Neugeborene haben eine Menge erstaunlicher Reflexe. Sie können „laufen“, tauchen, klammern und andere unbegreifliche Dinge tun.
Viele dieser Reflexe sind „Fähigkeiten“ aus längst vergangenen Zeiten. Vermutlich sollten sie einst das Überleben in rauen Verhältnissen sichern.
Eines dieser Relikte unserer Vorfahren ist der sogenannte Moro Reflex, bei dem das Neugeborene durch Hochschnellen der Arme aufgeschreckt wird. Der Moro-Reflex ist für den jungen Säugling überlebenswichtig, denn er ermöglicht zum Beispiel den ersten Atemzug. Er hilft dem Baby auch, die Luftröhre zu öffnen, wenn es zu ersticken droht.
Der Moro Reflex tritt auch noch Wochen nach der Geburt auf – oft gerade beim Einschlafen und macht es dem Baby schwer, in den Schlaf zu finden.
Hier hilft vielen Neugeborenen das sogenannte Pucken. Dabei wird ein Tuch fest um den Körper des Babys gewickelt, so dass die Arme nicht mehr in die Luft schnellen können.
Diese künstliche Begrenzung ähnelt zudem der Enge des Mutterleibs, an die das Baby gewöhnt war.
Statt geborgen, warm und eng eingerollt, wie es in der Gebärmutter war, soll das Baby nun allein auf einer weiten Matratze einschlafen.
Nachvollziehbar, dass die meisten Babys das in den ersten Wochen nach der Geburt einfach nicht schaffen. Das Pucken hilft also dem Baby, sich auch in der neuen Umgebung sicher und geborgen zu fühlen.
Deshalb wird es auch von vielen Hebammen, Kinderkrankenschwestern und -pflegern sowie KinderärztInnen empfohlen, zum Beispiel auch von Kinderarzt Harvey Karp, der durch sein Buch „Das glücklichste Baby der Welt“ bekannt wurde.
Das Pucken, auf Englisch „swaddling“ genannt, ist Teil seiner sogenannten „Fünf-S“-Strategie, mit der Eltern ihr Baby beruhigen und ihm in den Schlaf helfen können:
Neben dem „swaddling“ gehören dazu die „side/stomach position“ (Seiten- oder Bauchlage zum Beruhigen des Babys), „shushing“ (beruhigende Schhhhh-Laute der Eltern oder Geräusche von Fön oder Staubsauger), „swinging“ (Schaukeln oder Wippen) und „sucking“ (Saugen oder Nuckeln).
Hier ein kurzes Video, das zeigt, wie man sein Kind puckt:
Es heißt sogar, dass gepuckte Babys nicht nur besser einschlafen, sondern auch länger durchschlafen. Doch damit das Pucken seinen positiven Effekt erreicht, sind ein paar wichtige Punkte zu beachten:
1. Das Tuch darf weder zu fest noch zu locker um das Baby gewickelt werden.
Ist es zu fest, kann ein mangelnder Bewegungsspielraum rund um Hüfte, Po und Beine deinem Baby Schmerzen bereiten. Puckst du dagegen zu locker, kann dein Baby die Arme herauswinden.
Das richtige Maß hast du laut Harvey Karp erreicht, wenn du gerade eben eine Hand zwischen Tuch und Brust schieben kannst.
2. Gib deinem Baby Zeit, sich an die neue Armposition zu gewöhnen.
Beim Pucken liegen die Arme seitlich, im Bauch der Mutter halten Babys sie jedoch vor Brust und Bauch. Diese Umstellung kann dein Baby bei den ersten Puckversuchen zum Weinen bringen. Beruhige es dann und versuche es einfach immer wieder, bis die neue Lage deinem Baby vertraut ist.
3. Pucke dein Baby, wenn es schläfrig, aber noch nicht zu müde ist.
Wenn es erst einmal übermüdet ist, kann es sein, dass es sich gestresst fühlt und protestiert.
4. Vermeide, dass das Pucktuch die Wangen deines Babys berührt.
Streift der Stoff an die Wangen des gepuckten Neugeborenen, kann dies einen andere Reflex auslösen, nämlich den des Suchens nach der mütterlichen Brust. Wenn du dein Kind also nicht gerade zum Stillen animieren möchtest, achte auf genügend Abstand zwischen Tuch und Bäckchen.
5. Betrachte das Pucken als Hilfe für dein Baby, sich an das Gefühl der Weite außerhalb des Mutterleibs zu gewöhnen.
Mit zwei bis drei Monaten ist diese Gewöhnungsphase bei den meisten Neugeborenen abgeschlossen. Dann ist es auch Zeit, langsam mit dem Pucken aufzuhören.
Wenn dein Baby beweglicher und kräftiger wird, besteht zudem die Gefahr, dass es sich selbst aus dem Pucktuch befreit und es versehentlich über das Gesicht zieht – ein Risikofaktor für den plötzlichen Kindestod.