Ehrlich gesagt habe ich schon so manches Mal gedacht: „Dieses Quengeln, das hat der Teufel erfunden!“ Denn es gibt ab und zu Tage, an denen meine Tochter (2) gefühlt durchgehend nölt und jammert. Ich finde, dieses Geräusch zerrt so richtig an den Nerven, mehr als jedes richtige Weinen. Puh! Und überhaupt, wenn sie „nur“ quengelt und nicht weint, kann es ja alles gar nicht so schlimm sein!?
Natürlich ist mir eigentlich klar, dass diese Gedanken gemein ist. Weil meine Tochter in solchen Situationen ganz sicher ihre Gründe hat – sonst würde sie, die eigentlich ein ausgeglichenes Kind ist, ja auch lieber gut gelaunt herumtoben. Manchmal allerdings, da finde ich tatsächlich partout nicht heraus, was hinter ihrem Quengeln steckt. Und das stresst mich dann natürlich zusätzlich: Ich kann ihr nicht helfen, weil ich sie nicht verstehe!
Nun, Wissenschaftler haben herausgefunden, aus welchen Gründen Kleinkinder quengeln. Und diese sind eigentlich so logisch und nachvollziehbar, dass sie gar keinen Raum mehr für meine Gereiztheit lassen.
Wie immer gilt: Unsere Kinder wollen uns nicht ärgern. Sie brauchen uns.
Diese Bedürfnisse und Sorgen kann ein weinerliches, unzufriedenes Kind haben:
1. Es braucht gerade mehr Zuneigung
Wenn ein Kind quengelig und dabei sehr kuschelig ist, sollten wir uns an die eigene Nase fassen: Waren wir vielleicht in den letzten Tagen ein- und angespannter als sonst? Musste unser Schatz sich größtenteils selbst beschäftigen? Dann fordert er jetzt seine Mama ein, oder vielmehr die uneingeschränkte Aufmerksamkeit seiner Mama. Zu recht! Also lassen wir doch einfach den Abwasch für später stehen, die Wäsche erstmal ungebügelt und sagen unseren Termin ab, wenn er nicht so wichtig ist – und kuscheln, spielen und reden wir mit unserem Kind, was das Zeug hält! Das tut uns auch gut, besonders an stressigen Tagen. Was kann schon wichtiger sein? Eben.
2. Es spürt negative Stimmungen
Kinder haben sehr sensible Antennen dafür, wenn Streit oder Sorgen in der Luft liegen. Und sie reagieren darauf nervös und traurig. Überdenken wir, wie wir in unserer Familie miteinander umgehen und ob etwas verändert werden kann/muss. Man kann auch kleinen Kindern viele Dinge schon altersgerecht erklären, wenn man mag. Es tut dem verunsicherten Kleinkind gut, dass es sich ernstgenommen und mit einbezogen fühlt.
3. Es verlangt nach etwas Besonderem
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass kleine Kinder manchmal jammern, weil sie nicht verstehen, dass sie etwas nicht bekommen. Durfte unser Kind zum Beispiel ein paar Tage länger aufbleiben und soll dann wieder zur gewohnten Zeit ins Bett – dann versteht es das nicht. Wie sollte es auch? Darf es sich beim Einkaufen ab und zu ein Pixibuch aussuchen, und manchmal nicht? Dann fordert es das möglicherweise durch Jammern ein. Denn, na klar, mit Pixibuch-Beute ist das Einkaufen eben doppelt so schön!
Als Lösung raten die Experten natürlich, konsequent zu sein. Bei der Schlafenszeit und solchen Dingen sehe ich das ein… aber heißt das nun auch, dass ich jedes Mal oder aber nie ein Pixibuch spendiere? Finde ich beides schwierig – da halte ich lieber ein paar quengelige Einkäufe aus, bei denen ich standhaft bleibe. Und genieße umso mehr die große Freude, wenn es das neue Büchlein eifrig durchblättert.
4. Es braucht unsere Hilfe
Eigentlich die logischte und wahrscheinlich häufigste Erklärung: Kinder sagen uns durch ihr Jammern, dass sie erschöpft sind und/oder etwas von uns brauchen. Viele könnten uns das im besten Quengelalter eigentlich schon mit Worten mitteilen, aber wenn sie müde und traurig sind, dann fällt es ihnen einfach leichter, wie im Babyalter (das ja noch nicht sooo lange her ist) zu wimmern. Und auch, wenn sie es nicht wissen: Schlauer ist es außerdem! Denn Menschen neigen dazu, schneller auf einen jammernden Tonfall zu reagieren als auf normale Ansprache. Helfen wir unseren Schatz aus der Klemme: Braucht er ein Nickerchen, einen Snack oder die Rettung aus einer stressigen Situation? Es liegt an uns, die (machbaren und nachvollziehbaren) Bedürfnisse unseres Kindes zu erfüllen.
Ich gebe zu, diese Erkenntnisse sind kein echtes Hexenwerk. Allerdings haben sie mir mal wieder deutlich vor Augen geführt, dass es immer einen Grund gibt, wenn meine Tochter quengelt. Das war mal wieder nötig. Jetzt kann ich einmal tief durchatmen und auf Lösungssuche gehen.
Und eines war ja klar: Kuscheln hilft auf jeden Fall. Und dazu bin ich immer genau die richtige Anquengel-, äh, Ansprechpartnerin!