„Unser Hund half mir, mit meinem Kinderwunsch abzuschließen.”

Julia und ihr Mann haben sich eigentlich immer viele Kinder gewünscht, doch zwei ihrer Schwangerschaften endeten in Fehlgeburten. Heute hat Julia zwei Regenbogenkinder und konnte mit ihrem Kinderwunsch abschließen.

„Mein Mann und ich waren uns schon mit 24 Jahren sicher, dass wir bereit sind, Eltern zu werden. Damals haben wir es uns einfach vorgestellt. So hört man doch überall, wie schnell und leicht das funktioniert. Wir dachten uns: Wir sind jung, das wird schnell klappen.

Es klappte und klappte aber nicht.

Irgendwann wurde bei mir Blut abgenommen und festgestellt, dass ich eine Schilddrüsenunterfunktion habe. Also wurden Tabletten verordnet. Regelmäßig musste ich zur Blutabnahme. Aber es wurde auch gesagt: ‚Gedulden Sie sich, so schnell wird das alles nicht ins Gleichgewicht kommen.‘ Wir dachten uns: OK, aber immerhin sind wir auf dem richtigen Weg. Eines Tages, nach ca. 3 Monaten, kam ein unfassbarer Anruf vom Frauenarzt: ‚Herzlichen Glückwunsch, Sie sind schwanger!‘

Waaaas? Ich? Kann das sein? Unglaubliche Freude und Erleichterung kamen über mich. Am nächsten Tag fuhren wir beide voller Vorfreude zum Frauenarzt. Beim Ultraschall wurde es ruhig. Die Ärztin meinte, sie sieht keinen Herzschlag und bei der Größe des Kindes sollte eigentlich einer zu sehen sein. Daraufhin bat sie uns ins Wartezimmer, um uns eine Überweisung ins Krankenhaus zu geben.

Ich war total am Boden zerstört und völlig fertig.

Jetzt hieß es im Wartezimmer warten, dort konnte ich mich einfach nicht mehr zusammenreißen. Ich musste weinen und zittern und mir war nur noch übel. So viele Gedanken kreisten mir durch den Kopf, hatten wir uns doch schon die schönste Zukunft zusammen ausgemalt. Kurz darauf fuhren wir mit der Überweisung in der Hand in die Klinik. Dort wurde ich untersucht.

Mir wurde gesagt, dass es nicht schlimm sei, es käme häufig vor in der frühen Schwangerschaft. Ich solle morgen kommen und dann findet die Ausschabung statt. Ich erlebte alles wie hinter einem Schleier. Zum Glück war mein Mann dabei, der noch einigermaßen den Verstand behielt. Er meldete mich auch erstmal bei meinem Arbeitgeber krank.

Der Frauenarzt stellte aber lediglich eine Krankmeldung für zwei Tage aus.

Am besagten Morgen fuhren wir wie in Trance hin und ich ließ alles über mich ergehen. Zu Hause fiel ich dann in ein tiefes tiefes Loch. Ich konnte nicht mehr aus dem Bett und jeder Tag war grau und schwarz. Zum Glück hatte ich einen sehr tollen Hausarzt, der mich erstmal zwei Wochen krank schrieb.

Leider gab es für mich auch nach diesen zwei Wochen keine Besserung. Weshalb ich nochmals hin bin und eine Verlängerung um eine Woche bekam. Allerdings mit den Worten, die Woche darauf muss ich arbeiten gehen, ansonsten brauche ich professionelle Hilfe. Dies habe ich selbst eingesehen und dann aber versucht, meinen Alltag wieder zu strukturieren.

Also bin ich nach den drei Wochen wieder arbeiten gegangen.

Leider war der erste Tag einfach nur der Horror, ich arbeite in einer Krippe. Eigentlich wussten alle Kollegen Bescheid, aber eine Aushilfe nicht. Sie fragte mich an diesem Tag, ob ich eigentlich nicht langsam mal schwanger werden möchte. Ich bin in Tränen ausgebrochen und musste erstmal den Raum verlassen. Nach etwas frischer Luft konnte ich mich wieder berappeln und so ging der Alltag dann weiter.

4 Monate später war ich wieder schwanger. Die Angst überschattete die erste Zeit. Allerdings hatte ich eine tolle Frauenärztin. Sie nahm meine Ängste ernst und ich durfte anfangs alle zwei Wochen zur Kontrolle. Mir war von der ersten Sekunde an dauernd übel. Darüber war ich total erleichtert, da ich das Gefühl hatte, das bestätigt mir die Schwangerschaft.

Ich hatte schon früh Wehen und musste viel liegen.

Der Tag der Geburt rückte näher und meine Ängste wurden größer. Fünf Wochen zu früh hatte ich einen Blasensprung. Unser kleines Wunder kam nach 30 Stunden Wehen gesund und munter zur Welt. Ich war so erleichtert, auch wenn er zunächst auf der Intensivstation war, dass wir unser Wunder bereits in den Armen halten konnten. Nach einer Woche Krankenhaus durften wir heim und wir genossen die Zeit in vollen Zügen.

Neun Monate später war ich wieder schwanger. Leider sollte auch dieses Kind wieder viel zu früh zu den Sternen reisen müssen. Als ich Blutungen bekam, mussten wir sonntags zum Notdienst. Da stocherten in mir zwei Frauen herum, deren Sprache ich leider nicht verstand. Das Fazit nach 10 Minuten Getuschel war: Es tut uns leid, es sind eigentlich Zwillinge, aber es gibt keinen Herzschlag.

Sie wollten direkt den Arzt dazu holen, um das Narkosegespräch zu führen.

Mein Mann schaute mich an und wusste genau, was zu tun ist. Wir standen auf und er verabschiedete sich mit den Worten: ‚Wir werden uns eine Zweitmeinung einholen!‘ Gesagt getan. Wir fanden eine sehr empathische Ärztin. Sie meinte am Telefon direkt, dass man den Kindern oft zu wenig Chance gibt, sich zu entwickeln. Wir durften dann direkt zu ihr kommen und sie untersuchte mich. Eine Zwillingsschwangerschaft konnte sie nicht bestätigen.

Leider musste sie aber auch feststellen, dass unser Baby bereits zu den Sternen gereist ist. Für mich brach ein weiteres Mal die Welt zusammen. Ich wollte so schnell wie möglich eine Ausschabung haben, da der 1. Geburtstag von unserem Wunder anstand. Auch das konnte die liebe Ärztin nachvollziehen und so durfte ich direkt am nächsten Morgen kommen. Dieses Mal kam ich schneller aus dem Tief heraus, weil ich ein kleines Wunder in den Armen halten durfte.

Für mich war danach klar, dass wir es schnell wieder versuchen.

Drei Monate später war es dann soweit. Auch diese Schwangerschaft war mit viel Angst verbunden. Unsere liebe Frauenärztin gab mir den Rat, dass ich unserem Kind vertrauen muss. Denn die Angst wird nicht weniger, ab dem ersten Herzschlag hat man ab sofort immer Angst um sein Kind. Diese Angst wird anders, aber sie wird bestehen bleiben, bis zum letzten Atemzug.

Dieses Mal war mir überhaupt nicht übel und so hatte ich immer das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Aber es war alles gut. So konnten wir bald unser zweites Erdenbaby willkommen heißen. Allerdings war ich psychisch sehr angeknackst. Für mich stand fest, dass ich kein weiteres Mal mehr schwanger werden möchte, auch wenn wir gerne noch weitere Kinder gehabt hätten. Für manche klingt das etwas komisch, aber ich habe meinen Seelenfrieden erst gefunden, als wir dann einen Hund in die Familie geholt haben.

Ab diesem Zeitpunkt habe ich mich vollständig gefühlt.

Auch für meinen Mann war diese Entscheidung die richtige. Heute sind unsere beiden Jungs zehn und acht Jahre alt. Und ich denke immer wieder, was für zwei Wunder da vor uns stehen! Nun, über acht Jahre später, haben wir endgültig mit dem Kinderwunsch abgeschlossen. Wir fühlen uns jetzt komplett und sind froh – so wie es ist.”


Liebe Julia, vielen Dank, dass wir deine Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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