Betrogen: „Ich war mit unserem 3. Kind schwanger, als er mich verließ.“

Sich mit Baby anfangs aus den Augen zu verlieren, ist für viele Paare irgendwie normal. Aber wann wird aus dieser herausfordernden Zeit eine ernstzunehmende Krise?

Anne Bormann hat genau das erlebt: Eine Trennung kurz nach der Hochzeit und frisch schwanger mit Baby Nr. 3. Sie ist Erzieherin, Familienberaterin mit bindungsorientiertem Ansatz und selbst seit fast vier Jahren alleinerziehend.

In unserem Podcast Ehrlich gesagt hat sie Host Nora erzählt, wie ihr Exmann auszog und wann Wut und Trauer einzogen, ob sie finanziell abgesichert war und wie man all das seinen kleinen Kindern beibringt. Hier könnt ihr die Folge hören:

 

 

Und hier lest ihr, wie es zu Annes Trennung kam:

„Er war mein erster Partner, meine erste Beziehung. Wir haben uns damals mit 19 während unserer ersten Ausbildung kennengelernt. Ich wollte schon immer sehr jung Mama werden. Und dann hatten wir uns fürs erste Kind entschieden und sind mit 24 Eltern geworden. Nach fünf Jahren Beziehung. Und ja, wir wollten irgendwie auch, dass die Geschwister eng beieinander sind.

So kam dann nach rund 20 Monaten das zweite Kind. Und ja, dann hat sich die Beziehung schon verändert.

Mit der Geburt vom Mittleren hat sich mein Ex-Mann auch ein Stück weit immer mehr von der Familie entfernt. Das war Anfang 2020, also er kam ganz kurz vor dem Lockdown auf die Welt. Mein Ex-Mann ist weiter zur Arbeit gegangen. Ich war dann alleine schon zu dem Zeitpunkt zu Hause mit einem kleinen Jungen und einem Neugeborenen. Ja, und ich glaube auch da hätte es schon mehr Kommunikation gebraucht in der Zeit. Da haben wir uns glaube ich auch ein Stück weit
schon aus den Augen verloren als Paar.

Ich konnte das aber eine lange Zeit nicht greifen. Dazu kam, wenn ich mit Freundinnen darüber gesprochen habe, haben viele von ihnen gesagt: „Das kenne ich auch!‘ Also diese Babyzeit, das ist einfach hart und irgendwie ist es so ein bisschen fast wie normal, dass man sich als Paar so aus den Augen verliert. Und deshalb denkt man so: ,Ach, das wird schon wieder!‘ Und dann noch die Corona-Zeit.

Tatsächlich haben wir dann aber geheiratet. Es fühlte sich damals für mich an, als ob wir alles schaffen könnten und wir zusammengehörten. Ich dachte, man sagt doch „in guten wie in schlechten Zeiten‘. Zudem hatten meine Kinder seit der Geburt meinen Namen und es war immer sein Wunsch gewesen, dass er meinen Namen annehmen könnte und dann so heißen würde wie die Kinder. Trotzdem sprachen wir vor der Hochzeit viel über unsere Beziehung. Ich hatte das Gefühl, dass er eine andere haben könnte, aber er verneinte das.

Ein halbes Jahr nach der Hochzeit erfuhr ich, dass mein Gefühl mich aber nicht getäuscht hatte. Meinem Mann ging es schon einige Zeit psychisch nicht so gut, dass machte es noch schwerer für mich, sie Situation einzuordnen. Es war komisch, aber lag das an seiner Gesundheit, an der verrückten Coronazeit, stimmte etwas paarmäßig mit uns nicht, oder war es das Familiending mit kleinen Kindern?

Durch einen Zufall fand ich dann heraus, dass er mich betrog. Ich war schwanger. Und er wusste das auch.

Als ich es erfuhr, war ich alleine zu Hause. Ich dachte mir: Das kann nicht sein. Das kann doch nicht wahr sein. Ich bin jetzt wirklich eine betrogene Ehefrau. Und dann habe ich eine Freundin angerufen.

Ich hatte nicht sofort den Gedanken, dass ich mich jetzt trennen muss. Ich hatte auch vorher irgendwie nie diesen Gedanken!  Das hat aber nicht sehr lange angehalten – am selben Abend gab es ein Gespräch, in dem er sofort gesagt hat, dass es keine Zukunft gibt,  er mich nicht mehr liebt und wir uns trennen.

Es gab also nie die Option, an uns zu arbeiten. Zu überlegen, welche Alternativen es vielleicht zur kompletten Trennung geben würde. Oder eine Paartherapie zu machen.

Als klar war, dass es keine gemeinsame Zukunft geben würde, habe ich gesagt, dass ich möchte, dass er ganz schnell aus der Wohnung geht. Ich glaube, es waren nur noch ein paar Tage, bis er irgendwo einen Schlafplatz gefunden hatte bei Freunden. Ich habe es nicht ausgehalten, dass wir noch gemeinsam in der Wohnung sind.

Dann kam eine Zeit, die in meiner Erinnerung ein bisschen verschwimmt, weil ganz viel passierte. Ich weiß aber, dass der Fokus für mich erstmal ganz doll bei den Kindern lag. Die spürten ja, dass etwas vor sich ging – und eine Woche später haben wir es ihnen auch gesagt.

Der große, der damals drei war, hat das noch total abgespeichert. Wir waren damals total unbeholfen, wie man das den Kindern sagt.

Schließlich sagte ich sowas wie ,Der Papa liebt mich nicht mehr!‘ Heute wüsste ich, dass es keine gute Idee ist, die Schuld einem Elternteil zuzuschieben.

Mein Dreijähriger meinte dann: Ja, Mama, ich werde dich aber nicht verlassen!‘ Das war ganz hart für mich. Wir haben ganz viel geweint. Der Einjährige, der hat da grad das Stehen geübt das alles noch nicht so wahrgenommen, aber der Große erzählt bis heute davon. Er hat noch die bewusste Erinnerung, dass es in dieser Wohnung ein Familienleben gab mit Papa.

Es war meine erste Trennung, und dann noch mit Kindern und schwanger. Mir fehlte abends oft die Kraft, ich musste bei der Einschlafbegleitung manchmal rausgehen, weil ich die Nerven verlor und die Kinder nicht anschreien wollte. Das erinnere ich noch so gut.

Ich hatte die Chance, kurz nach der Trennung eine Therapie beginnen zu können. Und die war mein größtes Glück.

Sie hat mir sehr durch diese Zeit geholfen. Ich war einmal die Woche da. Und das war lange Zeit, wahrscheinlich die gesamte Schwangerschaft über, der einzige Moment, an dem ich Zeit für mich hatte. Wo ich wirklich mal fühlen konnte, was gerade eigentlich los ist in mir. Und wo ich das auch aussprechen konnte und
mir jemand zugehört hat.

Meine Schwangerschaft verlief ansonsten Gott sei Dank relativ komplikationslos. Sie war nur anstrengend in dem Sinne, dass es ja die dritte Schwangerschaft in sehr kurzer Zeit war und ich körperlich überhaupt nicht mehr so fit war wie noch bei ersten. Zudem war ich bei allen Vorsorgen alleine. Und saß da oft weinend, weil das immer die Momente waren, in denen ich realisiert habe, dass ich alleine bin. Andererseits hätte ich meinen Ex-Mann auch nicht dabei haben wollen. Ich hatte ihn einmal gefragt, bei einem größeren Ultraschall, da wollte er nicht dabei sein.

Bei der Geburt selbst war meine engste Freundin mit dabei. Und es war ein geplanter Kaiserschnitt, weil ich auch davor schon zwei Bauchgeburten hatte. Was in meiner Situation natürlich, muss man einfach sagen, toll war für die Planung. Einen Termin zu haben, wo das Kind auf die Welt kommt, zu wissen, die anderen beiden sind versorgt. Meine Mama hat zwei Wochen Urlaub genommen nach der Geburt, hier bei uns mit zu wohnen.

Es war eine unglaublich schöne Geburt.“

Wie es weiterging mit Anne und vor allem auch, wie sie heute anderen Familien hilft, hört ihr im Podcast. Mehr über Anne erfahrt ihr auf ihrer Website www.annebormann.de


Liebe Anne, vielen Dank, dass wir eure berührende Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir alles Liebe für die Zukunft!

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Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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