Trotz Impfpflicht: Starker Anstieg bei Masern – wie kann das sein?

Alarmierende Zahlen: Europaweit infizieren sich in den letzten Monaten immer mehr Menschen mit Masern. Und auch in Deutschland gibt es einen sprunghaften Anstieg bei der Zahl an Menschen, die sich mit dem lebensbedrohlichen Virus angesteckt haben. Dabei gibt es bei uns seit März 2020 die Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen und alle Kinder ab einem Jahr, die eine Betreuungseinrichtung besuchen. Aber wieso steigen die Zahlen trotzdem an? Das haben wir Assistenzarzt Dr. Aaron Pfisterer gefragt.

In ganz Deutschland gibt es mehr Masern-Infektionen

In den letzten Wochen ist es in mehreren Bundesländern zu einem alarmierenden Anstieg an Masern-Infektionen gekommen. Allein in Niedersachen wurden bisher schon 47 Erkrankungen registriert. Klingt erst einmal wenig, aber zum Vergleich: Im kompletten Jahr 2023 steckten sich dort nur ingesamt sechs Menschen mit dem lebensbedrohlichen Virus an. In Hamburg gibt es bisher 15 Fälle, 2023 waren es nur zwei, und auch in Baden-Württemberg liegt die Zahl mit 24 Infektionen schon fünfmal so hoch wie im vergangenen Jahr. Auch Thüringen und Franken melden, dass es erstmals wieder zu Fällen von Masern gekommen ist.

Und damit sind wir nicht allein: Wie die WHO berichtet, steigen die Zahlen seit einiger Zeit in ganz Europa sprunghaft an.

Masern sind hochansteckend – und können lebensbedrohlich sein

Das Problem: Masern sind hochansteckend und im schlimmsten Fall sogar lebensbedrohlich. Von 100 Menschen, die nicht dagegen geimpft sind, stecken sich 95 an, wenn sie in Kontakt mit den Viren kommen. Und das geht schnell: Ist jemand an Masern erkrankt, gibt er die Viren über eine so genannte Tröpfcheninfektion weiter. Das heißt, beim Niesen, Husten oder sogar nur Sprechen werden die Erreger in der Luft verteilt.

Dabei kann eine Ansteckung schlimme Folgen haben: Neben Mittelohr- oder Lungenentzündung, Durchfall und Bronchitis kann es (selten) auch zu einer lebensbedrohlichen Entzündung des Gehirns kommen. Diese sogenannte Enzephalitis tritt bei etwa einem von 1.000 an Masern Erkrankten auf und zehn bis 20 % der Betroffenen sterben daran. Bei weiteren 20 bis 30 % kommt es zu schweren Langzeitschäden wie Lähmungen oder geistigen Behinderungen.

Die Gesundheitsämter bitten deshalb eindringlich jede*n darum, den eigenen Impfstatus zu überprüfen!

Aber hilft die Impfung denn überhaupt was?

Die Frage, die in diesem Zusammenhang bei vielen auftaucht: Wie kann es sein, dass trotz der Impfpflicht gegen Masern plötzlich so viele Infektionen auftreten? Hilft die Impfung denn überhaupt? Eine gute Frage! Und genau deshalb haben wir sie einem Experten gestellt. Dr. Aaron Pfisterer, Assistenzarzt in Weiterbildung zum Kinder- & Jugendarzt ist bei Instagram unter dem Namen @deinkinderdoc  bekannt. Seine Antwort seht ihr hier:

Super erklärt, vielen Dank! Die Masern-Impfung ist und bleibt also wichtig – nicht nur, um unsere Kinder (und uns selbst) vor Erkrankungen und möglichen, schwerwiegenden Folgen zu schützen, sondern auch andere!

Deshalb empfehlen die Gesundheitsämter übrigens auch allen Erwachsenen dringend, ihren aktuellem Impfstatus überprüfen zu lassen.

Das solltest du zu Masernimpfung und Impfflicht wissen

Grundsätzlich empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Masernimpfung für alle Kinder. Dabei sollte die erste Impfung im Alter von etwa 11 Monaten erfolgen, die zweite im Alter von 15 Monaten. Wenn dein Kind schon früher in die Kita oder eine andere Betreuungseinrichtung gehen soll, ist die erste Impfung auch schon mit 9 Monaten möglich.

Der Impfstoff ist ein so genannter Lebendimpfstoff, und meistens wird er in Kombination mit der Impfung gegen Mumps, Röteln und ggf. Windpocken verabreicht (MMR bzw. MMRV).

Seit 2020 gilt das Masernschutzgesetz

Wichtig: Seit dem 1. März 2020 gilt das so genannte Masernschutzgesetz. Es beeinhaltet eine Impfpflicht für alle Kinder ab einem Jahr, die eine Tagesmutter, Kita, Vorschule oder Schule besuchen, sowie für viele andere Einrichtungen wie zum Beispiel Die Impfung muss von den Eltern bei der Leitung der Einrichtung nachgewiesen werden.

Nach Einführung der Impfflicht war die Zahl der Infektionen laut Robert-Koch-Institut deutlich gesunken: Statt 516 registrierten Fällen im Jahr 2019 waren es 2020 nur noch 76 und 2021 sogar nur noch 8. In den folgenden zwei Jahren stieg die Zahl wieder etwas an, doch jetzt erkranken plötzlich wieder deutlich mehr Menschen an dem lebensbedrohlichen Virus.

Wiebke Tegtmeyer

Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Nach meinem Bachelor in Medienkultur, einem Volontariat und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich passenderweise nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Außerdem nutze ich die Bastel-Erfahrungen mit meinen beiden Kindern für einfache DIY-Anleitungen. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Volksparkstadion zu finden.

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