Ich weiß, ich weiß… Ihr habt die Überschrift gelesen und regt euch bestimmt jetzt schon tierisch auf. Und wisst ihr was, ich verstehe euch. Ich finde es ja auch nicht gut, dass mein fast dreijähriger Sohn schon zu Nikolaus mit Geschenken überschüttet wurde. Nein, natürlich wurde er nicht richtig überschüttet. Aber er hat mehr als eine Mandarine und einen Schoko-Nikolaus bekommen. Und leider war es auch wesentlich mehr.
Genau genommen hatte er diese „Kleinigkeiten“ in seinem Nikolaus-Schuh:
– Das große Buch vom kleinen Raben Socke
– Ein Weihnachtsbuch
– Ein Malbuch
– Ein Buch über den Bauernhof
– Eine neue Mütze
– Einen neuen Schal
– Einen neuen Pullover
– Ein Spielzeugauto
– Ein Kaffeservice für seine Spielzeugküche
– Ein Duschbad Lightning MC Queen
– Schoko-Nikolaus
– Schoko-Weihnachtsei
– Schoko-Engel
– Lebkuchen
Und die obligatorische Mandarine gab es natürlich trotzdem. Okay, es waren Mandarinen, denn selbst bei Obst kann ich mich nicht berherrschen.
Natürlich weiß ich, dass das viel zu viel ist. Und glaubt mir, ich hätte es mir auch anders gewünscht (das Kinderzimmer ist schließlich schon voll genug). Aber wir kriegen es einfach nicht hin. ‚Wir‘ sind in dem Fall meine Eltern, meine Schwiegereltern und mein Mann und ich. Wir alle sind an jedem Geburtstag, Feiertag oder sonst einem Tag schuld daran, dass unser Kleiner immer viel mehr bekommt, als nötig wäre.
Warum das so ist? Tja, mein Sohn ist Einzelkind und noch dazu das einzige Enkelkind von beiden Seiten.
Eine ziemlich gute und einleuchtende Erklärung, oder?!
Eine weitere ist, dass es uns uns einfach glücklich macht, wenn die Augen von meinem Sohn vor Begeisterung leuchten. Wir verwöhnen ihn einfach gerne.
Natürlich haben wir schon oft versucht, die Geschenkeanzahl zu minimieren. Eigentlich nehmen wir uns das immer wieder aufs Neue vor. Aber es will einfach nicht klappen. Am Ende ist der Gabentisch immer (zu) voll gedeckt.
Aber keine Sorge, mein Sohn kommt mit der Situation gut klar. Sehr gut sogar. Er zeigt keinerlei Konzentrationsstörungen oder scheint besonders ungeduldig zu sein. Nein, um ehrlich zu sein, glaube ich, dass er die Situation sogar geniesst. Er findet es schön, die volle Aufmerksam seiner kleinen Familie zu erhalten. Und er freut sich über jedes einzelne Geschenk.
Ich bin mir sicher, dass das daran liegt, dass wir uns ansonsten sehr konsequent an diese folgenden Regel halten:
– Wir versuchen ihm nichts zwischendurch zu schenken. Geschenke gibt es nur zu besonderen Anlässen
– Wir versuchen nichts mit Geschenken zu kompensieren. Unser Sohn bekommt keine Geschenke, weil wir ihm zu wenig Zeit oder Liebe schenken
– Wir achten darauf, das Selbstwertgefühl unseres Kindes zu stärken. So weisen wir ihn immer wieder darauf hin, wenn er sich etwas selbst erarbeitet und neu gelernt hat
– Mein Sohn schenkt auch selbst. Vor Weihnachten bastel ich mit ihm Karten für die Großeltern und packe mit ihm Geschenke ein. Er darf dann die Päckchen selbst überreichen, was ihm große Freude macht
– Wir suchen Geschenke aus, die seine Kreativität oder motorische Fähigkeiten fördern
– Und wenn der Geschenkewahnsinn losgeht, werden die Geschenke an meinen Sohn nacheinander überreicht. Der Kleine hat genug Zeit sich mit jedem Geschenk in Ruhe zu beschäftigen.
Ob das alles so richtig ist und ob ein Psychologe unser Verhalten nicht trotzdem total falsch einschätzen würde, weiß ich nicht. Ich kann nur sagen, dass es sich für uns richtig anfühlt, selbst Nikolaus mit vielen Geschenken zu feiern.
Und irgendwann wird der Geschenkewahnsinn bestimmt von ganz alleine aufhören, spätestens dann, wenn mein Sohn älter ist und sich teurere Sachen wünscht. Denn vier Bücher finden wir total okay, aber vier Fahrräder halten selbst wir für total übertrieben.