Ob zum Chatten, Spielen, Videogucken, Lernen – heute kommt kein Kind mehr am Smartphone oder Tablet vorbei. Es ist Fakt, dass technische Geräte wie Smartphones oder Tablets zu unserem Leben dazugehören. Trotzdem sollten Eltern sich bewusst damit auseinandersetzen, wie viel Zeit ihr Kind vor digitalen Endgeräten verbringt.
Eine Sache, die immer mehr Eltern im Alltag mit Kindern machen, ist besonders problematisch, wenn es um den Umgang mit Medien geht.
Aktuell steht die Generation Alpha im Fokus der Wissenschaft.
Das sind alle jene Kinder, die zwischen 2010 und 2024 geboren wurden. „Mit der Gen Alpha haben wir die erste Generation, deren Eltern mit der Digitalisierung in ihrer Jugend groß geworden sind, vieles konnte nun mit dem Smartphone ‚erledigt‘ werden“, sagt Rüdiger Maas BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Er ist Psychologe und Gründer des Instituts für Generationenforschung.
Gleichzeitig gibt eine neue Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und der Uni Witten/Herdecke eine radikale Empfehlung für eine angemessene Bildschirmzeit bei Kindern. Vor allem gilt: Je weniger, desto besser. Kinder unter drei Jahren sollten noch gar keine Zeit am Bildschirm verbringen. Das lassen wir mal so stehen.
Digitale Endgeräte zur Emotionsregulation? Keine gute Idee!
Dass Eltern sich Tablet und Co. in bestimmten Situationen zur Hilfe nehmen, um den Alltag zu meistern, ist mittlerweile normal geworden. Beim Restaurantbesuch, beim Zähneputzen oder auf Reisen ist es einfach praktisch, die Kinder mit einem Film oder Spiel beschäftigen und ablenken zu können. Doch eine im Juni 2024 veröffentlichte Studie unter kanadischen Eltern von Kindern im Alter von zwei bis fünf Jahren stellt einen weiteren alarmierenden Trend fest.
Anscheinend nutzen immer mehr Eltern Tablet und Co. um ihre Kinder bei Wutanfällen „zu beruhigen”. Das könne zwar kurzfristig funktionieren, langfristig behindere es die Entwicklung der Selbstregulierungsfähigkeiten der Kinder und führe zu einer schlechteren Wutbewältigung.
„Kinder werden heute einfach so ausgeschaltet.”
„Kinder werden heute einfach so ausgeschaltet – durch Handys zum Beispiel“, sagt Kinderarzt Burkhard Voigt BuzzFeed News Deutschland. Er verstehe das ja auch, die Eltern hätten einen getakteten Arbeitsablauf, aber immer nur zu wollen, dass die Kinder ruhig seien, wäre falsch.
Wenn das Kind vor Eifersucht oder Wut tobt, sollten Eltern eher versuchen, die Gründe für das Verhalten herauszufinden und anschließend „Validieren, das heißt, dass die Bedürfnisse und Gefühle des Kindes wertgeschätzt und ernst genommen werden“, sagt die Psychologin Svenja Taubner gegenüber BuzzFeed News Deutschland.
Für die psychische Gesundheit deines Kindes: Gefühlsstürme aushalten
Wie wichtig es ist, dass Kinder lernen, richtig mit ihren Gefühlen umzugehen, hat uns auch Jugendpsychotherapeutin Julia Tiedge im Interview erklärt. „Sie brauchen die Unterstützung eines feinfühligen Gegenübers, das ihnen hilft, ihre Gefühle wahrzunehmen, zu deuten und sie erfüllt zu bekommen.”
„Wenn wir lernen, die Bedürfnisse hinter dem Verhalten unseres Kindes zu lesen und von Wünschen unterscheiden zu lernen, können wir dem Kind viel über sich selbst und andere beibringen.” Unser Alltag wird zusätzlich ruhiger und gleichzeitig schützen wir so auch langfristig die psychische Gesundheit unseres Kindes, indem wir ihm einen gesunden Umgang mit seiner Gefühlswelt beibringen, weiß die Psychologin.
Das alles lernt dein Kind nicht, wenn es bei starken Gefühlen nicht von dir begleitet wird, sondern nur ein Smartphone in die Hand gedrückt bekommt. Es ist also ungeheuer wichtig, die starken Gefühle der Kinder auszuhalten und sich bewusst mit ihnen auseinanderzusetzen, auch wenn es anstrengend ist.