„Warum ich so gern Adventskalender bastle – auch wenn es stressig ist“

„Wer den Adventskalender bastelt, ist selbst schuld!“ Über diesen Post der Zeit bin ich gestern bei Instagram gestolpert. Mit provokanten Sätzen erklärt die Autorin, warum Eltern sich unnötigen Stress machen, über den sie sich hinterher beschweren, während sie den Kindern etwas aufnötigen, das die eigentlich gar nicht wollen. Moment mal… Ich muss daran denken, wie ich jedes Jahr spätestens Mitte November ins Schwitzen komme, weil ich genau das tue: Ich bastele und fülle meinen Kindern einen Adventskalender. Und zwar jedem Kind einen eigenen. Macht insgesamt 48 Tütchen, die es zu füllen gilt. Ganz schön viele! Und gar nicht so einfach. Ja, es ist stressig, das gebe ich zu. Und trotzdem mache ich es gern!

Nicht nur einmal habe ich mich gefragt, ob ein fertiger Kalender es nicht auch tut.

„Mama, wann ist endlich Dezember?“, hat mich mein Sohn schon vor Wochen gefragt. Und ich wusste genau, worauf er so sehnlich wartet: Denn pünktlich zum 1.12. hängt der selbst gebastelte Adventskalender an der Wand – direkt unter dem seiner Schwester. Und während die beiden voller Vorfreude darüber spekulieren, was sich wohl in den 24 Tütchen verbirgt, mache ich in Gedanken drei Kreuze, dass die Kalender pünktlich fertig geworden sind. Wie jedes Jahr.

Denn ja, ich gebe es zu: Die Aussicht, sich 48 Kleinigkeiten (und genau das ist oft das Problem) zu finden, die nicht zu teuer sind, über die die Kinder sich freuen, und die nicht nach einem Tag herumliegen und vergessen sind – ja, das stresst mich. Jedes Jahr wieder. Nicht nur einmal habe ich mich gefragt, ob es nicht auch ein fertiger Adventskalender tut, schließlich ist die Auswahl inzwischen riesig. Meine Kinder würden sich darüber vermutlich auch freuen, keine Frage. Und trotzdem – das Gleiche ist es nicht.

Kinder wollen lieber fertige Kalender? Eine steile These!

Deshalb bin ich über den Post der Zeit auch gestolpert. Darin heißt es zum Beispiel:

„Doch die allermeisten Kinder würden ihre handgestopften Säckchen sofort gegen einen fertigen Adventskalender eintauschen. Der einzige Grund, warum sie es unter Umständen nicht tun: die Angst, die Eltern traurig zu machen.“

Eine steile These, wie ich finde. Letztes Jahr standen wir im Kaufhaus, und meine Tochter hat einen „Bibi & Tina“-Adventskalender gesehen. „Mama, darf ich den?“, hat sie mit leuchtenden Augen gefragt. Und ja, sie hätte ihn auch bekommen. Dann wollte sie allerdings (von sich aus) wissen, ob sie dann trotzdem noch den selbst gemachten bekommt. Und nein, das wiederum hätte sie nicht, denn ein Kalender reicht aus meiner Sicht. Meine Tochter hat kurz überlegt – und sich dann für den gebastelten Kalender entschieden.

Tatsächlich habe ich meine Kinder auch ganz direkt gefragt – und zwar mehrfach, ganz beiläufig und ganz ohne furchtsamen Unterton (ganz ehrlich!). Und jedes Mal haben sie gesagt, dass sie lieber einen selbst gebastelten Adventskalender möchten. Weil sie ihn so schön finden. Und weil „da immer so tolle Sachen“ drin sind. „Weil Mama sonst traurig ist“, kam in der Begründung übrigens nicht vor. Ja, mir ist klar, dass sie das vielleicht auch nicht unbedingt so direkt gesagt hätten. Aber ich denke, nach 9 bzw. 7 Jahren kenne ich meine Kinder gut genug, um einzuschätzen, wann sie flunkern. Ich bin mir also relativ sicher, dass ich keine armen Kinder habe, die aus lauter Rücksicht auf Muddi im Stillen um einen fertigen Adventskalender trauern.

Habe ich eine „selbstquälerische Tendenz“? Vielleicht.

Doch natürlich ist das auch nicht das einzige Thema, das der Post aufgreift. Es geht nämlich auch um eine „selbstquälerische Tendenz“ vieler Eltern, den Kalender selbst zu basteln – „nur um dann im Freundes- und Kollegenkreis über diese Carearbeit-Mammutaufgabe zu stöhnen.“ Oder kurz gesagt: Wir Eltern halsen uns diese Aufgabe freiwillig auf, um uns hinterher über den Stress zu beschweren, den wir damit haben,

Wenn ich das lese, muss ich fast ein bisschen lachen. Denn ja, auch ich stöhne regelmäßig über die „Carearbeit-Mammutaufgabe“. Die hat allerdings in den meisten Fällen weniger mit dem Adventskalender zu tun 😉 Aber ganz im Ernst: Natürlich bin ich wie die meisten Mamas (und viele Papas) mit dem Alltag um Kinder, Job und Haushalt mehr als gut ausgelastet. Also warum also „halse“ ich mir den Kalenderstress jedes Jahr freiwillig zusätzlich auf?

Habe ich eine „selbstquälerische Tendenz“? Mag sein. Der wahre Grund ist aber, dass ich noch genau weiß, wie ich die selbst gemachten Kalender meiner Mama geliebt habe. Und zwar nicht nur als Kind, sondern auch noch als Teenie. Dabei ging es gar nicht so sehr um die Geschenke, die waren natürlich auch toll. Aber dass meine Mama sich jedes Jahr so viel Mühe gemacht und so viel Liebe in den Kalender gesteckt hat, das fand ich einfach wirklich schön.

Bin ich selbst schuld am Kalenderstress? Ganz bestimmt!

Und genau deshalb möchte ich das für meine Kinder auch. Es geht nicht darum, sie mit 24 Geschenken zu überhäufen. Oder sich selbst als „Super-Mama“ hinzustellen, die es trotz all des Stresses schafft, auch noch die Kalender zu basteln und zu befüllen. Ich möchte keinen Applaus dafür und erwarte kein anerkennendes Schulterklopfen – und auch keine mitleidigen Blicke. Ich muss auch niemandem etwas beweisen. Und ganz sicher brauche ich keinen Grund, um über zu viel Carearbeit zu jammern – denn bei allem, was wir Mamas auf dem Tisch haben, kommt es auf ein (oder zwei) Adventskalender auch nicht mehr an, ganz ehrlich.

Aber die Vorfreude meiner Kinder, ihre leuchtenden Augen, und die Neugier auf jedes Tütchen, das bringt mein Mamaherz einfach jedes Jahr wieder zum Hüpfen. Ich bin mir sicher, dass sie sich auch in vielen Jahren noch an die selbst gebastelten Kalender erinnern werden, so wie ich es bei meinem eigenen auch tue. Das ist für mich in all den Jahren zu einem echten Herzensprojekt geworden. Und dafür nehem ich auch gern den Stress in Kauf.

Bitte nicht falsch verstehen: Fertige Adventskalender sind voll okay!

Zu guter Letzt noch ein Punkt, der mit am Herzen liegt. Denn auch wenn ich selbst ein großer Fan gebastelter Adventskalender bin – natürlich freuen sich Kinder auch über einen gekauften. Würden meine auch, da bin ich mir sicher! Ein fertiger Adventskalender ist nicht weniger „gut“ oder weniger „wertvoll“, er wird auch nicht mit „weniger Liebe“ geschenkt. Ich verstehe wirklich jede Mama und jeden Papa, der sich für diese Variante entscheidet.

Ja, vielleicht bin ich selbst schuld, dass ich mir den Kalenderstress jedes Jahr trotzdem wieder „antue“. Ganz bestimmt sogar. Denn gezwungen werde ich nicht. Trotzdem ist das Stress, den ich gern auf mich nehme. Für meine Kinder, und ein (großes) Bisschen auch für mich. Trotzdem werde ich weiter ab und zu darüber stöhnen, damit müssen die anderen leider leben – und dürfen gern heimlich die Augen verdrehen, das nehme ich niemandem übel, versprochen 😉

Und damit ich mich auch wirklich so richtig schön selbst bemitleiden kann – bekommt mein Mann in diesem Jahr auch einen selbst gemachten Kalender.

Wie ist es bei euch: Team gebastelter Kalender oder Team fertig gekaufter Kalender?

Schreibt mir eure Meinung dazu doch in die Kommentare – ich freue mich!

0
Schreibt mir eure Meinung: x

 

 

Wiebke Tegtmeyer

Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Nach meinem Bachelor in Medienkultur, einem Volontariat und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich passenderweise nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Außerdem nutze ich die Bastel-Erfahrungen mit meinen beiden Kindern für einfache DIY-Anleitungen. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Volksparkstadion zu finden.

Alle Artikel

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
1 Kommentar
Neueste
Älteste Beliebteste
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Sophie
Sophie
1 Monat zuvor

Team gekaufter Kalender, aber als Kind (27). Meine Mutter hatte es dieses Jahr vorgeschlagen, dass sie einen basteln möchte, dann wurden es zwei zum Aufhängen für mich und meinen Mann, die wir aber gar nicht sinnvoll in der Wohnung Aufhängen können. Und ich will weder mir, noch irgendjemanden den Stress damit antun für 24 Kleinigkeiten, dir es in vielen Kalendern gibt. Ich freue mich über meinen nostalgischen Kalender nur mit Bildern und Glitzer (Mutti) und mit kleinen Schokostücken (Oma), mein Mann über einen mit Figuren zum Bauen (von mir). Aber so war das in meiner Kindheit und wer basteln will, der soll das machen 🙂 jeder wir er mag