Eigentlich ist Nacktheit ja das Natürlichste der Welt. Wir kommen nackt auf die Welt. Und wenn wir unser Kind auf die Welt bringen, sind wir mindestens „unten ohne“. Bonding nach der Geburt? Am besten mit nackten Oberkörper. Stillen? Eben.
Und so lange unser Kind ein Baby ist, machen wir uns in den meisten Fällen auch gar keine Gedanken darüber, dass es uns nackt sieht. Wir kuscheln morgens nur mit Slip und Windel bekleidet im Bett, vielleicht baden wir zusammen oder wir legen unser Baby auf eine Decke ins Badezimmer, wenn wir duschen.
Doch wie sieht es aus, wenn das Baby (gefühlt über Nacht, seufz) zum Kleinkind wird? Es uns vielleicht neugierig anguckt, wenn wir uns morgens den BH anziehen oder – Klassiker – auf der Toilette sitzen? Und wenn es dann noch älter wird?
Gibt es vielleicht einen Punkt, ab dem es nicht mehr okay ist, wenn unser Kind uns nackt sieht, an dem es vielleicht sogar seine Entwicklung beeinflusst?
Das Wichtigste dabei ist unser Bauchgefühl: Fühlen wir uns noch wohl, wenn wir ohne Kleidung vor unserem Kind herumlaufen?
Wie wir das empfinden, hängt sicher auch mit unserem Elternhaus zusammen. Wie wurde dort mit Nacktheit umgegangen? Können wir uns erinnern, Mama und Papa ohne Kleidung gesehen zu haben oder sind unsere Eltern nackt ein Mysterium, das wir uns auch lieber gar nicht vorstellen möchten?
Solange wir mit unserer Nacktheit umgehen, wie es uns natürlich vorkommt, kann es doch uns und unseren Kindern nicht schaden, oder?
Nein, das tut es nicht. Auf unsere Mama-Instinkte ist Verlass. Es gibt sogar eine Studie zu diesem Thema.
Ihr Ergebnis: Kinder profitieren davon, wenn Eltern entspannt mit Nacktheit umgehen. In Haushalten, in denen die Eltern auch einmal nackt über den Flur in die Dusche huschen, bekommen sie Selbstbewusstsein und ein gesundes Verhältnis zum Körper mitgegeben.
Das ist natürlich ein weiterer, sehr schöner Grund, um sich nicht zu verstecken: Wir zeigen unserem Kind, wie Körper nun mal so aussehen. „In echt“, nicht „nach Photoshop“. Das ist der tolle Körper einer ganz normalen Frau – vielleicht kurvig, vielleicht schlank, vielleicht blass, vielleicht ein bisschen dellig hier und da.
Die Botschaft: Mein Kind, ich mag ihn meistens und muss mich meinetwegen ganz sicher nicht schämen. Und genau das solltest du auch tun: deinen Körper akzeptieren.
Aber wie lange ist es denn nun okay, sich dem Kind unbeschwert nackt zu zeigen? Das ist ganz sicher keine Frage des Alters, sondern weiterhin eine des Gefühls: Wie lange fühlen wir uns wohl dabei? Das ist bei jeder Mama anders, es mag vielleicht mit dem Geschlecht des Kindes zu tun haben oder wir entscheiden, uns etwas mehr zu bedecken, wenn unser Kind zunehmend gezieltes Interesse an unseren Geschlechtsorganen zeigt. Das entscheidet jede Mama (und jeder Papa!) für sich ganz allein – und dann ist es auch der richtige Weg.
Eines ist zum Glück sicher: Wenn unser Kind anfängt, es komisch zu finden und sich bei deinem nackten Anblick unwohl zu fühlen, wirst du es merken. Entweder sagt es ganz offen, wie es das findet, macht blöde Witzchen darüber oder zeigt es dir zum Beispiel mit Blicken. Spätestens dann ist es an der Zeit, sich dem Kind zuliebe etwas diskreter zu benehmen.
Aber so lange dein Kind dich ganz entspannt dabei beobachtet, wie du dich morgens nach der Dusche fertigmachst oder dich anziehst, musst du dir sicher keine Sorgen machen.
Genieße einfach das freie, vertraute Gefühl deines Zuhauses.