Manchmal würde ich gern meinen Job hinschmeißen und „nur“ Mama sein

Ich arbeite als freiberufliche Journalistin, muss mehrere Artikel fertig schreiben, Rechnungen stellen, mein Büro aufräumen, zu meinem Minijob düsen, mich für einen Dolmetscherauftrag vorbereiten und nebenbei einkaufen, waschen, kochen, putzen, mit dem Hund rausgehen, Kind von der Kita holen und Kind bespaßen.

Traurig, dass der letzte Punkt auch unter „muss“ fällt. Das sollte das eigentliche Highlight des Tages sein, doch unter der Woche bin ich oft so gestresst und unter Zeitdruck, dass ich merke, wie mir die Energie für mein trotziges und süßes Kleinkind fehlt.

Da mein Mann Vollzeit arbeitet und selten vor 19:30 Uhr zuhause ist, übernehme ich neben meinem Teilzeit-Job die Vollzeitstelle als Familienmanagerin. Wir brauchen das Geld, was ich verdiene, um alle Rechnungen bezahlen zu können. Doch es ist auch eine bewusste Entscheidung. Ich hätte mich sicherlich auch dafür entscheiden können, mit Kind zuhause zu bleiben. Dann hätten wir den Gürtel wesentlich enger schnallen und unsere Wohnsituation verschlechtern müssen, um mir das Dasein, als Vollzeit-Mama zu finanzieren. Wenn ich ehrlich bin, stand das für mich nie zur Debatte, da ich gerne arbeite und sowieso der Meinung bin, dass Kinder in ihrer Entwicklung von der (richtigen) Kita profitieren.

Ich kann es jedoch biegen und drehen, wie ich will – es gibt nun mal auch die Tage, an denen ich alles anzweifele und am liebsten nur für mein Kind da wäre. Vormittags ein paar Stunden Kita, um den Haushalt zu erledigen, und den Rest des Tages, um ihn mit meiner Tochter zu verbringen. Eine schöne Vorstellung. Doch bin ich wirklich die Frau, die damit zufrieden wäre?

Nur eine glückliche Frau kann eine glückliche Mama sein und ein glückliches Kind erziehen.

Ich finde es schön, dass es Frauen gibt, die sich dafür entscheiden mit ihrem Kind zuhause zu bleiben. Unschön finde ich intolerante Aussagen gegenüber arbeitenden Müttern. Nur weil ich weiterhin eine berufliche Karriere haben möchte, heißt das nicht, dass ich als Mutter ungeeignet bin oder gar keine Kinder haben sollte.

Ich weiß nicht, ob es anderen arbeitenden Müttern auch so geht, aber natürlich kämpfe ich hin und wieder mit meinem schlechten Gewissen, weil ich nur halbe Nachmittage mit meiner Tochter verbringe. Ich nehme mir jeden Tag vor, meine Tochter früher als 16 Uhr abzuholen, doch es klappt nun mal nicht immer. Ich denke daran, wie ich wohl in 15 Jahren auf heute zurückblicken werde und ob ich es bereuen werde, dass ich nicht jede Minute mit meiner Tochter verbracht habe. Denn die Kinder werden erwachsen und sie werden gehen.

Heute morgen unterhielt ich mich mit einer Mami aus der Kita, die mir erzählte, wie sehr sie sich darauf freue, in den zwei Wochen Weihnachtsferien jeden Tag mit ihrer Tochter verbringen zu dürfen. Ich erzählte ihr, wie ungelegen mir diese zwei Wochen als Freiberuflerin sind. Ich habe keinen bezahlten Urlaub, wenn ich nicht arbeite, gibt es kein Geld. Später im Auto dachte ich darüber nach, wie negativ und herzlos das klang. Ich schüttelte diese Gedanken von mir ab, legte die Geldsorgen ad acta, und plötzlich breitete sich pure Freude über die kommenden Wochen aus, die ich mit meiner kleinen süßen Tochter intensiv verbringen darf.

Manchmal wäre ich gerne einfach „nur“ Mama. Es ist nämlich die schönste Aufgabe auf der Welt.

Timea Sternkopf

Ich lebe mit meiner knapp dreijährigen Tochter und meinem Mann in München und arbeite als freie Autorin und Dolmetscherin. Ich bin nicht nur eine echte Mama, sondern auch ein echter Film- und Serienjunkie. Neben „Game of Thrones“ hege ich eine ebenso große Liebe zu thailändischem Essen und zum Reisen.

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