Wie fühlen sich Presswehen an? Daran erkennst du sie!

Sobald die Presswehen einsetzen, wird die Endphase der Geburt eingeläutet. Durch das Pressen schiebt sich dein Baby während der sogenannten Austreibungsphase Zentimeter für Zentimeter aus dem Geburtskanal nach draußen. Aber wann genau beginnen die Presswehen eigentlich, und wie lange dauert es dann noch, bis mein Kind tatsächlich auf der Welt ist? Wir haben die Amtwort!

1. Das Wichtigste auf einen Blick

  • Presswehen werden oft auch als Austreibungswehen bezeichnet.
  • Während der letzten Phase der Geburt (Austreibungsphase) hilft das Pressen deinem Baby dabei, sich durch den Geburtskanal zu schieben.
  • Im Normalfall setzen die Presswehen ein, wenn der Muttermund vollständig (zehn Zentimeter) geöffnet ist.
  • Durchschnittlich dauern Presswehen bei Erstgebärenden rund 30 bis 40 Minuten, bei den folgenden Geburten sind sie oft deutlich kürzer.
  • Im Vergleich zu den Eröffnungswehen sind Presswehen oftmals deutlich intensiver spürbar.

2. Was sind Presswehen?

Presswehen (oft auch als Austreibungswehen bezeichnet) gelten als die stärksten und schmerzhaftesten Wehen – und sie kündigen den Endspurt der Geburt an. Denn fangen im Normalfall erst dann an, wenn das Baby bereit ist, durch den Geburtskanal auf die Welt geschoben zu werden.

Ab wann setzen Presswehen ein?

Hat sich der Muttermund vollständig auf zehn Zentimeter geöffnet, setzen normalweise die Presswehen ein. Zu diesem Zeitpunkt ist die Gebärmutter bereit, das Baby mithilfe der regelmäßigen Muskelkontraktion durch den Geburtskanal nach draußen zu schieben.

Die Presswehen kommen nicht – und jetzt?

Tatsächlich kann es vorkommen, dass Schwangere die Presswehen und den damit einhergehenden Pressdrang nicht spürt. Bei einer Geburt ohne Presswehen kann zum Beispiel eine PDA dafür verantwortlich sein, dass die werdende Mama im Beckenboden vorübergehend kein Gefühl hat, und dadurch auch nicht den Drang verspürt, zu pressen. In diesem Fall kann es hilfreich sein, die Geburtsposition zu wechseln und sich zum Beispiel in der Hocke oder im Stehen die Schwerkraft zunutze zu machen.

Können Presswehen einsetzen, obwohl der Muttermund noch nicht ganz offen ist?

Ja! Es kann passieren, dass die Presswehen zu früh einsetzen, wenn der Muttermund noch nicht ganz offen ist (z. B. erst bei 6,7 oder 8 cm). Dann darf die Schwangere allerdings nicht mitpressen, sondern sollte die Wehen veratmen. Das Einsetzen der Austreibungsphase bemerken die meisten Schwangeren durch einen starken Druck auf den Damm.

Kann man die Austreibungswehen denn unterdrücken?

Aus Erfahrung kann ich sagen: Ja, das ist möglich – wenn auch anstrengend. Bei der Geburt meiner Tochter musste ich die Presswehen fast zwei Stunden lang veratmen, weil der Muttermund nicht ganz geöffnet und die Wehen laut Hebamme noch nicht stark genug (wie bitte?!) waren. Auch wenn es schwerfällt, dem Pressdrang nicht nachzugeben, sollten Schwangere in diesem Fall grundätzlich versuchen, die einzelnen Wehen zu veratmen. Wird nämlich zu früh gepresst, können u. a. Muttermund und/oder Damm reißen.

Sind Presswehen ohne Vorwehen möglich?

Ja. In der Regel durchläuft ein Geburtsprozess verschiedene Arten von Wehen. Beispielsweise sind die Vorwehen (auch Senkwehen genannt) dafür verantwortlich, den Muttermund weicher werden zu lassen und den Gebärmutterhals zu verkürzen. Dennoch kann es vorkommen, dass schwangere Frauen entweder keine Vorwehen haben oder diese kaum bis gar nicht spüren. Alles normal!

In welchem Abstand kommen Presswehen?

Die durchschnittliche Wehenanzahl während der Austreibungsphase liegt bei vier bis fünf Presswehen pro zehn Minuten, was einer Wehenaktivität von circa 270 ME (Montevideo-Einheiten) entspricht. Häufig werden bei Presswehen maximale Druckwerte zwischen 40 und 80 mmHg (intrauteriner Druck) erreicht.

Zum Vergleich: Die Eröffnungswehen haben häufig eine Wehenanzahl von drei Wehen pro zehn Minuten und einen maximalen Druck zwischen 30 und 50 mmHg.

Wie viele Presswehen habe ich bis zur Geburt?

Die Dauer der Austreibungsphase kann von Frau zu Frau variieren. Bei Erstgebärenden liegen die Presswehen im Durchschnitt 30 bis 40 Minuten. Bei Frauen, die ihr zweites Kind bekommen, kann die Dauer der Presswehen teilweise kürzer (circa 20 Minuten) ausfallen. Wichtige Faktoren sind in diesem Zusammenhang beispielsweise die Stärke der Wehen, die körperliche Verfassung der Schwangeren und die Position des Babys in der mütterlichen Gebärmutter.

Sind Presswehen wirklich am schlimmsten?

Die meisten Mamas berichten davon, dass die Presswehen besonders schmerzhaft sind. Allerdings hilft das Gefühl, dass man (bzw. frau) endlich aktiv etwas tun darf, vielen dabei, die Schmerzen besser auszuhalten.

3. Presswehen erkennen: Wie fühlen sie sich an?

Der Ablauf einer Geburt wird in verschiedene Phasen unterteilt, die jeweils von unterschiedlichen Wehenarten begleitet werden. Presswehen gelten dabei als besonders intensiv. Haben die vorherigen Wehen unter anderem „nur“ dazu gedient, den Muttermund zu öffnen, sind die starken Austreibungswehen mitverantwortlich dafür, dass das Baby Stück für Stück durch den Geburtskanal geschoben wird.

Für viele fühlen sich Presswehen so an, als müsste man auf die Toilette. Das ist nicht ungewöhnlich, denn tatsächlich lösen die Austreibungswehen häufig ein starkes Druckgefühl im Bereich des mütterlichen Beckens aus, sodass die werdende Mama ihr Bedürfnis, zu pressen, oft nur schwer kontrollieren kann.

Presswehen können sowohl körperlich als auch mental als sehr anstrengend für die Schwangere sein. Trotzdem empfinden die meisten Frauen sie als besser zu verarbeiten und durch das erlaubte „Mitpressen“ teilweise sogar als erleichternd.

4. 3 Tipps für die Austreibungsphase

Um die letzte Phase der Geburt so gut wie möglich zu überstehen, können diese drei Tipps dich unterstützen:

1. Presswehen richtig veratmen

Die richtige Atemtechnik kann helfen, den Geburtsprozess optimal zu unterstützen, und deinem Baby dabei zu helfen, auf die Welt zu kommen. Dafür hältst du kurz deinen Atem an und presst dann für 10 bis 20 Sekunden in Richtung deines Enddarms. Anschließend legst du eine Atempause ein. Bezüglich des „Veratmens“ von Presswehen kann dir auch deine Hebamme hilfreiche Tipps mit auf den Weg geben.

2. Geeignete Position finden

Auch einige Geburtspositionen können dir die Austreibungswehen erleichtern. Dazu gehört zum Beispiel der Vierfüßlerstand. Der soll nämlich den Druck auf den Rücken minimieren, sodass die Wehen effektiver genutzt werden können. Ebenso soll das sanfte Wippen auf einem Gymnastikball die Beckenmuskulatur lockern und dadurch die Geburt besser unterstützen.

3. Schmerzen mit PDA oder Lachgas lindern

Grundsätzlich ist es auch möglich, die Schmerzen in der Austreibungsphase mit einer PDA zu lindern. Allerdings spürt man die Wehen dann oft nur schwach, sodass die Hebamme zum Mitpressen anleiten muss. Eine Alternative zur PDA ist die Verwendung von Lachgas. Das wiederum kann eingesetzt werden, ohne dabei das Geburtserlebnis zu beeinträchtigen.

Kann es sein, dass ich durch die PDA keine Presswehen habe?

Das kann vorkommen. Denn durch die PDA lässt nicht nur das Gefühl für die Wehen nach, die Austreibungswehen können tatsächlich plötzlich weg sein. Damit die Presswehen für den weiteren Verlauf der Geburt dennoch ausreichen, wird anschließend oft ein Wehentropf eingesetzt.

4. Bei Presswehen die Luft anhalten? Lieber nicht!

Auch wenn man es vielleicht anders vermuten würde, während der Austreibungswehen die Luft anzuhalten, um mehr Kraft fürs Pressen zu tanken, ist keine gute Idee. Das genaue Gegenteil ist nämlich der Fall. Eine gleichmäßige Atmung sorgt dafür, dass sowohl du als auch dein Baby mit ausreichend Sauerstoff versorgt werdet. Gleichzeitig kann sich das Konzentrieren auf die Atmung entspannend auf die Muskeln auswirken.

Wie sollte ich am besten pressen?

Es gibt drei Techniken, die sich für das Pressen in der Austreibungsphase bewährt haben. Zum einen ist es das spontane Pressen, zum anderen das sogenannte Powerpressen und das verzögerte Pressen.

Beim Powerpressen wird bei jeder einsetzenden Austreibungswehe Luft geholt und während der gesamten Wehendauer gepresst. Schwangere, die sich für das spontane Pressen entscheiden, folgen ihrem Instinkt und pressen circa drei- bis fünfmal pro Wehe mit. Und dann gibt es noch das verzögerte Pressen. Hier wird erst gepresst, wenn der Drang, Mitpressen zu wollen nicht mehr kontrolliert werden kann.

5. Lassen sich Presswehen auf dem CTG erkennen?

Im Gegensatz zu den Rückenwehen, die eine Kardiotokografie (CTG) in der Regel nicht aufzeichnen kann, lassen sich Presswehen sehr wohl auf dem CTG darstellen. Kein Wunder, schließlich sind die Austreibungswehen sehr intensiv und gelten nicht ohne Grund als die stärksten Wehen.

6. Können Presswehen gefährlich sein?

Dauert die Austreibungsphase zu lange, können Presswehen für Mama und/oder Baby gefährlich werden. Sowohl bei der Mutter, als auch beim ungeborenen Baby kann aufgrund der körperlichen und emotionalen Stresssituation ein Erschöpfungszustand die Folge sein. Außerdem kann in der Nabelschnur die Sauerstoffzufuhr abgedrückt werden, sodass das Baby nicht mehr richtig versorgt wird. Ebenso kann es zu einem Druckanstieg im kindlichen Kopf kommen. Deshalb sollten Mama und Kind während der Austreibungsphase von einer Hebamme oder einen Arzt bzw. einer Ärztin begleitet werden.

Sind lange Presswehen schlecht für meinen Beckenboden?

Bei einer natürlichen Geburt muss sich die Beckenbodenmuskulatur weiten, damit das Baby durch den Geburtskanal nach draußen gedrückt werden kann. Bei den meisten Müttern bildet sich diese Überdehnung in den Monaten nach der Geburt wieder zurück. Dauern die Presswehen während der Austreibungsphase sehr lange, kann es aber passieren, dass sich der geweitete Beckenboden nicht mehr oder nicht mehr vollständig (von allein) zurückbildet. Häufig sind eine schwache Blase sowie Organsenkungen die Folge.

Kann ich durch Presswehen Hämorrhoiden bekommen?

Jein. Betroffen sind hiervon vorrangig Frauen, die bereits während der Schwangerschaft unter vergrößerten Hämorrhoiden gelitten haben. Durch die Presswehen können sich die Hämorrhoiden dann noch einmal verstärken. Teilweise sogar so weit, dass die Wölbung von außen sichtbar wird. Solltest du davon betroffen sein, können dir Sitzbäder, Kältekompressen oder auch spezielle Salben eine Linderung verschaffen. Am besten sprichst du mit deiner Hebamme oder deinem Arzt bzw. deiner Ärztin darüber.

Ist eine Netzhautablösung durch Presswehen möglich?

In Ausnahmefällen besteht die Gefahr, dass sich durch Presswehen Teile der Netzhaut ablösen können. Das hängt mit dem hohen Druck zusammen, der während der Austreibungsphase auf deine Augen einwirkt. Es kommt aber vergleichsweise selten vor und betrifft in der Regel schwangere Frauen, die bereits Probleme mit ihrer Netzhaut haben. Liegt eine solche Problematik vor, solltest du vor der Geburt Rücksprache mit deinem Augenarzt bzw. deiner Augenärztin halten.

7. Warum habe ich nach der Geburt auch noch Presswehen?

Wenn dein Baby auf der Welt ist, heißt das (leider) nicht, dass du ab sofort gar keine Wehen mehr hast. Denn schließlich muss dein Körper auch die Plazenta noch als Nachgeburt ausstoßen. Aber keine Panik: Die Wehen dafür sind im Normalfall deutlich sanfter und nicht mit den Presswehen zu vergleichen!

Hast du bereits ein Kind zur Welt gebracht und möchtest deine Erfahrungen mit Presswehen teilen? Schreib sie uns gerne in die Kommentare. Wir sind total gespannt!
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Wir freuen uns auf deine Erfahrungen:x

8. Mehr Infos über den Ablauf einer Geburt:

Um zu erfahren, was bei der Geburt ungefähr auf dich zukommt, kannst du dich hier mit ein wenig vorbereiten:

Entdecke hier noch mehr tolle Tipps, Infos und Rezepte rund um die Themen Ernährung in der Schwangerschaft, Geburt, Stillen, Wochenbett und Babyernährung

Du möchtest wissen, wie sich andere Schwangere aus unserer Community auf die Geburt ihres Babys vorbereiten? Dann komm dazu in unsere geschlossene Facebook-Gruppe „Wir sind Echte Mamas – Unsere Fragen und Antworten“.

Wiebke Tegtmeyer

Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Nach meinem Bachelor in Medienkultur, einem Volontariat und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich passenderweise nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Außerdem nutze ich die Bastel-Erfahrungen mit meinen beiden Kindern für einfache DIY-Anleitungen. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Volksparkstadion zu finden.

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