„Ich wurde zum Kaiserschnitt gedrängt, weil ich übergewichtig bin.”

Uns hat Mona geschrieben, deren Arzt ihr Angst vor einer spontanen Entbindung gemacht hat, weil sie übergewichtig ist. Mona heißt in Wirklichkeit anders, möchte aber anonym bleiben. Sie möchte andere Frauen ermutigen, sich nicht verunsichern zu lassen und gleichzeitig auf die Diskriminierung aufmerksam machen, die viele Menschen mit Übergewicht erfahren.

„Ich finde Übergewicht in der Schwangerschaft ist ein Thema, bei dem sich sicher einige Frauen von ihrem Arzt unpassende Kommentare anhören müssen und es einfach runterschlucken. Bei meinem Erlebnis ging ein Arzt aber eindeutig zu weit.

Übergewicht ist ein ‚Laster‘, welches man sofort sieht.

Anders als Rauchen oder übermässigen Alkoholkonsum. Viele Ärzte nehmen das zum Anlass jeden Menschen mit Übergewicht in eine Schublade zu stecken. Auch ist bei einigen Ärzten das Übergewicht immer gleich der Übeltäter, egal bei welcher Erkrankung. Dabei wirkt es sich bei jedem anders aus.

Während manche in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind und durchaus gesundheitliche Probleme haben, sind es andere nicht. Es sagt überhaupt nichts darüber aus, wie fit man körperlich ist und was man alles leisten kann.

Ich bin mit 135 Kilo in die Schwangerschaft gestartet.

Gleichzeitig hatte ich einen Job, in dem ich körperlich sehr aktiv sein musste und war gesundheitlich fit. Auf der Suche nach einem Krankenhaus, in dem ich entbinden kann, haben wir uns für das entschieden, was am nächsten dran ist. Als ich das Sprechzimmer des Arztes betrat, sagte er sofort, den Blick auf meine Akte gerichtet: ‚Hallo, na, das wird wohl ein Kaiserschnitt.‘

Er urteilte also nur anhand meines Gewichtes darüber, wie ich entbinden soll. Er hatte mich nicht einmal angeschaut. Ich verstand erst gar nicht, was dieser Satz sollte und mir schossen gleich die Tränen in die Augen.

Nicht weil ich unbedingt eine natürliche Geburt wollte, sondern, weil ich Angst vor OPs habe.

Er redete dann wie wild auf mich ein und erklärte mir, dass wenn es während einer natürlichen Geburt zu Komplikationen kommt, er dann zwei Ärzte zusätzlich brauchen würde, die meinen Bauch halten. Und so viele Ärzte wären nicht immer da.

Gleichzeitig sagte er mir aber auch, dass wir keinen festen Termin ausmachen müssten, sondern dass ich warten kann, bis die Wehen einsetzen und einfach ins Krankenhaus kommen kann und wir dann den Kaiserschnitt machen. Das war für mich total unlogisch.

Er meinte nur, das bekommen wir dann schon hin.

Nach mehreren Überredungsversuchen hat er sich dann überhaupt erstmal mein Baby angeschaut. Meine Schwangerschaft verlief übrigens, bis auf einen Symphysenriss, ohne Probleme. Ich hatte weder Schwangerschaftsdiabetis noch war mein Kind zu groß, denn auch davon wurde bei mir als übergewichtiger Mama gleich ausgegangen.

Trotzdem blieb dieser Arzt dabei, dass ich einen Kaiserschnitt machen MUSS. Er gab mir dann noch durch die Blume zu verstehen, dass es sonst sein kann, dass ich ohne Baby nach Hause gehe. Was das in einer werdenden Mama auslöst, muss ich wohl nicht sagen.

Ich hab das Arztzimmer weinend verlassen.

Ich wusste gar nicht, was da eigentlich gerade passiert ist. Zu Hause angekommen, habe ich gleich meine Hebamme angerufen. Anscheinend war sie nicht überrascht von der Aussage dieses Arztes. Sie sagte mir, ich soll mir auf jeden Fall eine Zweitmeinung holen, und das tat ich auch.

In dem anderem Krankenhaus hörten sich der Arzt und die Schwester meine Geschichte an. Sie saßen kopfschüttelnd da. Für sie gab es keinen Grund, dass eine körperlich gesunde Frau nicht auf natürlichem Weg entbinden kann. Auch sagte er mir, dass dieser andere Arzt bekannt ist für seine Liebe zum Kaiserschnitt. Es geht wohl schneller und bringt mehr Geld. Ich war geschockt, aber auch gleichzeitig erleichtert, dass ich nun hier gut aufgehoben war.

Meine spontane Entbindung verlief übrigens ohne Probleme.

Meine Maus ist gesund zur Welt gekommen. An die Mamas mit Übergewicht: Lasst euch nichts einreden ohne plausiblen Grund. Unser Körper ist zu so viel im Stande, egal ob es ein paar Kilos mehr sind oder nicht.”


Liebe Mona (echter Name ist der Redaktion bekannt), vielen Dank, dass wir deine Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

Echte Geschichten protokollieren die geschilderten persönlichen Erfahrungen von Eltern aus unserer Community.

WIR FREUEN UNS AUF DEINE GESCHICHTE!
Hast Du etwas Ähnliches erlebt oder eine ganz andere Geschichte, die Du mit uns und vielen anderen Mamas teilen magst? Dann melde Dich gern! Ganz egal, ob Kinderwunsch, Schwangerschaft oder Mamaleben, besonders schön, ergreifend, traurig, spannend oder ermutigend – ich freue mich auf Deine Nachricht an [email protected]

Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

Alle Artikel

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Neueste
Älteste Beliebteste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen