Kerstin hat sich sehr auf die Geburt ihres ersten Kindes gefreut, doch rückblickend war es für sie die schlimmste Zeit ihres Lebens. Nach einer Einleitung und einem Notkaiserschnitt erfährt sie im Krankenhaus psychische Gewalt, weil das Stillen nicht klappt. Eine traumatische Erfahrung, über die sie hier schreiben möchte, um anderen Frauen zu sagen, dass sie mit ihren Gefühlen nicht alleine sind.
„Kurz vor der Geburt war ich sehr aufgeregt und mein Mann natürlich auch. Für mich war es das erste Kind, für ihn das dritte. Angekommen in unserem Wunsch-Krankenhaus, was eine halbe Stunde von meinem Wohnort entfernt ist, wurde ich sehr nett von den Hebammen und den Ärzten empfangen.
Weil zu wenig Fruchtwasser vorhanden war, wurde ich eingeleitet, was aber nicht großartig half.
Ich hatte nur gelegentliche Wehen. Nachdem ich dann die halbe Nacht im Kreißsaal lag, um mir eine Infusion geben zu lassen, weil die Schmerzen unerträglich waren, wurde ich dann noch mal eingeleitet und dann ging es auch schon los. Eine halbe Stunde später wurden die Wehen immer schlimmer. Ich durfte baden gehen und kam wieder in den Kreißsaal. Mir wurde zugesichert, dass das Baby heute definitiv kommen wird, denn es war erst 7 Uhr morgens.
Die Aufregung war sehr groß, aber der Muttermund öffnete sich nur 1 cm in 5 Stunden. Ich lag immer noch in den Wehen und es wurde immer unerträglicher. Die erste Hebamme, die mich begleitet hat, hat die Babysachen auf einmal weggeräumt. Sie wusste wohl da schon, dass es zum Kaiserschnitt kommen wird, ohne es uns mitzuteilen.
Nach 15 Stunden war mein Muttermund 3 cm geöffnet und es tat sich einfach nichts.
Die Hebamme wurde auch immer unfreundlicher zu mir, bis ich dann nicht mehr konnte und eine PDA anforderte, die ich auch sofort bekam. Weitere sieben Stunden und es öffnete sich einfach nichts. Nach fast zweieinhalb Tagen wurde dann entschieden, dass ich einen Notkaiserschnitt brauche, da der Muttermund nach über 48 Stunden immer noch bei 3 cm war. Dann ging auf einmal alles sehr schnell los. Mitten in der Nacht bekam ich einen Notkaiserschnitt und die Kleine war da.
Leider habe ich viel Blut bei der OP verloren und wurde mit meinem Baby und meinem Mann zusammen ins Zimmer gebracht. Kaum angekommen, forderten die Schwestern mich nachdrücklich auf, sofort zu stillen. Ich fühlte mich genötigt. Ich kam gerade erst aus dem OP-Raum, wie sollte ich in dem Zustand stillen?
Es war eine Katastrophe und diese hörte überhaupt nicht auf.
Die restlichen Tage, die ich dort noch verbringen musste, wurde ich von den Krankenschwestern regelrecht fertiggemacht. Sie haben mir einen Zettel ins Zimmer gelegt, auf dem ich Striche machen musste, wie oft ich am Tag gestillt habe und das Baby sein großes Geschäft gemacht hat. Ich musste alles protokollieren und wenn ich das nicht gemacht habe und am Ende keine Striche da waren, gab es Ärger im Zimmer.
Stündlich kam eine Schwester rein und fragte mich, ob ich denn schon gestillt habe. Ich solle nicht rumliegen, sondern die Brust geben, damit sie trinken kann. Wenn ich gesagt habe, dass ich es versuche, aber es nicht klappt, wurde ich aufgefordert, mich freizumachen. Mit den Worten ‚das muss doch funktionieren‘ wurde dann meiner Tochter mit aller Gewalt meine Brust hingehalten.
Ich habe sehr viel geweint, es war der absolute Horror.
Ich habe meine Hebamme angerufen, die mir erklärte, dass es durch den Notkaiserschnitt sogar bis zu sieben Tage dauern kann, bis ich stillen kann. Als ich das den Schwestern mitteilte, wurde ich angeschrien, dass meine Hebamme überhaupt keine Ahnung habe, dabei ist sie über 40 Jahre als Hebamme unterwegs.
Das Ende vom Lied war, dass ich nicht stillen konnte. Meine Tochter hat meine Brust angeschrien, als würde meine Brust sie killen. Meine Hebamme war sehr erschrocken darüber und empfahl mir, die Flasche zu geben. Als ich ihr die Vorfälle schilderte, meinte sie, dass sie nicht zum ersten Mal hört, dass im Krankenhaus so mit Müttern umgegangen wird.
Es war meine erste Geburt und es war die schlimmste Erfahrung in meinem Leben.
Zum Glück hatte ich so eine tolle Hebamme und ich konnte ihr sofort mein Herz ausschütten und das tat so gut. Ich hoffe wirklich, dass es nicht allzu vielen Mamas so geht wie mir. Hoffentlich kann ich mit meiner Geschichte anderen Müttern aus der Seele sprechen, die vielleicht nicht so offen darüber reden können, was ihnen passiert ist. Ich habe dafür auch viel Zeit gebraucht.”
Liebe Kerstin, vielen Dank, dass wir deine Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!
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WIR FREUEN UNS AUF DEINE GESCHICHTE!
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