Der Geburtstermin deines Babys rückt immer näher oder ist sogar schon überschritten, aber es tut sich einfach nichts? Tatsächlich bekommen mehr als die Hälfte aller Schwangeren ihr Kind vor bzw. bis zum errechneten Stichtag. Doch was ist, wenn das Baby (noch) nicht kommen will? Ob das Überschreiten des Geburtstermins gefährlich ist, welche Risiken es gibt, und was du grundsätzlich tun kannst, liest du hier.
1. Das Wichtigste auf einen Blick
- Der Geburtstermin gilt als überschritten, wenn das Baby bis zu zwei Wochen nach dem errechneten ET zur die Welt kommt.
- Circa 60 Prozent der Schwangeren bekommen ihr Baby vor bzw. bis zum errechneten Geburtstermin (ET). Bei rund 40 Prozent wird das Kind zu einem späteren Zeitpunkt geboren.
- Warum manche werdende Mütter übertragen, ist bislang nicht geklärt. Es gibt die Theorie, dass u. a. die Gene dafür verantwortlich sein können oder der Geburtstermin nicht korrekt berechnet wurde.
- Wird der ET über die 42. SSW hinaus überschritten, besteht das Risiko, dass die Plazenta das ungeborene Baby nicht mehr ausreichend versorgt.
- Bei einer Überschreitung des Geburtstermins wird die Schwangere besonders engmaschig kontrolliert. Die Untersuchungen erfolgen meistens in einem Abstand von zwei Tagen.
- Ob ein Kaiserschnitt nötig ist, entscheiden die Ärzte in jedem Fall individuell.
2. Ab wann gilt ein Geburtstermin als überschritten?
Von einer Überschreitung des errechneten Geburtstermins wird gesprochen, wenn das Baby von der 40+1 SSW bis zur 41+6 SSW auf sich warten lässt – also bis zu 14 Tage nach dem Stichtag nicht geboren wird. Als übertragen gilt der Geburtstermin nach der 42+0 SSW, also erst nach mehr als zwei Wochen.
Statistik: Wie oft kommen Babys nach dem errechneten ET?
Laut Statistik kommen circa 60 Prozent aller Babys bis zum errechneten Geburtstermin zur Welt. Rund 35 Prozent der Schwangeren gebären ihr Kind bis zu zwei Wochen nach dem Stichtag und etwa fünf Prozent übertragen – hier kommt das Baby also mehr als zwei Wochen später.
Wie lange darf der errechnete Geburtstermin überschritten werden?
Pauschal lässt sich sagen, dass der Geburtstermin bis zu zehn Tage überschritten werden „darf“. Dabei wird der Gesundheitszustand von Mutter und Baby im Normalfall engmaschig von der Hebamme oder dem Arzt bzw. der Ärztin kontrolliert.
Verallgemeinern lässt sich das allerdings nicht. Je nach Einzelfall muss die Geburt eventuell schon eher eingeleitet oder ein Kaiserschnitt gemacht werden.
Ich bin schon 7 Tage über dem Geburtstermin – ist das gefährlich?
Nein, eine Überschreitung des Geburtstermins um eine Woche ist grundsätzlich nicht gefährlich. Aber du solltest dich in engen Abständen von deiner Hebamme oder deinem Arzt bzw. deiner Ärztin untersuchen lassen, um bei gesundheitlichen Problem schnell handeln zu können.
3. Das Baby will nicht kommen? Mögliche Gründe
Bis heute ist noch nicht klar, warum manche Schwangere den Geburtstermin ihres Babys überschreiten und andere nicht. Einer Theorie nach könnte die genetische Veranlagung eine zentrale Rolle spielen. Weitere Einflussfaktoren sollen das Alter der Mutter, die ethnische Herkunft sowie ein zu hoher Body-Mass-Index sein. Ebenso sollen vor allem Erstgebärende den Geburtstermin häufiger überschreiten als Frauen, die bereits ein Kind zur Welt gebracht haben. Auch ein falsch berechneter Stichtag kann zu einer vermeintlichen Terminüberschreitung führen.
Hinweis: Der Geburtstermin wird anhand des ersten Tages der letzten Regelblutung bestimmt. Der errechnete Stichtag liegt dann 280 Tage in der Zukunft. Falsche Berechnungen lassen sich in vielen Fällen beispielsweise auf einen verspäteten Eisprung zurückführen.
4. Welche Risiken gibt es für Mama und Baby, wenn der Geburtstermin überschritten wird?
Wird der Stichtag überschritten, stellt das im Normalfall noch keine gesundheitliche Gefahr für Mama und Baby dar. Das Risiko für Komplikationen, vor allem für das ungeborene Baby, kann sich aber ab der 42. SSW erhöhen. Aus diesem Grund ist es so wichtig, dass sich Schwangere, deren Geburtstermin überschritten wurde, engmaschig untersuchen lassen. Das gilt insbesondere dann, wenn die Terminüberschreitung „weit“ fortgeschritten ist.
Liegt eine Überschreitung des Geburtstermins vor, besteht zunehmend das Risiko, dass die Plazenta das Baby nicht mehr ausreichend versorgen kann, was für das Ungeborene lebensgefährlich ist. Zusätzlich steigt das Risiko für Infektionen in der Gebärmutter. Eine mögliche Abnahme des Fruchtwassers kann dein Baby zu einer Fehlstellung „zwingen“. Für die bevorstehende Geburt können außerdem das steigende Gewicht des Kindes und das Auftreten starker Blutungen ein Risiko darstellen.
5. Was tun, wenn der Geburtstermin überschritten ist?
Zwar kommen rund 60 Prozent aller Babys vor oder bis zum errechneten Datum auf die Welt, dennoch ist eine Überschreitung des Geburtstermins (gerade bis zu einer Woche) gar nicht so unüblich und erst einmal kein Grund, sich Sorgen zu machen. Wichtig ist es, dass du in diesem Fall engmaschig von deiner Hebamme und/oder deinem Arzt bzw. deiner Ärztin betreut wirst.
Wie oft muss ich zum Arzt gehen, wenn der Geburtstermin meines Babys überschritten wurde?
Hast du den geplanten Stichtag deines Babys erreicht, und dein Kind hat hat sich noch nicht auf den Weg gemacht, wirst du von deiner Hebamme oder deinem Arzt bzw. deiner Ärztin engmaschiger kontrolliert. In den meisten Fällen finden die Vorsorgeuntersuchungen, in denen Bewegung, Gewicht sowie Herztöne deines Babys und die Menge des Fruchtwassers kontrolliert werden, dann alle zwei Tage statt.
Ab wann sollte ich bei Überschreitung des Geburtstermins ins Krankenhaus?
Trotz Terminüberschreitung musst du eigentlich erst ins Krankenhaus, wenn die Geburt losgeht oder wenn eingeleitet werden soll. Ansonsten erfolgen die engmaschigen Kontrollen in dieser Zeit wie gewohnt bei deiner Hebamme oder deinem Arzt bzw. deiner Ärztin.
Wie lange kann ich warten, und ab wann wird eingeleitet?
Sobald der Geburtstermin um circa eine Woche (41+0 SSW) überschritten wurde, wird Schwangeren oft zu einer Einleitung geraten. Spätestens jedoch, wenn die Terminüberschreitung bei zehn Tagen (41+3 SSW) liegt, sollte aus medizinischer Sicht eingeleitet werden, um das Kindeswohl nicht zu gefährden.
6. Muss ein Kaiserschnitt gemacht werden, wenn der ET überschritten ist?
Nein, bei der Überschreitung des Geburtstermins wird nicht automatisch ein Kaiserschnitt gemacht. Ob eine Sectio erfolgen muss, wird immer im Einzelfall entschieden und aus medizinischer Sicht sorgfältig geprüft. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kaiserschnitt notwendig ist, bei Erstgebärenden höher, die aufgrund einer Terminüberschreitung eingeleitet werden müssen und deren Muttermund noch fest verschlossen ist.
7. Verlängert sich der Mutterschutz, wenn der Geburtstermin überschritten wird?
Grundsätzlich beginnt der Mutterschutz für Schwangere sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin und endet acht Wochen nach der Geburt. Insgesamt beträgt die Schutzfrist also vierzehn Wochen. In dieser Zeit erhältst du als gesetzlich Versicherte in der Regel Mutterschaftsgeld.
Hinweis: Bei Frühchen, Mehrlingen sowie Babys mit einer Behinderung endet der Mutterschutz nicht acht, sondern zwölf Wochen nach der Entbindung.
Wird der Geburtstermin deines Babys überschritten, verlängert sich die Schutzfrist vor der Geburt. Auf die üblichen acht (bzw. zwölf) Wochen Mutterschutz nach der Geburt hat dies keinerlei Auswirkungen.
Wie sieht es mit dem Mutterschaftsgeld aus?
Indem sich der Mutterschutz automatisch um die Anzahl der Tage verlängert, die der Geburtstermin überschritten wird, hast du auch für diese zusätzlichen Tage Anspruch auf Mutterschaftsgeld. Dafür reichst du einfach die entsprechenden Nachweise bei deiner Krankenkasse ein.
Kann mein Arbeitgeber einen Ausgleich wegen der Verlängerung der Mutterschutzfrist fordern?
Nein! Wenn sich der errechnete Geburtstermin deines Babys verschiebt, sowohl nach vorne als auch nach hinten, dann verkürzt oder verlängert sich deine Mutterschutzfrist gemäß § 3 Abs. 1 Mutterschutzgesetz (MuSchG) automatisch. Dein Arbeitgeber darf von dir nicht verlangen, dass du deinen Mutterschutz mit Resturlaub oder ähnlichem ausgleichst bzw. zu einem späteren Zeitpunkt nachholst.
8. Ist das Überschreiten des ET ein Hinweis darauf, ob es ein Junge oder Mädchen wird?
Dieser Mythos hält sich nach wie vor hartnäckig. Aber ist da tatsächlich etwas dran? 2015 wollen US-amerikanische Demografen und Genetiker aus Cambridge (Boston) in einer Studie herausgefunden haben, dass Jungen im Durchschnitt früher geboren werden als Mädchen. Um zu diesem Ergebnis zu gelangen, haben die Wissenschaftler*innen die Verhältnisse der beiden Geschlechter in unterschiedlichen Phasen (von der Zeugung bis zur Geburt) analysiert. Eine Bestätigung dieser Theorie gibt es bei uns in Deutschland allerdings nicht.
9. Hilfreiche Tipps für die Geburtsvorbereitung
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