörigen finden in den dreiwöchigen Maßnahmen Ruhe und Kraft, um wieder bei sich anzukommen. Sie haben die Möglichkeit, durch Gespräche, psychologische Betreuung, Physiotherapie, Kreativ- und Freizeitangebote, den Akku wieder aufzuladen.

Alle Behandlungen werden auf die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmenden ausgerichtet, alle bekommen einen individuellen Therapieplan. Sind die Gesundheitsprobleme bereits so weit vorangeschritten, dass eine Kurmaßnahme zur Regeneration nicht mehr ausreicht, müssen andere Therapieformen von ärztlicher Seite ausgewählt werden.

Echte Mamas: Kann ich mir den Ort aussuchen?

Yvonne Bovermann: Ja, die Patient*innen haben ein gesetzliches Wunsch- und Wahlrecht, die Auswahl muss aber begründet werden. Allerdings empfehlen wir, sich je nach vorhandener Indikation sowie Spezialisierung und therapeutischer Ausrichtung für eine Klinik zu entscheiden und nicht nach Standort. Es geht ja in erster Linie darum, effiziente Maßnahmen und Therapieangebote für die eigene Erkrankung und Überlastungssituation zu bekommen.

Echte Mamas: Was sind die Voraussetzungen?

Yvonne Bovermann: Die Voraussetzung für eine Kurmaßnahme ist ein ärztliches Attest. Im Vorfeld können Mütter und Väter und pflegende Angehörige auf der MGW-Webseite einen Kurtest machen und prüfen, ob ein Kurantrag für sie Sinn macht. Es ist auch ratsam, sich für die Antragstellung Hilfe bei einer Beratungsstelle zu suchen. Wir sehen, dass die Antragstellung und erfolgreiche Widerrufe bei Ablehnung mit den Beratungsstellen deutlich erfolgreicher sind und so insgesamt 93 Prozent aller Kuranträge bewilligt werden.

Echte Mamas: Wie alt dürfen die Kinder sein?

Yvonne Bovermann: Für Kinder gibt es eine Altersgrenze in der Regel bis 12 Jahre, in besonderen Fällen bis 14 Jahre. Für Kinder mit Behinderungen gelten keine Altersgrenzen.

Echte Mamas: Wie werden meine Kinder während der Kur betreut?

Yvonne Bovermann: Die Kliniken bieten pädagogische Betreuung an in der Zeit, in denen die Mütter oder Väter behandelt werden. Es gibt zusätzlich Freizeit- und Sportangebote, die genutzt werden können, um auch die Bindung zwischen Mutter du Kind bzw. Vater und Kind zu stärken.

Echte Mamas: Wie häufig werden Kurmaßnahmen abgebrochen und aus welchen Gründen?

Yvonne Bovermann: Wir haben leider keine Erhebung darüber, wie oft Maßnahmen abgebrochen werden. Wenn so etwas passiert, hat das ganz individuelle und meist persönliche Gründe (bspw. Trauerfälle, unvorhergesehene Erkrankungen oder Ähnliches). Grundlegend sehen wir aber in der Befragung unserer Patient*innen in unserem jährlichen Datenreport, dass die Zufriedenheit mit dem Erfolg der Kurmaßnahmen seit Jahren unverändert hoch ist.

Echte Mamas: Worauf sollte man sich einstellen, bevor es losgeht?

Yvonne Bovermann: Vor allem kann man sich auf seine Kurmaßnahme freuen und sollte sich darauf einlassen. Es ist wichtig, die Zeit von einem reinen Urlaub zu unterscheiden. Es handelt sich um eine Vorsorge- oder Rehabilitationsmaßnahme, die von den Krankenkassen bezahlt und bei finanzieller Bedürftigkeit vom Müttergenesungswerk bezuschusst werden kann. Ziel ist es, den Müttern, Vätern und pflegenden Angehörigen durch medizinische und therapeutische Maßnahmen wieder Kraft zu geben, um gesund zu werden und anschließend langfristig gesund zu bleiben.

Es geht darum, den eigenen Akku wieder aufzuladen, Strategien zur Stressbewältigung für die Zukunft zu erlernen und im Gespräch mit den Therapeut*innen und durch den Austausch mit anderen Kurteilnehmenden Stärke zu finden. Dafür wird ein individueller Therapieplan erstellt, um die größtmöglichen Erfolge zu ermöglichen.

Echte Mamas: Wie finde ich die richtige Klinik für mich?

Yvonne Bovermann: Am besten ist es, sich im Vorfeld bei einer Beratungsstelle im Verbund des MGW beraten zu lassen. Die Kontakte sind auf unserer Website über eine spezielle Suchmaske zu finden. Es ist ebenso möglich, sich über die Kliniksuche auf der MGW-Homepage direkt auf die Suche nach einer passenden Klinik zu machen. Je nach Diagnose der Mutter oder des Vaters bzw. des Kindes kann man dort passgenau nach der richtigen Klinik suchen.

Echte Mamas: Ist die Kur auch für mein Kind gut?

Yvonne Bovermann: In den Kurkliniken gibt es neben der pädagogischen Betreuung auch ein auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes ausgerichtetes Behandlungsprogramm, wenn die Kinder ein eigenes Attest haben. Die Kliniken haben unterschiedliche Therapieschwerpunkte, unter anderem für Kinder mit Adipositas oder mit ADHS.

Auch Kinder mit Beeinträchtigungen können in entsprechenden Kliniken während der Kurmaßnahme behandelt und betreut werden. Und wie bereits erwähnt, auch die Eltern-Kind-Bindung wird mit speziellen Angeboten in den Kurkliniken gestärkt. So geht es am Ende einer Kurmaßnahme im idealen Fall allen besser: der Mutter oder dem Vater und dem Kind/ den Kindern.

Vielen Dank an Yvonne Bovermann für das Interview!

Yvonne Bovermann

Yvonne Bovermann

Yvonne Bovermann ist ausgebildete Hebamme, Gesundheitspädagogin (BA) und Managerin für Einrichtungen im Gesundheitswesen (MSc.). Ab 2015 war sie im Präsidium des Deutschen Hebammenverbandes e.V. tätig, ab 2016 hauptamtlich. Seit dem 1. Oktober 2021 ist Yvonne Bovermann als Geschäftsführerin des Müttergenesungswerks im Einsatz.

Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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