Alkohol in der Schwangerschaft: „Ach komm, nur kurz einmal Anstoßen!“

Alkohol in der Schwangerschaft ist ein absolutes NoGo! Denn jeder Schluck kann zu verschiedenen, chronischen gesundheitlichen Beeinträchtigungen beim Ungeborenen führen. Diese werden unter dem Begriff „Fetales Alkoholsyndrom“ (FASD) zusammengefasst.

FASD äußert sich durch körperliche und geistige Veränderungen und Schädigungen.

„Sichtbare Auffälligkeiten sind zum Beispiel Gesichtsfehlbildungen, Kleinwuchs und Untergewicht. Sehr viel häufiger als diese äußerlichen Veränderungen sind neurologische Veränderungen vom Gehirn. Als größtes und empfindlichstes Organ des Embryos und Fetus ist es am stärksten angegriffen. Betroffene Kinder können langfristig in vielen Bereichen beeinträchtigt sein, zum Beispiel in ihrer Wahrnehmung, Konzentration oder Sprachentwicklung,“ hat uns Elena Leineweber, Assistenzärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe am Marienkrankenhaus Hamburg, bereits in einem früheren Text erklärt.

Trotzdem wird vielen Schwangeren immer wieder energisch Alkohol angeboten, frei nach dem Motto „Mensch, DER eine Schluck!“.

Ob nun zum Anstoßen beim Abschied einer Kollegin, von der Oma bei der Familienfeier oder auch im Freundeskreis. Bei vielen lautet das Motto: Einmal ist keinmal.

Ob das wirklich so ist, wissen Clara und Luise, die als @die_fasd_twins auf Instagram bekannt geworden sind und großartige Aufklärungsarbeit leisten. Die beiden haben selber die Diagnose FASD bekommen. Für ihre Geschichte und wichtige Infos zum Thema folgt ihnen unbedingt auf Instagram!

Wir freuen uns wirklich riesig, dass Luise uns unsere Frage zum Thema beantwortet hat:

„Komm, nur eeeiiiinnn Schlückchen zum Anstoßen!“ Sag mal, Luise – kann es denn sein, dass ein kleiner Schluck wirklich okay ist?

Luise: „Jeder Schluck Alkohol in der Schwangerschaft ist einer zu viel. Das Gehirn des Babys wächst die ganze Schwangerschaft über, deshalb sollte man in dieser Zeit auf gar keinen Fall Alkohol trinken. Deshalb empfehlen wir auch allen, die einen Kinderwunsch haben, direkt ab Beginn der Familienplanung auf Alkohol zu verzichten.“

„Aber das hat uns doch früher auch nicht geschadet, unseren Kindern geht´s suuper!“ Was würdest du darauf antworten?

„Nur, weil deine Kinder früher keine Schäden davongetragen haben, ist das doch noch lange kein Freifahrtsschein! Heute weiß man, wie schädlich Alkohol für das Ungeborene ist. Gerade deshalb dürfen schwangere Frauen bitte keinen Alkohol trinken! Auch keinen ,kleinen Schluck Sekt für den Kreislauf“!` Bitte 0,0 Promille in der Schwangerschaft.“

„Aaaaber mit Alkohol kochen, das ist okay! Der verfliegt ja während des Köchelns!“ Stimmt das denn?

„Ja, das stimmt an sich schon. Aber Clara und ich sind der Meinung, dass es trotzdem ein Restrisiko gibt – man weiß doch nie, ob nicht doch noch ein Rest Alkohol in den Speisen verblieben ist. Liebe Schwangere, bitte verzichtet doch auch auf Speisen, die mit Alkohol zubereitet werden.“

Wie viele Frauen trinken denn in der Schwangerschaft? Kennst du da Zahlen?

„Es gibt keine offiziellen Zahlen, wie viele Frauen in der Schwangerschaft trinken. Es gibt aber eine andere Zahl, die aus einer Studie von 2019 stammt: In dem Jahr gab es 715.000 Kinder, die in Deutschland mit FASD geboren wurden. Das ist eine wirklich gruselige Zahl!“

Wie macht sich denn bei dir und deiner Schwester Clara das FASD bemerkbar?

„Es gibt einige Situationen, bei denen wir unsere Erkrankung spüren. In größeren Menschengruppen beispielsweise, in denen wir die Personen nicht gut kennen, halten wir uns erstmal extrem zurück und müssen uns die Situation erstmal anschauen: Wie ticken die Leute so? Können wir mit ihnen sprechen oder nicht? Zu Arztbesuchen nehmen wir unseren Freund mit, der uns im Nachhinein das Gespräch und die Infos nochmal erläutern kann. Das gleiche gilt für Gänge zum Amt. Auch hier werden wir immer begleitet, weil wir Angst haben, dass wir den Gesprächen nicht folgen können. Heißt: In alltäglichen Situationen merken wir, dass wir Hilfe brauchen. Diese bekommen wir aber auch und dafür sind wir sehr dankbar!“

Liebe Luise, 1000 Dank für deine Zeit!

Man kann es nicht oft genug sagen: Bitte trinkt während euer Schwangerschaft keinen Tropfen Alkohol. Und lasst euch vor allem nicht bedrängen! Denkt immer dran: Es sind ein paar Monate, die ihr verzichten müsst – dafür schützt ihr euer Baby vielleicht vor einer lebenslangen Behinderung.

 

Clara (links) und Luise klären als @die_fasd_twins über die Risiken von Alkohol in der Schwangerschaft auf.

Clara (links) und Luise klären als @die_fasd_twins über die Risiken von Alkohol in der Schwangerschaft auf. Foto: privat

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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