Ninas Tochter wird häufig zu Kindergeburtstagen eingeladen, mochte aber sehr lange nicht ohne ihre Mama dort hingehen. Warum Nina das unangenehm war und sie teilweise richtig gestresst hat, hat sie uns erzählt:
„Ich habe euren Text über die Mama gelesen, die ihr Kind nicht ohne Begleitung zum Kindergeburtstag lassen möchte. Bei mir war das genaue Gegenteil der Fall: Meine Tochter wollte partout nicht ohne mich zu den Geburtstagen gehen – und das, bis sie sechs Jahre alt war. Es gab also nur die Alternativen:
Entweder sie bleibt zuhause – oder ich gehe mit.
Anfangs war das überhaupt kein Problem. Denn bei den ersten Geburtstagen war es nicht ungewöhnlich, dass die Eltern dabei waren. Schließlich waren die Kinder noch relativ klein, und so konnten sich alle Parteien erst einmal näher kennenlernen.
Irgendwann fing es aber an, dass die Kinder allein bei den Feiern blieben, und die Eltern nur noch Hol- und Bringdienst hatten. Einige Kinder hatten schon mit 4 Jahren kein Problem mehr damit, bei anderen dauerte es, bis sie 5 waren.
Und dann gab es meine Tochter. Sie dachte nicht im Traum daran, ohne Mama bei einem Kindergeburtstag zu bleiben.
Am Anfang dachte ich noch, na gut, dauert es bei ihr eben ein paar Wochen länger. Also kündigte ich es den betreffenden Eltern vorher an, ging brav mit und versuchte, möglichst nicht aufzufallen.
Trotzdem wurden mir jedes Mal Kaffee, Kuchen, Sektchen und Co. angeboten. Total lieb, aber irgendwann bekam ich ein schlechtes Gewissen. Denn ich selbst war ehrlich gesagt meistens froh, wenn bei den Geburtstagen meiner Kinder deren Eltern nicht mehr bei uns im Wohnzimmer saßen. Dabei mag ich die meisten wirklich gern, aber irgendwie hat mich das immer zusätzlich gestresst.
Und plötzlich war ich der Stressfaktor für die anderen Eltern.
Die meisten haben es zum Glück locker gesehen, und ich war froh, dass es zumindest noch einen Jungen gab, der auch nicht allein bleiben wollte. Seine Mutter und ich saßen also eine ganze Weile bei den Feiern zusammen auf den verschiedenen Sofas und sprachen uns gegenseitig Mut zu – geteiltes Leid ist schließlich halbes Leid.
Bis plötzlich der Tag kam, an dem ihr Sohn sich zu ihr umdrehte, fröhlich „Tschüß, Mama!“, rief und sie an der Tür stehen ließ. Tja, ab da war ich also die Letzte meiner Art.
Aber so unangenehm es mir oft auch war: Manchmal hatte ich das Gefühl, es kam einigen Eltern gar nicht so ungelegen. Schließlich war es eine Person mehr, die auf die Kinder aufpassen und notfalls mit anpacken konnte. Verstehe ich gut! Und habe ich meistens auch gern gemacht.
Allerdings gab es auch Kindergeburtstage, nach denen ich fix und fertig war. Dabei hatte nicht mal eins meiner eigenen Kinder gefeiert!
Bestes Beispiel: Ein Freund meiner Tochter feierte seinen 5. Geburtstag bei einem extra gebuchten Anbieter – Betreuung der Kinder inklusive. Nachdem wir angekommen waren, verabschiedeten sich alle anderen Mamas, um in der Nähe gemütlich einen Kaffee zu trinken.
Ich startete einen Versuch, mich wie selbstverständlich anzuziehen, aber meine Tochter hatte mich sofort im Blick und klammerte sich an mein Bein. „Du sollst hierbleiben, Mama!“ Jeder Versuch, sie zu überzeugen, scheiterte kläglich, mal wieder. Also blieb ich und setzte mich in die Küche, während die Kinder im großen Raum nebenan bespaßt wurden. Dachte ich zumindest.
Ich wunderte mich kurz, denn:
Die gebuchte Kinderbetreuung bestand aus einer Person – für zehn Kinder.
Wow, dachte ich, das ist ambitioniert. Und stellte relativ schnell fest: überambitioniert. Denn es dauerte keine zehn Minuten, da kam das erste weinende Kind auf mich zu. Während die Betreuerin fröhlich mit den Kindern spielte, hatte sie scheinbar nicht mitbekommen, dass die Kleine gefallen war und sich wehgetan hatte. Kann ja mal passieren, also alles gut!
Nachdem die Tränen getrocknet waren, ging das Mädchen zurück zu den anderen. Es dauerte keine zwei Minuten, bis das nächste Kind um die Ecke kam.
„Ich muss mal“, verkündete es und schaute mich auffordernd an.
Echt jetzt? Meine Begeisterung begann zunehmend zu schwinden. Ganz ehrlich, ich war froh, dass meine Kinder inzwischen größtenteils allein auf die Toilette gehen. Die Aussicht, jetzt fremden Kindern den Po abzuwischen, sorgte nicht gerade für Begeisterungstürme. Natürlich habe ich es trotzdem gemacht, nützt ja schließlich nichts.
Kurze Zeit später stand eine Spielpause an, und die Kinder kamen gesammelt zum Kuchenessen. Während einige noch aßen, stand der nächste Programmpunkt an: Glitzer-Tattoos. Die Betreuerin verzierte geduldig und in aller Seelenruhe ein Gesicht nach dem anderen, dabei wurde den restlichen Kindern ziemlich schnell langweilig. Sie verschwanden nach und nach in den Nebenraum zum Toben, während ich der restlichen Bande beim Essen Gesellschaft leistete.
Es dauerte nicht lange, bis der erste weinend wieder um die Ecke bog.
„Ich bin hingefallen“, schluchzte er und ließ sich von mir trösten, während die Betreuerin unbeeindruckt weiterpinselte. So ging es den Rest des Nachmittages weiter, und einen Vorteil hatte es zumindest, dass ich bei so vielen Geburtstagen dabei war: Die meisten Kinder kannten mich und hatten keine Scheu, sich von mir trösten zu lassen oder mich um Hilfe zu bitten.
Trotzdem hatte ich mir den Nachmittag irgendwie anders vorgestellt. Irgendwann hatte ich dann den Freund meiner Tochter auf dem Schoß, dessen Kindergeburtstag es war. Er hatte sich das Knie aufgeschlagen und wollte unbedingt zu seiner Mama. Alle Tröste-Versuche scheiterten, also rief ich sie an, und kurze Zeit später stand sie vor der Tür. Und ich gebe zu:
Ich war mindestens genauso erleichtert wie das Geburtstagskind.
Ganz ehrlich, es geht mir gar nicht darum, dass ich nicht gern helfe oder einspringe. Trotzdem bin ich jedes Mal froh, wenn ich unsere eigenen Kindergeburtstage überstanden habe. Das muss ich nicht zwingend häufiger als zwei Mal im Jahr haben 😉 Auf der anderen Seite war es mir (wie oben geschrieben) oft wirklich unangenehm, dass ich daneben saß, und die Eltern mich sozusagen zusätzlich „an der Backe“ hatten. Deshalb habe ich immer wieder versucht, meine Tochter davon zu überzeugen, dass sie auch ohne mich hinbekommt.
Bei jeder Einladung fragte ich sie, ob er denn zu der Feier gehen möchte. Ihre Antwort war fast immer ein überzeugtes „Jaaa!“. Dann schob ich ein hoffnungsvolles „Aber dieses Mal schaffst du das bestimmt ohne mich!“ hinterher.
Und erntete ein mindestens genauso überzeugtes „Neiiiin!“.
Ich versuchte, ihr gut zuzureden, sagte ihm, dass ich in der Nähe bleiben und erreichbar sei würde, falls etwas ist. Erklärte ihr, dass es für mich wirklich langweilig sei, stundenlang daneben zu sitzen und zu warten. Ging dann dazu über, ihr zu sagen, dass sie nicht mehr zu allen Feiern gehen könne, wenn ich immer dabei sein müsste – und fühlte mich gleichzeitig schlecht.
Aber was ich auch versuchte: Nichts hat geholfen. Bis zu ihrem 6. Geburtstag war ich bei so vielen Kindergeburtstagen, dass ich gefühlt alle Partylocations der Stadt kannte. Dabei schwand meine Hoffnung, dass meine Tochter irgendwann allein dort bleiben würde, von Mal zu Mal.
Doch irgendwann kam der Tag, mit dem ich nicht mehr gerechnet hatte.
Eine gute Freundin meiner Tochter hatte sie eingeladen, und ich hatte an dem Tag keine Zeit. Als ich ihr sagte, dass ich nicht da bin, und Papa sie zwar hinbringen, aber nicht dableiben kann, weil er auf den kleinen Bruder aufpassen muss, überlegte sie kurz – und sagte dann „Na guuuut….“ Sie ist dann tatsächlich allein bei der Feier geblieben, und es war gar kein Problem. Seitdem hat es bis auf ein paar Ausnahmen immer geklappt. Es hat sich also eigentlich nur mal wieder gezeigt, dass jedes Kind sein eigenes Tempo hat.
Ich bin jedenfalls froh, dass ich jetzt nicht mehr zwingend mit muss. Mein Bedarf an (fremden) Kindergeburtstagen ist für die nächsten Jahre definitiv gedeckt.“
Liebe Nina, vielen Dank, dass wir deine Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe – und noch viele tolle Kindergeburtstage 😉
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