Schlaf. Kaum etwas kommt uns Mamas so wertvoll vor in der ersten Zeit mit unserem Baby. Denn unsere neuen Mini-Chefs können ganz schön „gnadenlos“ sein: Da sind wir nachts gerade wieder eingedöst, da scheppert es auch schon wieder durchs Babyphon. Und wir fühlen uns wie Zombies.
Doch so anstrengend diese Zeit auch ist, natürlich wissen wir, dass unser Kind uns nicht ärgern will – es braucht uns. Es hat Hunger, Durst, Sehnsucht, Angst…
Doch neben den Grundbedürfnissen, die unser Baby hat, gibt es tatsächlich noch weitere Gründe, die weniger bekannt sind.
Hier vier überraschende Fakten über Babys in der Nacht:
1. Kurzer Schlafrhythmus
Die Schlafzyklen eines Neugeborenen dauern nur etwa 45 Minuten (bei Erwachsenen sind sie mit rund 90 Minuten doppelt so lang). Ein Schlafzyklus beginnt mit der Einschlafphase und besteht dann aus weiteren zwei Phasen: Die erste, der Traumschlaf, ist eine eher lebhafte Phase. Die Glieder können sich bewegen, Herzschlag und Atmung sind noch schnell. Die zweite Phase ist wesentlich ruhiger, Gesicht und Körper des Kindes sind entspannt. Bekommt das Baby gegen Ende der Phase Hunger, macht es im Schlaf Saugbewegungen mit seinem Mund.
Zwischen diesen Zyklen wacht es immer wieder auf, fühlt sich alleine – und fängt dann oft an zu weinen. Aus Selbstschutz, denn es weiß noch nicht, dass es sicher in seinem Bettchen liegt, Mama in direkter Nähe ist und keine ernsthafte Gefahr droht.
2. Gehirnentwicklung auf Hochtouren
Bei seiner Geburt ist das Gehirn eines Babys erst zu 25 Prozent entwickelt. Muttermilch oder Flaschenmilch, die nachts gegeben wird, liefern kontinuierlich wichtige Fettsäuren, die das Gehirn zum Reifen braucht.
Zudem gehen Schlafforscher davon aus, dass die lebhaften Traumschlafphasen als geistiges Training dienen. Daher ist in Lebensabschnitten, in denen sich das Gehirn am schnellsten entwickelt, der Anteil dieser Phasen (von Profis REM-Phasen genannt) am höchsten. Also nicht wundern, wenn das Kind sich mal wieder in seinem Bettchen wälzt!
3. Kindlicher Biorhythmus
Der Biorhythmus bei Neugeborenen ist anfangs komplett anders als der von uns Erwachsenen. Babys können Tag und Nacht schlichtweg nicht unterscheiden. Deswegen wäre es auch total unnötiger Stress für alle Beteiligten, die Kleinen abends zum Schlafen zwingen zu wollen – nur, weil es unserer Meinung nach, „Zeit dazu“ ist. Diese Kämpfe tragen wir noch früh genug aus, seufz.
Wichtig und sinnvoll ist zunächst nur, dass wir wirklich abwarten, bis unser Baby müde ist, also in einer Einschlafphase. Dann können wir es in sein Bettchen legen und sanft in den Schlaf begleiten. Das ist der erste kleine Schritt, um zu einem Tag-Nacht-Rhythmus zu gelangen. Das kann Monate, manchmal sogar Jahre dauern – aber irgendwann, irgendwann klappt es. Versprochen!
4. Keine Lust auf Geschwister
Es klingt skurril, aber eine Studie der Harvard Universität besagt, dass Babys (natürlich unbewusst) verhindern möchten, dass ihre Eltern weiteren Nachwuchs – und somit einen Konkurrenten – zeugen. Deswegen verlangen sie auch nachts regelmäßig nach der Brust. Die Erklärung: Stillen kann den Eisprung verzögern und die Mutter somit vorübergehend „unfruchtbar“ machen. (Aber mal im Ernst, Eisprung hin oder her: Viel Zeit und Lust zum Sofort-ein-Geschwisterchen-machen haben frischgebackene Mamas meist eh nicht, oder?)
Was hier ganz schön egoistisch klingt, ist möglicherweise eine weise Fügung der Evolution. Denn oftmals werden kurze Abstände zwischen Geschwistern mit einem höheren Risiko für Kindessterblichkeit in Verbindung gebracht, allerdings insbesondere in Umgebungen, wo Ressourcen knapp und Infektionsraten hoch sind. Auch wenn diese Umstände bei uns weitaus weniger dramatisch sind, sei dieses Verhalten Teil unseres biologischen Erbes, so die Wissenschaftler. Das Baby schreit und behauptet damit eine gewisse Zeit lang seine Monopolstellung.
Vielleicht trösten uns diese vier Gründe ein bisschen, wenn wir mal wieder verzweifelt im Halbschlaf unser Baby trösten. Und an sich wissen wir es ja: Auch unser kleiner Nachtschwärmer wird irgendwann einmal super durchschlafen.